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Meinung

Kolumne «Fast verliebt»
Wenn der Arbeitsehemann Eifersucht weckt

Lächelnde Frau mit lockigem Haar in einem grauen Pullover mit rotem Lippenmuster.
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«Wie gehts eigentlich deinem Lieblingskollegen?», fragte ich beim Sonntagsspaziergang eine Freundin, die ich länger nicht gesehen hatte. Normalerweise erwähnt sie ihn von allein, diesmal gar nicht. Die beiden unterstützen einander, mögen die Arbeit des jeweils anderen, bilden ein tolles Team und teilen auch noch den gleichen Humor. «Ähm», sagte sie jetzt: «Ich weiss gar nicht so recht, wie es dem geht.»

Wie sich herausstellte, hat zwischen meiner Freundin und ihrem Arbeitsehemann eine gewisse Entfremdung stattgefunden. Das wiederum scheint viel mit ihrem richtigen Ehemann zu tun zu haben beziehungsweise: mit einem Abendessen zu dritt.

Es war vor ein paar Monaten. Meine Freundin ass direkt nach der Arbeit mit ihrem Lieblingskollegen schnell noch etwas im Imbiss neben dem Büro. Ihr Mann rief an, er wollte dazustossen. So weit, so harmlos.

Als ihr Mann eintraf, waren meine Freundin und ihr Kollege in heiterer Feierabendstimmung. Dann aber «wurde es seltsam angespannt», wie meine Freundin erzählt.

Voraus ging dem Ganzen eine längere Geschichte von Sticheleien ihres Mannes. «Dabei war da nie was zwischen uns», sagte meine Freundin, ihr Kollege sei einfach die Person, mit der sie «am liebsten und am engsten» zusammenarbeite. Ihr Mann aber musste dauernd Sprüche über ihn machen.

Als sie und ihr Mann nach dem Imbiss-Abend heimgingen, wurde dieser richtig fies. Er sagte, ihr Kollege sei «politisch naiv», «arrogant» und habe ausserdem ein «künstliches Lachen». Vor allem aber passte ihm nicht, dass seine Frau im Umgang mit dem Kollegen «irgendwie anders» gewesen sei.

Arbeits-Ich ist oft anders als privates Ich

Bei der Arbeit leben viele Menschen eine Seite von sich aus, die sie privat nicht so sehr zeigen – und umgekehrt. Manche Partner fühlen sich deshalb bedroht von engsten Kolleginnen und Kollegen. Aber das ist ein Zeichen von Unreife.

Eifersucht ist bekanntlich eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft. Tatsächlich gehört zu den häufigsten Gründen, die untreu gewordene Menschen für ihre Seitensprünge angeben, dass sie mit der Affäre eine Seite von sich ausleben konnten, die in ihrer Beziehung nicht erwünscht war.

Wer aber merkt, dass der eigene Schatz sich im Umgang mit anderen «irgendwie anders» zeigt als daheim, wer merkt, dass da noch etwas ist, was man nicht so gut kennt, der sollte sich für diese Seite öffnen, anstatt sie zu bekämpfen.

Eifersucht ist das Problem des Eifersüchtigen. Wenn jemand in seiner Eifersucht so weit geht, dass er unsere harmlosen, freundschaftlichen Beziehungen schädigt, gegen den sollten wir uns wehren. Meine Freundin jedenfalls hat entschieden, sich ihren Lieblingskollegen zurückzuerobern, rein beruflich natürlich – und ihrem Mann da mehr Toleranz abzuverlangen.

Mit diesem Text endet Claudia Schumachers Beziehungskolumne «Fast verliebt» in der SonntagsZeitung.