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Ein Feuerwerk nach der emotionalen Stille

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Auf einmal wird es ganz still. Das Getuschel, der Applaus, alles verstummt im VIP-Raum des Kriens-Stadions Kleinfeld, gleich zwischen SCK-Fanshop und der kleinen Hauptribüne. An der offiziellen Saisoneröffnung zur NLA werden die besten elf Fussballerinnen der Saison 2018/19 geehrt. Als Letztes Florijana Ismaili, die mit nur 24 Jahren verstorbene YB- und Nationalspielerin wird als eine der beiden besten Stürmerinnen ausgezeichnet. Zuvor ging bereits die Wahl des Tor des Jahres an Ismaili. Obwohl Wahl das falsche Wort ist: Da ihr Kopfballtreffer gegen Yverdon ohnehin zu den Nominierten gehörte, verzichtete der SFV auf das übliche Online-Voting.

Es ist nicht die letzte emotionale Geste des Abends.Vor Anpfiff der Partie zwischen Luzern und Basel gibt es eine Schweigeminute für Ismaili. Nicht wenige sind den Tränen nahe. Die Szene in der Schweiz ist klein, man kennt sich. Und Ismaili war sehr beliebt.

Es geht aber nicht nur um Ehrungen an diesem Abend. Es geht auch um die Schere zwischen Mann und Frau, die, so gut es geht, geschlossen werden soll. SFV-Präsident Dominique Blanc wünscht sich, dass nicht mehr von «Frauenfussball» gesprochen wird: «Es sollte keine Trennung mehr von Männer- und Frauenfussball geben. Es ist ganz einfach Fussball, das ist für alle. Heute ist es kein Frauenfussball-Abend, sondern eine Fussballveranstaltung.» Etwas enttäuscht ist Blanc allerdings, dass die Anzahl der lizenzierten Fussballerinnen zuletzt nicht wie erhofft gestiegen sei. Auch die Zuschauerzahl bei Meisterschafsspielen ist gleich tief geblieben, es sind nicht oft mehr als 150: «Und das, obwohl das Spektakel viel besser geworden ist.»

Noch sehen das nicht alle so

Damit dies auch die breite Masse merkt, muss aber noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Auf der Tribüne fragt ein älterer Herr seinen Sitznachbar mitten im Spiel, wie viel es denn bei Spartak Moskau gegen Thun steht. Nicht alle der über 1083 verkündeten Zuschauer (erwartet wurden um die 300) interessieren sich vorwiegend für die Frauen. Er sei gezwungenermassen da, arbeite hier, in der schmucken Heimstädte des SC Kriens. Ob er bisher überzeugt ist? «Ich sage immer, das hier ist 3.-Liga-Niveau.» Deshalb plant er auch keinen weiteren Besuch bei den Frauen des FC Luzern: «Da schaue ich lieber einen guten 3.-Liga-Match in der Region.»

Dabei startet die Partie mit einem Feuerwerk: Irina Pando, eine von fünf Torschützenköniginnen der vergangenen Saison, schiesst nach wenigen Sekunden das 1:0 für Luzern. Und als Pando mit einem hübschen Distanzschuss das 3:0 und damit ihren dritten persönlichen Treffer des Abends erzielt, klatscht aber auch der Herr auf der Tribüne. Schon noch schön sei jetzt das gewesen.

Ein spektakuläres Spiel wird verrückt

Dominik Erb, Medienchef des Frauen-Nationalteams, findet, die Frauen hätten zwar unterschiedliche physische Voraussetzungen, aber dafür auch viele eigene Vorteile. Nicht nur technisch seien sie hervorragend ausgebildet, da gebe es auch diese unberechenbare Note im Spiel. Am Ende der Auftaktpartie ist er überrascht, wie recht er behalten sollte. Denn in den letzten zehn Minuten wird ein spektakuläres Spiel mit Torchancen auf beiden Seiten zu einer verrückten Partie. In der 83. Minute erzielt die eingewechselte Ivana Fuso das 1:3. Zwei Minuten später das 2:3 durch Marion Rey. Und tief in der Nachspielzeit erzielt die erst 16 Jahre alt gewordene Riola Xhemaili, eine exquisite Fussballerin mit feiner Ballbehandlung, mit einem strammen Schuss den Ausgleich. Die Baslerinnen bejubeln das 3:3 wie einen Sieg.

Es ist ein Auftakt, der Lust macht auf mehr. Tatjana Haenni, Frauenfussball-Chefin beim SFV, ist sich sicher, dass die NLA so spannend wird wie noch nie. Die Dominatorinnen vom FC Zürich mussten einige gewichtige Abgänge verkraften und die Konkurrenz verstärkte sich. Die Zürcherinnen dürften also nicht mehr mit 30 Punkten Vorsprung davonziehen. «Der Frauenfussball braucht diese Spannung», sagt Haenni. Auffällig, wie oft Blancs Wunsch an diesem Abend unerfüllt bleibt und dennoch von «Frauenfussball» gesprochen wird. Insbesondere von den Akteurinnen selber. Es scheint tief verankert zu sein.

Haenni kündigt auch an, dass bald strategische Entscheide getroffen werden. Das ist bitter nötig, die Schweiz droht den Anschluss zu verlieren. Denn, wie sie sagt: «Links und rechts passiert viel.»