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Meinung

Editorial zum Hass bei Jugendlichen
Wir Eltern und Älteren müssen uns überlegen, ob wir als Vorbilder taugen

Protesters take part in a rally in support of Palestinians, in Geneva, Switzerland, Saturday, June 08, 2024. Thousands of Israelis and Palestinians have been killed since the militant group Hamas launched an unprecedented attack on Israel from the Gaza Strip on 07 October 2023, and the Israeli strikes on the Palestinian enclave which followed it. (KEYSTONE/Martial Trezzini)
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Die Kritik, dass die Jugendlichen verdorben, böse, gottlos und faul sind, ist tausende Jahre alt. «Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer», sagte Sokrates vor 2500 Jahren. Und dass die Jungen jene Themen ausloten, welche die Erwachsenen besonders provozieren, wie das der Sozialarbeiter Marco Bezjak sagt, ist schon fast eine Banalität.

Doch wenn eine Umfrage der Uni Freiburg und der Zürcher Hochschule ZHAW ergibt, dass Ausländerfeindlichkeit, Homophobie, Muslimfeindlichkeit und Antisemitismus innert zwei Jahren um rund ein Drittel zulegen, lohnt es sich, hinzuschauen. In den letzten zwei Jahren ist tatsächlich einiges geschehen, das zur Radikalisierung beigetragen hat. Da sind einmal die Kriege in der Ukraine und in Gaza. Hinter beiden steckt der gegenseitige Hass von ganzen Völkern. Kein Wunder, färbt dieser Hass auch auf die Jugendlichen bei uns ab, obwohl wir von den Konflikten nur indirekt betroffen sind.

Gerade beim Gaza-Krieg, der die Jungen stark bewegt, kommt zum Territorialkonflikt noch die religiöse Komponente hinzu. Das, gepaart mit der Abschottung in der sozialen Bubble von Tiktok und Instagram, ist keine gute Mischung. Zusätzlich angeheizt wird das Klima durch die unglaubliche Brutalität, wie der Konflikt ausgetragen wird, und durch die jahrzehntelange Unversöhnlichkeit der Parteien.

Das sind Ursachen, gegen die weder die Schulen noch die Eltern viel tun können. Eine Ausnahme gibt es allerdings: Beim Umgang mit den sozialen Medien und der Aufklärung über die Ursachen der Konflikte können die Schule und die Eltern viel tun. Es ist ja nicht so, dass man sich kein differenziertes Bild machen könnte über das Kriegsgeschehen in Gaza, der Ukraine oder auch über Themen wie Homosexualität. Doch viele Aspekte sind so stark tabuisiert, dass sich kaum noch jemand getraut, sie anzusprechen. Das gilt besonders für jene Schulen, die unter minutiöser Beobachtung durch die Eltern und die Politik stehen.

Kaum werden dort von Lehrerinnen und Lehrern in heiklen Themen Ansichten geäussert, die nicht die Eigenen sind, dann rennen die Eltern in die Schule, und die Politiker, meist Männer, äussern sich auf X, als wären sie selbst geistig nicht älter als 16 geworden. Das gilt übrigens nicht nur für die notorischen Sprüche-Tweeter wie Andreas Glarner von der SVP, den man inzwischen laut richterlichem Beschluss als «Gaga-Rechtsextremist» bezeichnen darf, sondern auch für viele Maulhelden auf der linken Seite.

Was da am linken Rand inzwischen alles als Hassrede bezeichnet wird, kann man nur noch als Intoleranz gegenüber anderen Meinungen bezeichnen. Und dass in so einem Umfeld die Jugendlichen schnell merken, womit sie am besten provozieren können, ist klar. Dass sie dabei nicht merken, wenn sie mit dummen Sprüchen nicht nur die Erwachsen provozieren, sondern Minderheiten diskriminieren, und dass daraus Gewalt und Leid entstehen kann, das muss sich ändern. Der Ball liegt bei uns Eltern und Älteren: Wir müssen uns überlegen, ob wir als Vorbilder taugen.