Joe Bidens GeheimdokumenteEin Anschauungsbeispiel für Trumps Empörungsmaschinerie
Der Fund von geheimen Unterlagen in einem Büro von Joe Biden ist gründlich zu untersuchen. Aber er scheint eine Lappalie zu sein im Vergleich zu dem, was Donald Trump in seinem Kitschpalast in Mar-a-Lago hortete.
Der eine Präsident nimmt nach dem Ende seiner Amtszeit kistenweise Akten mit. Die lässt er in einem verschlossenen, aber kaum gesicherten Nebenraum seines Privatclubs herumliegen, mit «Liebesbriefen» des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-un wedelt er sogar vor Gästen herum. An die Medien sickert durch, unter den über 300 geheimen Dokumenten hätten sich Atomgeheimnisse eines anderen Staates befunden.
Der andere Präsident nimmt geheime Unterlagen mit in ein privates Büro, wo er sie jahrelang liegen lässt. In einem verschlossenen Schrank zwar, aber doch in den Räumen eines Thinktanks, der es zu seinen Aufgaben zählt, ausländische Gäste zu empfangen. Unklar ist, wie sensibel die Informationen sind in dem knappen Dutzend Akten, um die es sich laut Medienberichten handelt.
Beide machen keine gute Figur
Weder Präsident Trump noch Präsident Biden machen in diesen Schilderungen eine gute Figur. Dennoch sind die beiden Fälle nach dem bisherigen Wissensstand anders gelegen, und bei der Aufarbeitung zeigen sich markante Unterschiede zwischen den beiden Herren.
Trump spielte mit dem Nationalarchiv Katz und Maus, bis das FBI in seiner Kitschburg eine Razzia durchführte. Als hingegen Bidens Anwälte geheime Dokumente fanden, schalteten sie sofort die Behörden ein, mit denen sie vollumfänglich kooperieren.
Trump setzte sofort die Empörungsmaschinerie in Gang. Die geheimen Akten wurden zu «hochgeheimen Dokumenten», die Biden «gestohlen» hatte, um sie gegen Schmiergeld «an China zu geben». Trump rächt sich nun, weil er von den Demokraten verdächtigt wurde, ein Vasall Russlands zu sein.
Auf der Strecke bleiben, einmal mehr, die Aufrichtigkeit in der demokratischen Debatte und die nationale Sicherheit. Fehler im Umgang mit Geheimakten kommen vor. Sie sind nüchtern aufzuarbeiten, um daraus zu lernen. Genau das tun im Fall Biden jetzt die Justizbehörden, im Wissen darum, dass ihre Arbeit nicht nur von den Republikanern mit Argusaugen verfolgt wird.
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