Sport-MotivationDrei digitale Fitness-Coachs
Beim Überwinden des inneren Schweinehunds hilft uns smarte Technik. Wir stellen drei Methoden vor: spielerisch, per smarter Uhr oder mit Video-Anleitung.
Wer etwas für seine Fitness tun möchte, kann dabei auf vielfältige technische Unterstützung zählen: Schrittzählende tragbare Gadgets (Wearables), Trainings-Apps für alle möglichen Sportarten oder vernetzte, mit Sensoren ausgestattete Ausrüstungsgegenstände. Bald werden wir es auch mit «Smart Wear» zu tun bekommen: Kleidung, die Körperfunktionen misst und Heizung, Kühlung oder Licht bereitstellt.
Doch vielen von uns dürfte es so gehen, dass die Krux beim Sport darin liegt, den berühmt-berüchtigten inneren Schweinehund zu besiegen, sodass wir uns vom Sofa erheben, uns ins Sportdress stürzen und loslegen. Was hilft, ist eine Frage der persönlichen Veranlagung – darum hier vier Möglichkeiten für ganz unterschiedliche Trainings-Temperamente zur Auswahl:
Garmin: Unaufdringlicher Trainer für Velofahrer und Joggerinnen
Die smarten Uhren von Garmin richten sich an Nutzerinnen und Nutzer, die den Sport mit Ambitionen betreiben. Das gilt auch für die Coach-Funktion, die der Hersteller im letzten Jahr nachgerüstet hat. Sie lässt Nutzerinnen und Nutzer einen Trainingsplan mit einem klaren Ziel auswählen. Fürs Laufen stehen Trainings für 5- und 10-Kilometer-Läufe und für den Halbmarathon zur Auswahl. Beim Velofahren gibt es sechs Optionen, darunter 100-Meilen-Rennen und Zeitfahren.
Der Trainingsplan wird über die Connect-App am Smartphone eingerichtet: Nebst den Trainingstagen und der Dauer ist der Coach zu wählen. Die Trainer treten nicht persönlich in Erscheinung, sondern prägen den Trainingsplan: Für den 5-Kilometer-Lauf stehen drei Leute parat: Jeff ist der Mann für die Anfänger, Amy die Gesundheitsbewusste, die darauf achtet, Verletzungen zu vermeiden, und Greg der Drill-Sergeant. Während der Ausübung erfolgen die Instruktionen am Display der Uhr. Zum Schluss gibt es ein Verdikt zur Leistung, das anhand des Trackings der Uhr automatisch berechnet wird.
Für wen passt es? Der Garmin-Coach ist angenehm unaufdringlich: Die Uhr zeigt an, wenn ein Training ansteht. Sie toleriert auch Aufschübe, ohne dass der Trainer gleich auf der Matte stehen und mehr Engagement fordern würde. Trotzdem fühlt sich das Einrichten des Plans nach einer Verpflichtung an. Ein Manko ist die bescheidene Auswahl an Trainingszielen. Praktisch wäre ein offenes Ziel, etwa beim Laufen, die Distanz langsam zu steigern. Ein Plus ist die Anzeige der «Trainingsbereitschaft»: Die sorgt dafür, dass ausreichend Erholungsphasen eingeplant werden.
Nintendo Ring Fit: Spielerisch ums Überleben kämpfen
Nintendo legt die Latte für sportliche Betätigung tief: Mit der Switch-Spielkonsole bringen wir unseren Kreislauf in Schwung, ohne dass wir uns vor die Tür wagen müssten. Das «Ring Fit Adventure» ist ein Videogame, das durch körperliche Betätigung gespielt wird: Spielende rennen an Ort und können auch Sprünge und Kämpfe ausführen. Dazu gibt es eine unterhaltsame fortlaufende Geschichte, in der neue Levels freigespielt werden.
Damit die Bewegungen im Spiel ankommen, gibt es zwei Zubehörteile: das erste ist eine Art Strumpfband, in das der eine Controller eingespannt wird und die Bewegung des Beins erfasst. Als zweites hält der Spieler den Ring-Con in den Händen, in dem der zweite Controller steckt. Das ist ein elastischer Ring, der die Position der Hände überträgt und feststellt, wenn der Ring zusammengedrückt oder auseinandergezogen wird. Durch diese Bewegungen werden im Spiel Angriffe gegen die Monster oder akrobatische Hüpfer ausgeführt.
