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Egal wie komplex, für die Schule macht Stäfa alles

Legende: Das Schulhaus Kirchbühl Nord platz aus allen Nähten und ist Symptom für den Raumbedarf der Schule Stäfa bis 2030.

Stäfa wächst und die Schule braucht Platz. Sie stösst heute schon mit 1400 Kindern und Jugendlichen an ihre Raumgrenzen. Bis 2030 braucht die Schule Stäfa drei zusätzliche Klassen im Kindergarten, fünf in der Primarschule und zwei in der Sekundarschule – abgesehen von Platzbedarf an schulergänzenden Angeboten und Anpassungen an den Lehrplan 21. Alleine die Tagesbetreuung muss in diesem Planungshorizont von 180 auf 600 Plätze vergrössert werden. Stäfa plant mit einem Investitionsvolumen von rund 30 Millionen Franken.

Diese Zahlen, die Hochbauvorstand Andreas Utz (GLP) am Montagabend in der Kirche Stäfa vor Augen hielt, leuchteten ein. Er nannte es «Planungssicherheit schaffen», um den Handlungsbedarf nach Prioritäten zu erkennen, wenn sich die Raumnot konkret abzeichnet. Dass sich beim Geschäft «Entwicklungsprojekt Schule Stäfa 2030» dennoch keine Euphorie unter den 339 Stimmberechtigten breit machte, hatte andere Gründe: Die Komplexität und immerhin eine Dreiviertelmillion Franken, die eine Vorstudie für die zukünftigen Platzbedürfnisse der Schule braucht.

Logische Lösung unmöglich

Weil in diesem Betrag auch 160.000 Franken für ein konkretes Bauprojekt (Kindergarten Zentrum) enthalten sind, wird die Sache noch ein Stück abstrakter, um nicht zu sagen verwirrender.

Zudem ist es für Laien nicht gerade leicht verständlich, wenn ein Schulhaus unter Platznot leidet, ein anderes Leerraum anbietet aber kein direkter Ausgleich möglich ist. Wenn, dann sind kaskadenartige Verschiebungen nötig. Das akute Platzproblem im Kirchbühl Nord könnte zum Beispiel gelöst werden, wenn zwei Kindergartenklassen aus dem benachbarten Kirchbühl Süd in die nahe unterbelegte Schulanlage Obstgarten ausgelagert würden. Dann gliche das Kirchbühl Nord seine Raumengpässe im Kirchbühl Süd aus.

Eine solch logisch scheinende Lösung lehnt aber der Gemeinderat ab – aus nachvollziehbarem Grund. Denn Kindergärtler passten nicht ins urbane Umfeld der von Jugendlichen besuchten Sek Obstgarten. Besser würden die Kapazitäten dort für die Schulverwaltung und die Psychomotorik genutzt. Also weitersuchen, eventuell sogar eine komplette Schulanlage im Zentrum neu bauen.

Viele Fragen und Daten

Dieses Geschäft zeigte die Grenze einer Gemeindeversammlung auf: Wer soll solch komplizierten Stoff guten (Ge)Wissens beurteilen können? Selbst wer die 60 Seiten im Weisungsheft aufmerksam gelesen hatte, wurden mit zu vielen Fachbegriffen und Alternativen überfüttert ohne alles verstehen zu können. Etwa, worin die Unterschiede zwischen einer Vorstudie, einer Machbarkeitsstudie, einer Projektstudie und Abklärungen liegen.

Oder das Kapitel Lehrschwimmbecken: Schulhaus und Schwimmbecken sind am selben Ort oder an verschiedenen Standorten. Das Lehrschwimmbecken ist klein (18 auf 12 Meter) und wird vorwiegend für den Schwimmunterricht genutzt oder ist mittelgross (25 auf 12 Meter) und wird auch öffentlich genutzt. Dazu gibt es unter den erwähnten Varianten fünf Standorte zur Wahl, ergibt dmenach 20 Lösungsansätze. Alle Möglichkeiten und Fragen will die Schule mit geschätzten Kosten von 40.000 Franken prüfen und beantworten.

Am Schluss der Präsentation und Debatte wurde dem Antrag doch deutlich zugestimmt, zumal nur die CVP als einzige Partei das Entwicklungsprojekt Schule Stäfa 2030 zur Ablehnung empfahl. Die Zusammenfassung im dicken Weisungsheft gab wohl auch den Ausschlag. Darin heisst es: «Gute Schulen mit einem funktionierenden Betreuungsangebot machen Stäfa attraktiv für junge Familien mit Kindern. Diese wirken der Überalterung der Bevölkerung entgegen und halten das Leben im Dorf.» Wer will einem solch hehren Leitmotiv schon widersprechen?

Nicht übermütig werden

Im Vergleich dazu waren die übrigen sechs Anträge des Gemeinderats leichte Kost. Die Jahresrechnung von Stäfa schliesst mit 6,2 Millionen Franken im Plus um 5,3 Millionen besser ab als budgetiert. «Das ist ein ordentlicher Abschluss», sagte Finanzvorstand Simon Hämmerli (FDP).

Der Cash-Flow von rund 15 Millionen Franken entspreche exakt den finanzpolitischen Zielen einer Gemeinde wie Stäfa. Zugleich warnte er aber, die «Investitionsbremse nicht gleich ganz zu lösen». Auch RPK-Präsident Michael Meyer (FDP) sprach sowohl von einem «guten Resultat» als auch von «nicht übermütig werden».

Ende der Amtsperiode

Ebenso einmütig hiess die Versammlung einen Umbaukredit von 670.000 Franken gut. Für diesen Betrag wird das Rudolfheim an der Seestrasse 23 zu einem Stützpunkt für Spitex umgewandelt. Um 2,2 Millionen Franken darf die Gemeinden die Liegenschaft «Harmonie» an der Seestrasse 91 zwischen Gemeindewerken und Feuerwehr-Depot kaufen.

Die regionale Suchtprävention Samowar erhält bis Ende 2021 weiter einen Jahresbeitrag von 104.000 Franken. Auch die Umzonung der Seeanlage Lattenberg von der Freihalte- in die Erholungszone zwecks Entfaltungsmöglichkeiten von Strandbad, Ruderclub und Segelclub wurde mit klarem Mehr und gegen einen Ablehnungsantrag der CVP bewilligt. Gar einstimmig verabschiedete die Gemeindeversammlung die Bauabrechnung für das 2016 fertiggestellte Wasserreservoir Risi mit 1,4 Prozent Kostenüberschreitung.

Nach knapp eineinhalb Stunden schloss Gemeindepräsident Christian Haltner (FDP) nicht nur diese Versammlung, sondern auch die vierjährige Amtsdauer der alten Behörden. Für die Ende April neugewählten Mitglieder beginnt am 1. Juli der politische Ernst des Lebens.