Streaming mit ZukunftDrei Tipps für Netflix-Müde
Der Streamingdienst verliert Abonnenten, und auch bei manchen Bestandskunden lässt die Begeisterung nach: Wie man sie wiederbelebt – und alternative Unterhaltungsquellen erschliesst.

Zum ersten Mal seit zehn Jahren hat Netflix Zuschauer verloren. Im letzten Quartal, das bis Ende März dauerte, haben 200’000 Abonnenten auf den «Künden»-Knopf gedrückt.
Das ist womöglich erst der Anfang: Im zweiten Quartal könnten bis zu zwei Millionen Kunden dem Dienst den Rücken kehren. Unmittelbare Ursache sei der Krieg in der Ukraine, der Netflix dazu veranlasst habe, sein Angebot in Russland einzustellen, schreibt der Streamingdienst in einem Brief an die Aktionäre.
Doch die Gründe liegen tiefer: Netflix hat in vielen Regionen die Preise erhöht, und Konkurrenzangebote nehmen laufend zu. Um gegenzusteuern, hat Netflix Ende 2021 einen Gamingdienst eingeführt. Im Kern dürften die Wall-Street-Analysten recht haben, die schon vor einem Jahr eine Netflix-Müdigkeit vorausgesehen haben: Auf das Pandemie-bedingte Streaming-Hoch folgt nun der Absturz.
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Eine Mitschuld trägt meines Erachtens auch der Netflix-Algorithmus: Er soll uns die Entscheidung vereinfachen, was wir als Nächstes sehen. Doch weil sich das Empfehlungssystem an den bekannten Vorlieben orientiert, wächst über die Zeit der Eindruck, dass es einem immer mehr vom Gleichen vorschlägt.
Zeigen Sie dem Algorithmus die kalte Schulter
Darum lohnt es sich, bei Anflügen von Netflix-Müdigkeit den Algorithmus zu ignorieren: Durchforsten Sie stattdessen die Kategorien. Oder googeln Sie nach «Netflix-Codes»: Der Streamingdienst teilt die Filme in detaillierte Untergenres ein, die für Entdeckungen ideal sind: Ob Tiefsee-Horrorfilme, LGBTQ-Dramen, politische Dokumentarfilme oder schräge Liebesfilme – es gibt den passenden Code und Perlen im Katalog, von denen Netflix niemals geahnt hätte, dass sie Ihnen gefallen könnten.

Oder spielen Sie Netflix-Roulette: Unter reelgood.com/roulette wählen Sie Film oder Serie und ein Genre, falls Sie möchten. Sie können einen IMDB-Score vorgeben. Damit schränken Sie die Auswahl auf Titel ein, die in der bekannten Filmdatenbank mindestens diese Punktzahl aufweisen. Der Nachteil: Reelgood sucht im US-amerikanischen Katalog, was dazu führen kann, dass der vorgeschlagene Titel hierzulande nicht zu sehen ist.
Wildern Sie jenseits des Zauns
Netflix und die meisten anderen Streamingdienste erlauben es Ihnen, Ihr Abo jederzeit zu kündigen. Darum müssen Sie nicht für mehrere Dienste zahlen, sondern legen beim angestammten Streamingdienst eine Pause ein, um das Angebot bei Disney+, Amazon Prime Video, Sky oder Apple TV+ zu erkunden. Das nennt sich in den USA «subscription hopping» und ist gemäss dem «Wall Street Journal» schon seit drei Jahren ein Trend.

Damit Sie sich einen Überblick verschaffen können, wo Sie momentan den besten Gegenwert für Ihre Abogebühren erhalten, gibt es eine Reihe von Metadiensten, bei denen es die diversen Kataloge in konsolidierter Form gibt. Für die Schweiz am besten geeignet ist justwatch.com: Hier finden Sie nicht nur die internationalen Anbieter, sondern auch Swisscom und Play Suisse aus der Schweiz, und neben Streaminganbietern sind auch Mietangebote (Video-on-Demand) vertreten. Sie können vorgeben, welche Angebote Sie nutzen, und in der Suche das Angebot nach Genre, Erscheinungsjahr, Bewertung und Altersfreigabe eingrenzen. Die Website informiert Sie, was es wo zu welchem Preis zu sehen gibt, und sie teilt mit, wenn von der Lieblingsserie neue Folgen erschienen sind.
Machen Sie eine Serien-Diät
Es gibt auch Angebote, die einen gänzlich anderen Weg beschreiten. Mubi.com setzt statt auf Massenware auf «handverlesenes Kino»: Es gibt einen täglich neuen Film des Tages, der während eines Monats angeschaut werden kann. Daneben gibt es Filme zu Schwerpunkten wie dem Locarno-Film-Festival, den Festspielen von Cannes, zu Meisterwerken der 1960er- oder 1980er-Jahre, zum LGBTQ+-Kino oder aus der Coming-of-Age-Kategorie.
Mubi gibt es seit 2007, und beim Netflix-Start in der Schweiz im September 2013 wirkte dieser geführte Zugang überholt. Heute sind mubi.com, aber auch filmingo.ch, artfilm.ch, alleskino.de oder flimmit.at erfrischende Heilmittel gegen die Netflix-Müdigkeit.

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