Unter KorruptionsverdachtEhemaliger König Juan Carlos hat Spanien verlassen
Wohin der ehemalige König gegangen ist, ist noch unklar. So will Carlos offenbar verhindern, dass gegen ihn eingeleitete Ermittlungen wegen Schmiergeldzahlungen seiner Familie schaden – seine Frau bleibt in Madrid.
Der frühere spanische König Juan Carlos I. hat sein Land verlassen. Wohin er gegangen ist, war am Montagabend zunächst unklar. Juan Carlos ist bei der eigenen Familie, seinem Sohn und Nachfolger Felipe VI. seit längerer Zeit in Ungnade gefallen, weil er in Finanzskandale und Affären verwickelt ist. Die spanische Justiz ermittelt gegen ihn, auch in der Schweiz laufen Untersuchungen. Bei grossen Teilen des eigenen Volks hat der frühere König seinen einstmals guten Ruf längst verspielt.
Die königliche Familie veröffentlichte am Montagabend überraschend einen Brief von Juan Carlos an seinen Sohn. Darin heisst es, er, Juan Carlos, informiere den Monarchen über seine Entscheidung, aus Spanien wegzuziehen. «Es ist eine Entscheidung, die ich mit tiefen Gefühlen, aber mit grosser Ruhe treffe», fügt Juan Carlos in dem Brief hinzu, der auf der Webseite des Königshauses veröffentlicht wurde. Seine Ehefrau, Doña Sofía, geht nicht mit, sie bleibt im Zarzuela-Palast wohnen, berichteten spanische Medien.
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Spanische Staatsanwälte ermitteln gegen Juan Carlos wegen des Verdachts, dass er von Saudi-Arabien Schmiergelder in Millionenhöhe erhalten hat. Er hatte vor mehr als zehn Jahren im Bauvorhaben einer Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Mekka und Medina vermittelt, ein spanisches Konsortium erhielt den Zuschlag.
Zudem hatte es mehrere andere Skandale gegeben, die den Ruf des alternden Königs ruinierten. So liess er sich nach einer Grosswildjagd in Botswana mit einem toten Elefanten fotografieren. Dabei kam heraus, dass ihn auf der Reise eine Frau begleitet hatte, die nicht Königin Sofia war. Die Familie zwang Juan Carlos, die Liaison aufzugeben, die frühere Geliebte und Beraterin setzt das Königshaus seitdem mit Enthüllungen unter Druck.
Juan Carlos droht möglicherweise sogar eine Haftstrafe
2014 dankte Juan Carlos ab, Sohn Felipe VI. bestieg den Thron. Er hat sich von seinem Vater distanziert, zwischenzeitlich auf sein künftiges Erbe verzichtet und seinem Vater sogar die jährliche Apanage in Höhe von 194'232 Euro gestrichen. Durch seine Abdankung nach fast vier Jahrzehnten auf dem Thron verlor der heute 82-jährige Juan Carlos die Immunität, den die Verfassung dem Staatsoberhaupt gewährt. Es könnte also sein, dass er ins Gefängnis müsste, wenn die Vorwürfe über Vorgänge, die sich nach 2014 ereignet haben, als belastbar erweisen.
Spanische Medien berichten seit Jahren über Ermittlungen in der Schweiz, wonach Juan Carlos dort Millionen Euro geparkt haben soll, die vom verstorbenen saudischen König Abdullah stammen könnten. Ermittler sehen darin einen möglichen Versuch, das Geld vor dem Finanzamt zu verbergen.
Juan Carlos regierte Spanien von 1975 bis 2014. Seine Einsetzung hatte noch der Diktator Francisco Franco verfügt, der König führte das Land aber nach dessen Tod in die Demokratie.
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