Mieses Spiel mit Larry MitchellWie der EHC Kloten seinen Sportchef vorführt
Dank Larry Mitchell liegt der vorzeitige Ligaerhalt wieder in Griffweite. Seinen interimistischen Platz an der Bande muss er dennoch räumen. Und bei der Trainerwahl wurde er übergangen.
«Watson» brachte den Stein ins Rollen. Stephan Mair werde neuer Kloten-Trainer, vermeldet das Online-Portal am Mittwochabend. Im November gab der Club die Trennung von Trainer Gerry Fleming um halb zwei Uhr nachts bekannt, nun reagiert Kloten mit betretenem Schweigen. Mair bedankt sich derweil auf Social Media für die Glückwünsche.
Am Donnerstagmorgen legt «Watson» nach. Ambris Sportchef Paolo Duca erklärt, weshalb dem U-20-Trainer die Freigabe erteilt wurde. Duca: «Wenn ein Trainer eine Chance in der höchsten Liga bekommt, dann ist es auch im Sinne des Sports, ihm diese zu ermöglichen.» Kloten schweigt weiter, feiert auf seiner Homepage noch die Derby-Siege.
Erst um 12 Uhr mittags folgt die Bestätigung. Präsident Jan Schibli echauffiert sich, weil ihn ein Journalist telefonisch zu kontaktieren versucht. In der Medienmitteilung irritiert ein Satz. Es handelt sich um ein Zitat des Geschäftsführers Anjo Urner: «Larry Mitchell war in die Nachfolgeregelung des Head-Coachs involviert.» Es erscheint logisch, wird die Sportabteilung miteinbezogen. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.
Als erstmals der Name Mair fiel, sprach sich Sportchef Mitchell vehement dagegen aus. Auch andere Mitglieder der sechsköpfigen Sportkommission äusserten Zweifel. Doch ihre Argumente fanden kein Gehör. Die Präsidenten Jan Schibli und Jan Sommerhalder begannen hinter dem Rücken der Sportabteilung Gespräche zu führen und verpflichteten Mair. «Die sportliche Führung», so steht es im Communiqué, «ist überzeugt, mit Mair die optimale Lösung gefunden zu haben.»
Klotens Spiel mit der Glaubwürdigkeit
Man kann Mitchell vorwerfen, was man will: Gewiss bewies der 56-Jährige nicht bei allen Transfers ein glückliches Händchen. Über Nathan Beaulieu etwa machte sich schon die Konkurrenz lustig. Doch welcher Sportchef liegt immer richtig? Was soll Berns Andrew Ebbett sagen? Mitchell stand in der Krise hin, war bereit, das Doppelmandat als Sportchef und Trainer zu übernehmen. Ohne einen Franken mehr Lohn, dafür mit dem Risiko, dass ihm im Falle eines Scheiterns der gesamte Misserfolg angelastet wird.
Mitchell machte seine Sache gut, sehr gut sogar. Als Dank wurde er bei der wichtigsten Personalentscheidung übergangen und muss trotz zuletzt drei Siegen in Serie seinen Platz an der Bande nächste Woche räumen. «Der Club hat viele Fehler begangen. Ich war ein Teil davon», sagte Schibli unlängst. Dem EHC gelang es, sich während vier Jahren in der Swiss League zu rehabilitieren und seine Glaubwürdigkeit wiederzuerlangen. Nun spielt der Club mit eben dieser Glaubwürdigkeit. Und führt seine Angestellten vor. Allen voran Mitchell, der nach Mairs Verpflichtung angehalten wurde, in der Kabine eine Rede zu halten.
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