Formel-1-GP von AustralienRote Flaggen, Abflüge, Sensationsführung – Chaos in Melbourne
Das Rennen bietet, was die Formel 1 zu bieten hat. Mittendrin: Dominator Max Verstappen.
Am Ende wird es noch einmal aufregend auf dem Albert Park Circuit von Melbourne, als hätte dieser Grand Prix noch nicht genügend Verrücktheiten geboten. Kevin Magnussen ist mit seinem Haas in die Streckenbegrenzung geprallt, die Radaufhängung ist gebrochen, der Reifen liegt seelenruhig auf der Strecke – während rundherum die Hektik ausbricht.
Zum zweiten Mal an diesem Sonntag wird die Rote Fahne geschwenkt. Neustart. Zwei Runden vor Schluss. Bibbern muss vor allem Max Verstappen, der nach überraschendem Führungsverlust doch noch ziemlich einsam seine Runden gezogen hat an der Spitze des Feldes und seinem nächsten souveränen Sieg entgegenfährt – bis er die gesamte Konkurrenz doch wieder im Nacken spürt.
Doch der dritte stehende Start des Tages wird nicht dem Niederländer zum Verhängnis, sondern zwei Verfolgerteams: Fernando Alonso und Lance Stroll, mit ihren Aston Martin so hervorragend platziert auf den Rängen 3 und 6, kollidieren und fallen zurück – zumindest vorerst. Ebenso wie die Alpine-Piloten Pierre Gasly und Esteban Ocon, die aus ihren kaputten Autos steigen, anstatt die Ränge 5 und 10 zu feiern. Rote Flagge zum Dritten – und damit: Glück für Alonso und Stroll, deren Rennwagen noch fahrtüchtig sind. Weil beim Abbruch noch kein Sektor zu Ende gefahren ist und damit auch keine offizielle Wertung vorhanden ist, dürfen sie die letzte Runde hinter dem Safety-Car auf den Plätzen 3 und 5 zu Ende fahren. Weniger Glück für Nico Hülkenberg: Nicht der 4. Platz, auf den er sich zum Zeitpunkt des Abbruchs vorgearbeitet hatte, kommt in die Wertung – sondern Rang 7, den er vor der zweiten Roten Flagge belegt hatte. Der Haas-Rennstall des Deutschen legte nach dem Rennen Protest ein gegen das Ergebnis, dieser blieb jedoch erfolglos.
Das Wertungsprozedere begünstigt auch die Alfa-Romeo-Piloten nicht. Sie spült es wegen der vielen Unfälle erst nach vorne, ehe Zhou Guanyu und Valtteri Bottas doch wieder auf die Plätze 10 und 12 zurückversetzt werden. Doch dann profitieren sie von einer harten Strafe gegen Carlos Sainz. Der Ferrari-Pilot bettelt und bittet via Funk – vergebens. Der Grund für sein Gebettel: Wegen eines Unfalls mit Alonso wird er mit einer 5-Sekunden-Strafe belegt. Weil die Autos dicht an dicht ins Ziel fahren, bedeutet das für den Spanier: Rang 12 statt 4. Und für Zhou: zwei Punkte statt einen.
Hektik schon früh im Rennen
Nicht nur das Ende, auch die Anfangsphase des Grand Prix von Australien ist ziemlich lebendig. 12 Runden braucht es, bis so etwas wie Normalität einkehrt. Verstappen klappt seinen Flügel auf, weil er weniger als eine Sekunde Rückstand hat auf das Auto vor sich, und fliegt an diesem vorbei zur Führung.
Das überholte Auto ist kein Aston Martin oder ein Ferrari, nein, es ist ein Mercedes. Und dieser gehört Lewis Hamilton, dem einstigen Dominator der Formel 1, der in der Königsklasse des Automobilsports seit einiger Zeit nichts mehr mit den grossen Siegen zu tun hat. In Saudiarabien 2021 hat der 38-jährige Brite letztmals gewonnen. Nun schnuppert er kurz an der kleinen Sensation, die es durchaus gewesen wäre, hätte er seinen grossen Rivalen von einst tatsächlich düpiert.
Doch dazu kommt es nicht. Stattdessen fährt Verstappen zum nächsten Sieg und baut seine Führung in der WM deutlich aus, weil sein erster Verfolger und Teamrivale Sergio Pérez nach einem Start aus der Boxengasse nicht über Rang 5 hinauskommt. Dass Hamilton aber noch vor Fernando Alonso im Aston Martin Zweiter wird und auch George Russell im anderen Mercedes zwischenzeitlich das Rennen anführt und das Tempo der Schnellsten mitgehen kann, ehe sein Motor in Flammen aufgeht, dürfte dem Team, das von 2014 bis 2021 achtmal in Serie die Konstrukteurswertung gewann, Mut machen. Zumal es weitere Verbesserungen an seinem Auto angekündigt hat.
Abbruch – schon früh in diesem Rennen
Die Gemütslage von Mercedes und seinem Starfahrer Hamilton ändert sich an diesem Sonntag also vielleicht grundsätzlich. In einem Moment aber auch von einer Sekunde auf die andere. «Jetzt haben wir aber einen grossen Nachteil», funkt der Brite – ehe alles zugunsten des siebenfachen Weltmeisters läuft.
Alexander Albon hat sich mit seinem Williams gerade ins Kiesbett gedreht, da kommt erst das Safety-Car auf die Strecke, was wie so oft Nervosität auslöst in der Boxengasse. So eilt etwa Russell an die Garage, lässt sich neue Reifen montieren, weil der Zeitverlust dafür während der Bummelfahrt hinter dem Sicherheitsfahrzeug geringer ist. Russell, der führt den dritten Grand Prix der Saison in dieser achten Runde an.
Hamilton verzichtet auf einen Pneuwechsel, weshalb er einen Nachteil wittert. Doch als die erste Rote Flagge des Tages geschwenkt wird, sieht alles anders aus. Das Rennen wird unterbrochen, weil die Strecke von den Steinchen befreit werden muss. Vor dem Neustart dürfen alle Piloten die Reifen wechseln, ohne auch nur eine Sekunde einzubüssen. Russell ist plötzlich der Leidtragende, weil er auf Rang 7 zurückfällt – und später erst recht, als nach einer kurzen Aufholjagd aus seinem Heck die Flammen lodern. Dabei hat der junge Brite noch für den ersten Wow-Moment gesorgt, indem er noch in der ersten Kurve an Verstappen vorbeikam.
Dass sich kurz darauf auch Hamilton mit einem mutigen Manöver durchdrückt und seinem Teamkollegen direkt folgt, ist die noch grössere Überraschung. Verstappen, überragend bislang in dieser Saison, plötzlich auf Rang 3, hinter den beiden Mercedes, die in Melbourne eine frühe Renaissance erleben. Und sich dann doch geschlagen geben müssen.
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