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Jeremy Freiburghaus
Ein Bündner beendet die Schweizer Golfkrise

Das Spiel möglichst einfach halten: Jeremy Freiburghaus dürfte kommende Saison auf der Europatour spielen, als erster Schweizer seit 18 Jahren.
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Es wurden aufregende Momente, als Jeremy Freiburghaus am Sonntag im Österåkers Golfklubb von Stockholm seine letzte Runde beendet und seine Ausgangslage realisiert hatte: Er lag an diesem Challenge-Turnier allein in Führung, und der Einzige, der ihn noch überholen konnte, hatte drei Löcher vor Schluss zwei Schläge Rückstand auf ihn. «Während der Runde hatte ich versucht, nicht auf das Leaderboard zu schauen.»

Sein erster Sieg auf dieser Tour war zum Greifen nah. Doch der Spanier Emilio Cuartero Blanco produzierte tatsächlich noch einen Eagle und ein Birdie und schnappte Freiburghaus den Triumph in letzter Sekunde weg, verdrängte ihn auf Rang 2. «Dass er einen solchen Finish schaffen würde, hätte ich nicht gedacht», sagt der 26-jährige Bündner aus Bonaduz und lacht etwas bittersüss. «Es war schon ein Dämpfer.»

Zur Belohnung startet er in Crans

Für den inzwischen klar besten Schweizer Golfer – in der Weltrangliste schon auf Rang 333 angelangt – waren dieser zweite Rang und die 27’500 Euro Preisgeld dennoch ein kapitaler Erfolg. Dank ihm verbesserte er sich in der Tour-Gesamtwertung von Rang 12 auf 4. Die Top 20 dieser Wertung nach dem Finale auf Mallorca (3. bis 6. November) steigen auf und spielen 2023 auf der Europatour, sozusagen in der europäischen Champions League.

«Es ist schwierig, auszurechnen, aber wir denken, es sollte reichen.»

Jeremy Freiburghaus

21 der 28 Turniere sind gespielt, und die Gefahr, dass Freiburghaus auf der Zielgeraden noch aus den Top 20 fällt, ist gering, müssten ihn doch noch 17 Spieler überholen. «Es ist schwierig, auszurechnen, aber wir denken, es sollte reichen», sagt er. «Aber ich spiele weiter voll durch, und mein Ziel ist, mich so weit vorn wie möglich zu klassieren. Denn es hat auch einen Einfluss, ob du in der Gesamtwertung Fünfter oder Zwanzigster wirst.»

Sollte der Bündner aufsteigen, wäre dies für die seit langem darbende Schweizer Golfszene der Männer die beste Nachricht seit Jahren. 18 Jahre sind vergangen, seit mit Julien Clément 2004 letztmals ein Schweizer die Spielberechtigung auf der Europatour besass. 

Auch kurzfristig hat sein zweiter Rang einen wertvollen Nebeneffekt für die Schweizer Szene: Statt im schwedischen Helsingborg wird Freiburghaus diese Woche am European Masters in Crans-sur-Sierre antreten, genau wie seine Challenge-Tour-Kollegen Benjamin Rusch, Joel Girrbach und Robert Foley, mit denen er fast die gesamte Zeit unterwegs ist.

«Dieser zweite Rang gibt mir etwas Luft, und ich kann es mir leisten, ein Turnier der Challenge-Tour auszulassen», sagt er. Freiburghaus spielt erstmals als Berufsspieler im Wallis und freut sich enorm darauf. «Ich finde das Turnier und den Ort den Hammer und hatte ohnehin Lust, zu spielen. Dass es jetzt doch noch klappt, ist super.» Am European Masters, das international eher schwach besetzt ist, sehe er auch schon, was 2023 auf der Europatour auf ihn zukommen könnte. 

Freiburghaus hofft nun, dass der 33-jährige Weinfelder Benjamin Rusch ebenfalls noch den Sprung in die Top 20 schafft, «dann könnten wir gemeinsam hoch, das wäre schön». Wie er hatte Anfang Juni in Italien auch Rusch, der auf Rang 29 der Gesamtwertung liegt, seinen ersten Turniersieg auf der Challenge-Tour erst am letzten Loch verpasst. 

Er will zum Tiger Woods der Schweiz werden

Freiburghaus war durch seinen Vater Philippe, der Golflehrer in Bad Ragaz und später in Domat/Ems wurde, früh zum Golf gestossen. Als Elfjähriger wies er bereits ein einstelliges Handicap auf (also unter 10.0), und als er erstmals Tiger Woods gesehen hatte, stand für ihn fest, dass er Golfprofi werden wollte. Der ausgebildete Informatiker und Eishockeyfan geht mit einem gesunden Selbstvertrauen durch die Welt und sieht seine Mission darin, dem Schweizer Männergolf neuen Schwung zu verleihen und die internationale Baisse zu beenden. 

Schon in seinem ersten Profijahr gewann er auf der Einsteigertour (Pro Golf Tour) drei Turniere und qualifizierte sich 2021 für die Challenge-Tour. Diese beendete er auf Rang 59, realisierte aber nach einem 3. Rang rasch, dass er dort «gut mitmischeln» könne. Der Start in diese Saison verlief in Südafrika aber nicht optimal. «Ich versuchte danach, mich etwas vom Technischen zu distanzieren und mit dem zu spielen, was ich habe, mehr auf den Moment zu fokussieren.» Oder, kürzer gesagt: «Ich versuchte, weniger zu studieren, das Spiel einfach zu halten.» 

Auch mental stark: Jeremy Freiburghaus hatte in seinem Vater von klein auf einen wichtigen Mentor.

In seinen bisherigen 18 Turnieren klassierte er sich sechsmal in den Top 10 und totalisiert inzwischen 104’072,52 Euro Preisgeld. Schon einmal war er im Sommer Zweiter geworden, bei der Scottish Challenge in Aberdeenshire. «Jenes Turnier war noch spannender für mich als das in Schweden, weil ich als Leader in die Schlussrunde ging», erzählt Freiburghaus. «Von jener Erfahrung konnte ich nun profitieren.» Damals hatte er die Schlussrunde mit einer 71 beendet – in Stockholm waren es diesmal nur 65. «Das war schon stark», sagte er am Montag während seiner Reise von Stockholm nach Crans-Montana – mit einem Abstecher nach Bonaduz («um den Koffer aus- und neu einzupacken»). 

Sein Umfeld müsste er als Mitglied der Europatour nicht gross umstellen, denkt Freiburghaus. «Einen festen Caddie habe ich momentan nicht, das müsste ich anschauen. Aber da bin ich nicht so wählerisch. Ein Caddie muss für mich kein Profi sein, ein Kollege reicht mir schon.» Alles möglichst einfach halten, eben. Golf ist schliesslich keine Raketenwissenschaft.

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