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Filmer Jean-Pierre Bacri gestorben
Ein liebenswerter Griesgram

Im Alter von 69 Jahren verstorben: Schauspieler und Drehbuchautor Jean-Pierre Bacri.
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In seiner schönsten Rolle spielte Jean-Pierre Bacri einen Industriellen, dem man es nie recht machen kann. Ständig flucht er herum, im Theater zum Beispiel beklagt er sich: «Verdammt, es ist in Versen!» Doch dann verliebt er sich wie ein Schuljunge in die Hauptdarstellerin des Stücks. Um auf sich aufmerksam zu machen, besucht er bei ihr Englischstunden. Und weil sie in einer Nebenbemerkung sagt, sie möge keine Schnurrbärte, rasiert er seinen ab. Aber niemand bemerkt es. Schon gar nicht die Angebetete.

In Tat und Wahrheit waren Jean-Pierre Bacri und Agnès Jaoui, die Darstellerin der Lehrerin, längst ein Paar, als sie zusammen in dieser wunderbaren Komödie namens «Le goût des autres» (2000) auftraten. Gemeinsam hatten sie das Drehbuch geschrieben, sie führte Regie, er spielte die Hauptrolle.

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Es war bei weitem nicht ihre einzige Zusammenarbeit. Kennen und bald auch lieben gelernt hatte sich das Paar 1987 bei einem gemeinsamen Bühnenauftritt. Sie begannen zusammen Theaterstücke zu schreiben und auch Drehbücher für andere Regisseure, zum Beispiel «Smoking/No Smoking» und «On connaît la chanson» für Alain Resnais. Der französische Altmeister taufte die beiden liebevoll «Les Jacri», so wurden sie in ganz Frankreich bekannt.

«Le goût des autres» war das erste Drehbuch, das sie zum Eigengebrauch verfassten. Weitere folgten, und zwar auch noch, als sie kein Liebespaar mehr waren. Bacri machte in diesen Filmen das Mürrisch-Sein zu seiner ganz eigenen Kunst. Er konnte – auch privat – alle um ihn herum anschnauzen, um dann urplötzlich so liebenswert aufzutreten, wie er im Grunde seines Herzens wohl war.

Bacri zusammen mit seiner langjährigen Lebens- und Arbeitspartnerin Agnès Jaoui.

Jean-Pierre Bacri kam 1951 in Algerien zur Welt, seine Familie wanderte 1962 nach Cannes aus. Seine erste Rolle als Schauspieler war 1979 diejenige eines Chirurgen im Alain-Delon-Film «Le toubib». Viele weitere folgten, auf der Bühne und im Theater.

Im Zug in die Schweiz

Sein letzter Kinoerfolg war 2017 der Part eines Hochzeitsorganisators in «Le sens de la fête». Da war ihm aber die Krebserkrankung schon anzusehen, an der er seit Jahren litt – und an der er nun im Alter von 69 Jahren gestorben ist.

Zusammen mit Agnès Jaoui reiste Jean-Pierre Bacri zu Filmpremieren ab und zu auch in die Schweiz. Viel weiter ging er aber nicht, er litt an Flugangst und bestieg nie ein Flugzeug. Das verband ihn mit dem dänischen Regisseur Lars von Trier, der auch nicht fliegt. Auf eine entsprechende Bemerkung sagte Bacri bei einem Besuch in Zürich einmal, etwas mürrisch und doch so liebenswert: «Stimmt. Aber ich bin viel netter zu Frauen als Lars von Trier.»