Für wen passt es? Bei uns zu Hause stand das «Ring Fit Adventure» unbenutzt in der Ecke, seit es 2019 auf den Markt gekommen ist. Vor einigen Wochen hat meine Tochter (6) den Ring entdeckt und sofort einen Narren daran gefressen: Sie rennt, kämpft mit Hingabe und nimmt sogar in Kauf, dass sie vor dem Spiel eine Aufwärmrunde und hinterher einige Übungen zum Abkühlen absolvieren soll. Klar – für Leute, die auf den Iron Man trainieren wollen, ist das nichts. Aber wer der Kombination aus Spiel und Sport etwas abgewinnen kann, kommt auf seine Rechnung – zumal sich auch eigene Trainings zusammenstellen lassen und das Spiel sich gut an die Leistungsstufe des Spielers anpasst.
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Übrigens: Dieses Spiel funktioniert nur, wenn die Konsole am Fernseher angeschlossen ist. Dazu ist eine Dockingstation nötig, wobei es nebst dem Original von Nintendo auch handlichere und günstigere Varianten von Drittherstellern gibt.
Apple Fitness+: Angetrieben vom Fernseher
Fitnesskurse für den heimischen Fernseher gibt es, seit es VHS-Kassetten gibt: 1983 hat Jane Fonda mit ihren Aerobic-Kursen die Verkaufsrangliste dominiert. Heute ist dank des Streamings ein vielfältigeres Angebot möglich: Es gibt mehrere Anbieter: Bekannt sind zum Beispiel Peloton, ein US-Unternehmen, das Velo-Hometrainer und Laufbänder baut, oder Apple: Der Konzern betreibt seit zwei Jahren das Programm Fitness+, das nebst den naheliegenden Disziplinen Yoga, Pilates, Muskel- und Krafttraining auch Kickboxen, Meditation oder Tanzen oder Übungen mit Fitnessgeräten wie Hometrainer, Rudermaschine oder Laufband umfasst.
Und die Trainings sind zu einem gewissen Grad interaktiv: Zwar sind die Kurse natürlich voraufgezeichnet, aber in Kombination mit einer Apple Watch erscheint die Pulsmessung am Bildschirm. Und nicht nur das: Es gibt auch die sogenannte Vergleichsanzeige, die Rückschlüsse darüber gibt, wie wir uns im Vergleich mit anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Kurses eingesetzt haben.
Für wen passt es? Die soziale Komponente eines Kurses mit Trainer und anderen Teilnehmern ersetzt diese Methode nicht. Dafür ist sie unschlagbar flexibel. Da die Kurse bei Apple nicht nur nach Trainingsmethode, sondern auch nach Länge auswählbar sind, liegen die Hürden niedrig, um in einem freien Moment ein fünf-, zehnminütiges oder halbstündiges Training einzulegen. Apple Fitness+ kostet 12.90 Franken pro Monat und kann einen Monat lang gratis getestet werden – ausserdem ist bei einigen neuen Apple-Geräten ein dreimonatiges Gratis-Abo mit dabei. Die Mitgliedschaft bei Peloton kostet 13 Euro pro Monat.
Ein Nachteil: Die Coachs sprechen Englisch. Es gibt zwar Untertitel, aber gleichzeitig lesen und trainieren geht schlecht. Für Apple Fitness+ benötigen Nutzerinnen und Nutzer ausserdem entweder ein iPhone oder eine Apple Watch. Und ebenfalls ein Manko ist, dass wir uns zwar Übungen nach Lust und Laune auswählen können, aber nicht im Voraus sehen, wie anspruchsvoll die Übungen sind. Was fehlt, sind Lektionen, die aufeinander aufbauen und einem Trainingsplan folgen. Und man kann nur alleine vor dem Fernseher trainieren – eine Option für mehrere gleichzeitige Nutzer gibt es bislang nicht.
Zugabe: Strava, mit Druck der Community
Strava.com hat 2009 die Idee des sozialen Netzwerks in die Sportwelt übertragen: Nutzerinnen und Nutzer zeichnen ihre sportlichen Aktivitäten auf, was mit der App (fürs iPhone und für Android), aber ebenso mit Wearables und Apps von Drittherstellern möglich ist. Als Urheber kann man sie mit einem Bericht und Bildern versehen, und die Freunde und Freundinnen dürfen sie kommentieren oder mit «Kudos», also mit einem Daumen nach oben, versehen.
Für wen passt es? Auch für den typischen Einzelkämpfer kann es motivierend sein, von Bekannten und Freundinnen Anerkennung zu erhalten. Ein direkter Vergleich mit ihnen findet nicht statt – aber es fällt natürlich auf, wenn andere sich dreimal pro Woche verausgaben, während man selbst das letzte Mal vor drei Wochen den Sonntagsspaziergang getrackt hat. Mit anderen Worten: Die App sorgt für etwas sozialen Druck, aber ohne den direkten Leistungsvergleich.
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