AboAnalyse zum Urteil des Supreme CourtEin Gericht ohne historisches Bewusstsein
Eine Mehrheit des Obersten Gerichtshofs der USA hat sich dazu entschieden, nicht mehr allein Judikative zu sein, sondern exekutiv in die Geschicke des Landes einzugreifen. Donald Trump trägt daran nur eine Teilschuld.
Immer am Ende des Monats Juni verkündet der Supreme Court der USA wegweisende Urteile, und seit jüngerem sind diese Tage vor der Sommerpause des Obersten Gerichtshofs für die Republikanische Partei Tage der Ernte geworden. Im vergangenen Jahr kippte das Gericht das landesweit verbriefte Recht auf Abtreibung. Es überstellte die Entscheidung darüber an die Bundesstaaten, was dazu führte, dass im konservativen Süden ein Schwangerschaftsabbruch teils erheblich erschwert, teils de facto unmöglich gemacht wurde.