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Dreharbeiten im See-Spital Kilchberg
Neuer Film zeigt die Not der Pflegefachkräfte

Noch bis am 23. Februar wird im See-Spital Kilchberg ein neuer Film gedreht. Beim Film "Heldin"  geht es um den Fachkräftemangel in der Pflege.  Die mehrfach ausgezeichnete deutsche Kamerafrau Judith Kaufmann beim Filmdreh. Foto: André Springer
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Der lange weisse Gang ist nur spärlich beleuchtet, und es ist mucksmäuschenstill. Wichtig aussehende Menschen mit Headsets blicken reglos in einen Bildschirm, der mitten im Flur steht. Ihre Mienen sind konzentriert, und eine erhobene Hand signalisiert uns, nicht weiterzugehen. Wir warten.

Einen Augenblick später löst sich die Starre der Tontechniker, der Regieassistentin, der Maskenbildnerin und der Kostümverantwortlichen, und sie alle verfallen wieder in geschäftiges Treiben. Wir werden durchgewinkt und wollen in einen Gang zu unserer Rechten einbiegen, doch wird uns der Weg abgeschnitten.

Mit viel Schwung rollen zwei Tontechniker mit einem Rollstuhl vorbei. Einer balanciert im Rollstuhl sitzend ein Mikrofon an einer Stange, der andere zieht den Rollstuhl rückwärts durch den langen Spitalgang. Dabei handelt es sich um eine Übung. Erst später wird Kamerafrau Judith Kaufmann auf dem Rollstuhl durch die Gänge gezogen werden.

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Noch bis am 23. Februar wird im See-Spital Kilchberg ein neuer Film gedreht. Beim Film "Heldin"  geht es um den Fachkräftemangel in der Pflege.  Foto: André Springer
Noch bis am 23. Februar wird im See-Spital Kilchberg ein neuer Film gedreht. Beim Film "Heldin"  geht es um den Fachkräftemangel in der Pflege.  Realistische Kulisse bis hin zur Verpflegung. Foto: André Springer
Noch bis am 23. Februar wird im See-Spital Kilchberg ein neuer Film gedreht. Beim Film "Heldin"  geht es um den Fachkräftemangel in der Pflege.  Eine Szene in einem Privatzimmer wird eingelecuhtet. Foto: André Springer

Es ist der letzte von 23 Drehtagen im See-Spital für den Spielfilm «Heldin» von Petra Volpe. In ihrem neuesten Projekt widmet sich die Regisseurin dem Fachkräftemangel in der Pflege. Im Film wird die junge Pflegefachkraft Floria während einer ganz normalen Spätschicht auf der Bettenabteilung der Chirurgie begleitet. Das Pflegeteam ist wegen Personalmangels unterbesetzt, wodurch Florias Schicht zu einem Rennen gegen die Zeit wird.

Gedreht wird zwar im leer stehenden dritten Stock des See-Spitals Kilchberg, doch steht dieses lediglich für ein normales Durchschnittsspital irgendwo in der Deutschschweiz. Anschliessend an den Dreh im See-Spital verschiebt sich die Filmcrew für vier Tage nach Basel für den Dreh von Aussenszenen.

See-Spital wird nochmals zu Station

Am heutigen Drehtag stehen drei Szenen auf der Tagesdisposition, so nennt sich der genaue Plan eines Drehtags. In der ersten Szene muss Floria, gespielt von Leonie Benesch, den richtigen Umgang mit einem anspruchsvollen Privatpatienten finden und stösst dabei inmitten des hektischen Stationsalltags an ihre Grenzen.

Für den Dreh wurde das bereits leer stehende See-Spital mit Alltäglichem einer Krankenstation gefüllt. So haben die Szenenbildner unter anderem die Spitalzimmer wieder hergerichtet, eine Apotheke voller leerer Medikamentenschachteln aufgebaut und das Stationszimmer eingerichtet. In Letzterem sitzt Regisseurin Petra Volpe nun an einem Tisch voller Requisiten. Halb leere Pralinenschachteln stehen neben ausgetrunkenen Kaffeetassen auf dem Tisch, drum herum sind Arztberichte verteilt.

«Das Thema interessiert mich bereits seit Jahren», sagt Volpe. Eine gute Freundin der Regisseurin und Drehbuchautorin sei Pflegefachkraft. «Bei ihr konnte ich beobachten, wie sie immer erschöpfter wurde und wie viele ihrer Kolleginnen ein Burn-out erlitten.» Die Inspiration für das konkrete Filmkonzept fand Volpe dann in einem Sachbuch über den Pflegealltag, welches normale Schichten beschreibt. Welche Extreme dieser normale Alltag erreichen kann, will die Regisseurin auch in ihrem Spielfilm zeigen.

Eine grosse Herausforderung des Drehs stellte die erforderte Detailgenauigkeit dar. «Auch echte Pflegefachkräfte müssen die Handgriffe und die Einrichtung als realistisch erachten», sagt Volpe. Dafür wird die Filmcrew am Set laufend von einer ehemaligen Pflegefachfrau gecoacht.

Die Kamerafrau Judith Kaufmann, Schauspielerin Leonie Benesch und Regisseurin Petra Volpe (v.l.) am Set von «Heldin».

Floria, die Protagonistin des Films, stelle dabei eine Synthese von Hunderten Pflegefachfrauen und ihren Erfahrungen dar. Volpe hat zur Vorbereitung des Films zahlreiche Interviews geführt und Pflegefachkräfte während ihrer Schichten begleitet, um ihre Situation besser zu verstehen. In ihrer Stimme schwingt Anerkennung für diese Frauen und ihre Arbeit mit.

«Bei der Recherche berührte mich besonders, wie gern Pflegefachkräfte ihren Job machen und dass es ihnen vor allem um eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen geht und nicht an oberste Stelle um Geld», sagt Volpe. Das Bedürfnis einer besseren Entlöhnung spielt eine Rolle, vor allem wenn sie den Lohn mit anderen Berufen vergleichen, aber «vielmehr wollen sie ihren Job so machen, dass sie sowohl den eigenen Ansprüchen als auch denen der Patienten genügen». Bei den aktuell herrschenden Bedingungen in der Pflege sei dies jedoch nicht möglich.

Eine Hommage an die Pflege

Volpe spricht klar und überlegt über die Missstände, doch merkt man der Regisseurin an, dass die Situation sie frustriert. «Ich finde es ungerecht, dass die Pflegenden, die wertvolle Arbeit leisten, so stark um anständige Arbeitsbedingungen und Anerkennung kämpfen müssen.» Dabei sei es sehr typisch, dass es sich um einen traditionellen Frauenjob handle.

Denn auch der Sexismus im Gesundheitswesen wird im Film thematisiert. Das klassische Heldenbild beinhalte immer noch den Arzt, der am Krankenbett im entscheidenden Moment reagiere. «In der Realität sind es jedoch häufig die Pflegefachkräfte, die merken, dass etwas nicht stimmt.» Dies sei einer der Gründe, weshalb der Film als Liebeserklärung an die Pflegenden und an deren Arbeit gedacht sei.

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