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Gebot zum Ehebruch
Du sollst fremdgehen, sagt die Bibel

Die fatale Stelle (14) in der Sünderbibel mit einer weitreichenden Auslassung. Immerhin entstand damit ein Gebot, an das sich fast alle halten.
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Hatte Jesus etwas mit Maria Magdalena? War er sowieso Frauen gegenüber viel offener, als es die Bibel ist, waren gar einige Jünger von ihm Jüngerinnen? Und vor allem: Wäre er heute nicht erstaunt über die Art, wie der Vatikan seinen Glauben vertritt?

Klar ist nur:

  1. Jesus Christus ist als historische Figur verbürgt.

  2. Die Evangelien entstanden Jahrzehnte nach seinem Tod und enthalten jede Menge Legenden und Wunschfantasien.

  3. Das Alte Testament wie auch die Thora haben zehn unmissverständliche Gebote aufgestellt, das Best-of eines Regelwerks, das zwischen dem 7. und 10. vorchristlichen Jahrhundert entstand.

Das Gebot gegen das Ehebrechen war als eine Art Rechtsschutz für den Mann gedacht, dessen verheiratete Frau ihm gehörte.

Auf die Zehn Gebote wird bis heute rekurriert, obwohl sich die wenigsten an alle halten. Besonders unbeliebt ist das sechste Gebot: Du sollst nicht ehebrechen. Das aber hatte nichts mit Erotik und Versuchung zu tun, sondern mit Besitzgarantie. Es war als eine Art Rechtsschutz für den Mann gedacht, dessen Frau als verheirateter Besitz ihm gehörte und von keinem anderen angegangen werden durfte.

«Thou shalt not commit adultery», heisst es in der hypnotisch schön übersetzten englischen Ausgabe der Bibel. Sie wurde unter König James zu Beginn des 17. Jahrhunderts angefertigt, damit auch jene sie verstehen konnten, die kein Latein sprachen; dogmatische Demokratisierung.

Die Sünderbibel

Vor einiger Zeit hat eine Familie im neuseeländischen Christchurch auf einem Flohmarkt, bei dem die Besitztümer eines Verstorbenen verhökert wurden, das Exemplar einer Bibel gefunden, bei dem ein Wort fehlt. Denn in dieser Version verbietet das sechste Gebot das Fremdgehen nicht, es fordert im Gegenteil dazu auf: «Thou shalt commit adultery», steht da geschrieben.

Von dieser Sünderbibel, wie sie genannt wird, sind weltweit gegen 20 Exemplare vorhanden – einige in den USA und in Grossbritannien, Kanada und Irland. Umso grösser war die Erregung beim Fund von Christchurch: Eine Tochter der Familie, die Mediävistik studierte, legte das Exemplar ihrem Professor vor; dieser habe, schreibt jetzt die britische Zeitung «Guardian», die Echtheit der falschen Bibel bestätigt. Man vermutet, dass sie einem britischen Buchbinder gehörte, der 2009 nach Neuseeland gezogen war.

Aber wie kam die Auslassung im sechsten Gebot zustande? 1631 waren rund 1000 Ausgaben der Sünderbibel erschienen, ihre beiden Drucker merkten den Fehler erst ein Jahr später. Im Auftrag von König Charles I. wurden Robert Baker und Martin Lucas vor Gericht gebracht und bestraft. Wegen nachlässigen Arbeitens verloren sie ihre Druckerlizenz und kassierten die hohe Busse von 300 Pfund jährlich, wobei ihnen diese nach einigen Jahren erlassen wurde.

Ein Abschreibfehler

Dass die beiden subversive Absichten verfolgten, wird heute ausgeschlossen. Viel wahrscheinlicher mutet die These an, wonach es sich um einen Flüchtigkeitsfehler beim Abschreiben handelte, von dem dann die 1000 Kopien gezogen wurden. Konkurrenz und Schreibdruck in der Druckerszene waren schon damals gross.

Man fragt sich, was Moses über die Sünderbibel gedacht hätte. Möglicherweise hätte sie ihm gefallen. Der Witz geht so: Der Prophet kommt vom Berg Sinai herunter, wo er von Gott die Zehn Gebote erhalten hat. Mit der Gesetzestafel in den Händen steht er vor dem israelitischen Volk. Er habe eine gute und eine schlechte Nachricht, sagt er ihm: «Die gute ist: Ich konnte ihn auf zehn Gebote herunterhandeln.» Und die schlechte? «Fremdgehen ist immer noch drin.»