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Präsidentschaftswahl in Frankreich
Ehrgeizige Musterschülerin tritt gegen Macron an

Pécresse hat in Frankreich das Image einer Musterschülerin: geboren im schicken Pariser Vorort Neuilly, Schulzeit auf einem katholischen Gymnasium, Abi mit 16, Zweitbeste ihres Jahrgangs in der Elite-Hochschule ENA, Beraterin unter Präsident Jacques Chirac.
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Mit ihr hatte noch vor kurzer Zeit kaum jemand gerechnet: Die ehemalige Ministerin Valérie Pécresse zieht für die französischen Republikaner in den Präsidentschaftswahlkampf. «Ich denke heute an alle Frauen in Frankreich. Ich werde alles tun, um zu triumphieren», verkündete die liberalkonservative Politikerin am Samstag nach ihrem Sieg in der parteiinternen Stichwahl gegen den stark rechtsgerichteten Abgeordneten Eric Ciotti.

Für Frankreichs Republikaner ist es das erste Mal, dass sie mit einer Frau an der Spitze in den Präsidentschaftswahlkampf ziehen. «Ich bin die einzige, die gegen Emmanuel Macron gewinnen kann», hatte Pécresse selbstbewusst erklärt, nachdem sie in der ersten Runde der Vorwahlen überraschend stark abgeschnitten hatte und in die Stichwahl eingezogen war.

Die 54-Jährige gilt als überaus ehrgeizig – wie auch opportunistisch. 2019 war sie nach dem schlechten Abschneiden der konservativen Republikaner bei der Europawahl aus der Partei ausgetreten. Sie gründete ihre eigene Bewegung und plädierte für eine offene Vorwahl der Konservativen – so wie 2016, als sich fast vier Millionen Menschen daran beteiligten.

Doch als es darauf hinauslief, dass allein die 140’000 Parteimitglieder über die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner abstimmen sollten, trat Pécresse – wie auch der damalige Favorit Xavier Bertrand – flugs wieder in die Partei ein. «Das ist ein ganz logischer Schritt, da ich ja von Anfang an beschlossen habe, im Team zu spielen», erklärte sie im Oktober.

Drei Frauen treten im Wahlkampf an

Pécresse hat in Frankreich das Image einer Musterschülerin: geboren im schicken Pariser Vorort Neuilly, Schulzeit auf einem katholischen Gymnasium, Abi mit 16, Zweitbeste ihres Jahrgangs in der Elite-Hochschule ENA, Beraterin unter Präsident Jacques Chirac.

Bekannt wurde sie in der Regierungszeit von dessen Nachfolger Nicolas Sarkozy, der sie zur Hochschul-Ministerin machte. In dieser Zeit setzte sie eine umstrittene Hochschulreform durch, die Universitäten mehr Autonomie einräumen sollte. Für jeweils weniger als ein Jahr war Pécresse unter Sarkozy auch Regierungssprecherin und Haushaltsministerin.

Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo tritt für Sozialisten an. 

Seit 2015 ist sie die Vorsitzende der Hauptstadtregion Ile-de-France und liegt als solche im Dauerkonflikt mit der sozialistischen Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo – die ihrerseits für die PS bei der Präsidentschaftswahl antritt. Da auch die Rechtspopulistin Marine Le Pen weiter mit im Spiel ist, wird der Wahlkampf für die Präsidentschaftswahl im kommenden April in Frankreich so weiblich wie nie zuvor.

Für Macron ist die «Versaillaise» schwerer angreifbar

Laut aktuellen Umfragen hat Pécresse allerdings wenig Chancen, bei der Präsidentschaftswahl in die erwartete Stichwahl zu kommen. Ende November hatte sie mit elf Prozent weit hinter Amtsinhaber Emmanuel Macron (23-24 Prozent) zurückgelegen, der seine Kandidatur noch nicht öffentlich erklärt hat. Auch schnitt Pécresse in dieser Umfrage schlechter ab als Le Pen (19-20 Prozent) und der rechtsextreme Polit-Neuling Eric Zemmour (13 Prozent).

Zu den Wahlkampfthemen von Pécresse zählen Arbeit, Familie und Einwanderung. «Ich werde die Reformen durchziehen, die Macron nicht gemacht hat», erklärt sie und verspricht Gehaltssteigerungen für Geringverdiener und eine Reform der Arbeitslosen- und Rentenversicherung.

«Ich will auf den Strassen und an unseren Grenzen wieder Ordnung schaffen», kündigt Pécresse auch an. «Unkontrollierte Einwanderung» solle gestoppt werden, die Vergabe von Visa an die Rücknahme illegaler Einwanderer geknüpft werden.

Vielen Linken ist in Erinnerung geblieben, dass Pécresse sich mehrfach an Demonstrationen gegen die «Ehe für alle» beteiligt hatte. Bereits bevor das Gesetz verabschiedet war, hatte Pécresse erwogen, Ehen zwischen Homosexuellen auch nachträglich zu Lebenspartnerschaften herabzustufen. Später distanzierte sie sich von dieser Idee und räumte ein, ihre Meinung zur Homo-Ehe geändert zu haben.

Für Macron ist der Erfolg von Pécresse eine eher schlechte Nachricht. Es heisst, er habe sich schon auf den weniger profilierten Ex-Arbeitsminister Bertrand vorbereitet. Die «Versaillaise», wie Pécresse wegen ihres Wohnorts Versailles genannt wird, wird für ihn schwerer angreifbar sein.

AFP/ij