Donald Trump und GrönlandJetzt soll die Second Lady die Provokation der US-Regierung entschärfen
Der Vizepräsident der USA ist Katholik, seine Frau Usha Vance ist Hindu und setzte sich mal für Diversität ein. Zusammen mit ihrem Mann wird sie am Freitag nach Grönland reisen. Doch wird man schlau aus ihr?
- Usha Vance bereitet sich auf einen diplomatischen Besuch in Grönland vor.
- Als ausgebildete Juristin pausiert sie ihre Karriere für die politischen Ambitionen ihres Mannes.
- Die frühere Demokratin unterstützt heute die konservative Politik ihres Ehemannes J. D. Vance.
Als Usha Vance ankündigte, Grönland zu besuchen, tat die Second Lady der Vereinigten Staaten das auf ausnehmend freundliche Weise. Zu oft hatte der Chef ihres Mannes provokativ behauptet, er werde die grösste Insel der Welt entweder kaufen oder aber anderswie an sich reissen, obwohl Grönland zu Dänemark gehört und die Unabhängigkeit anstrebt. Typisch Donald Trump halt, typisch J. D. Vance auch, der als Vizepräsident einen rüden Ton anschlägt.
Von Usha Vance aber erwartete kaum jemand, dass sie sich in den Dienst einer aggressiven Expansionspolitik des US-Präsidenten stellen würde. Nun posierte sie am Sonntag vor einer graugrünen Holzwand für die Kamera und schwärmte über Kalaallit Nunaat, das sie beim grönländischen Namen nannte. Sie werde das nationale Schlittenhunderennen besuchen, sagte sie, und sprach von gegenseitigem Respekt und von ihrer Vorfreude.
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Die Grönländer sahen darin aber keineswegs eine freundliche Geste, sondern eine Provokation. Die Amerikaner sahen sich gezwungen, kurzerhand ihre Reisepläne zu ändern. Usha Vance will jetzt gemeinsam mit ihrem Mann am Freitag zur US-Militärbasis Pituffik Space Base reisen. Der Besuch beim Hundeschlittenrennen ist abgesagt. Direkten Kontakt mit der Bevölkerung Grönlands wird es keinen geben.
Die gemeinsame Grönlandreise rückt Usha Vance in den Fokus, die so gar nicht ins Umfeld der Regierung Trump passt. Der Präsident pflegt Frauen um sich zu scharen, die oft irgendwie gleich aussehen. Ganz anders jedenfalls als Usha Vance, die ihre grauen Strähnen in den schwarzen Haaren nicht mit Färbung überdeckt und mit flachen Ballerinas zu Wahlkampfauftritten ihres Mannes erschien.
Usha Bala Chilukuri Vance ist 39 Jahre alt, die jüngste Second Lady seit 70 Jahren, die erste mit indischen Wurzeln. Sie wuchs in der Agglomeration von San Diego auf, die Tochter einer Biologin und eines Ingenieurs, beide aus Indien eingewandert, beide mit guten Universitätsposten im linken Kalifornien. Die Tochter schloss einen Master in zeitgenössischer Geschichte an der Elitehochschule Cambridge ab und studierte nach einem Jahr als Lehrerin in China Rechtswissenschaften an der elitären Yale University. Stets war sie unter den Klassenbesten. In Yale lernte sie 2010 ihren Mitstudenten J. D. Vance kennen, 2014 heirateten die beiden.
Was Usha Vance über J. D. Vance sagt
«Wir begannen als Freunde, weil, ich meine, wer möchte nicht mit J. D. befreundet sein?», sagte Usha Vance am Parteitag der Republikaner. Die Journalisten oben auf den Zuschauerrängen hätten problemlos mehrere Personen aufzählen können, aber es war eine rhetorische Frage. «Er war damals wie heute der interessanteste Mensch, den ich kenne», sagte sie. «Ein Typ aus der Arbeiterklasse, der Kindheitstraumata überwand, die ich mir kaum vorstellen konnte.» Über seine schwierige Vergangenheit mit seiner suchtkranken Mutter und seiner harten Erziehung durch die Grosseltern schrieb J. D. Vance 2016 seine Autobiographie «Hillbilly Elegy». Er war damals noch ein Kritiker von Donald Trump, nannte ihn «kulturelles Heroin» und verglich ihn mit Hitler.
Wenig später gab seine Frau ihre Registrierung als Wählerin der Demokraten auf. Sie arbeitete als Gerichtsschreiberin für Brett Kavanaugh, den konservativen Richter, den Trump später an den Supreme Court ernannte. Dann diente sie Chief Justice John Roberts, ebenfalls ein Konservativer. Später unterstützte sie ihren Mann, als er ins Lager von Donald Trump wechselte und in der Folge 2022 einen Senatssitz in Ohio eroberte.
Usha Vance pausiert für J. D. Vance die Anwaltskarriere
Bekannte der beiden sagen, sie hätten sich politisch im Gleichschritt entwickelt. Als er über «kinderlose Katzenmütter» herzog, rechtfertigte sie seine Worte als Sorge um die Alltagsprobleme von Eltern in den USA. Sie gab ihre Erwerbsarbeit auf, als er für das Vizepräsidium nominiert wurde.
Freunde beschreiben Usha Vance als ausserordentlich warmherzig, als einen wichtigen Einfluss auf ihren Mann, der sie in seinem Buch seine «spirituelle Führerin» nannte. Sie ist Hindu, er wurde evangelikal erzogen und trat Ende 30 zum Katholizismus über. Sie sagt, er höre ihr ernsthaft und respektvoll zu und integriere ihre Anregungen in sein Gedankengut. Er erzählt, sie halte ihn stets dazu an, sich selbst zu bleiben, vor allem in der Politik. Eine Ausnahme ist das Essen. Er möge Kartoffel- und Fleischgerichte, habe sich aber an ihre vegetarische Ernährung angepasst, sagte Usha Vance. Er habe sogar gelernt, für die Schwiegermutter indische Mahlzeiten zu kochen.
Usha Vance vertritt ein traditionelles Rollenbild
Offiziell hält sich Usha Vance im Hintergrund und kümmert sich um die Familie. Ihr Ehemann sei ihr dankbar für die «Stabilität und eine Art Ruhe, die ich in unser Familienleben bringe», sagt sie, Dinge, die er selbst als Kind nicht erhalten habe. Sie wollten ihren zwei Söhnen, 7 und 5, sowie der Tochter, 3 Jahre alt, «ein stabiles, normales glückliches Leben und eine Erziehung» ermöglichen.
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Nun bricht Usha Vance diese Woche zur zweiten Auslandsreise als Second Lady auf. Nach den Special Olympics in Turin ist diesmal Grönland das Ziel. Der Plan, dem Land eine Höflichkeitsvisite und dabei Spannungen abzubauen, ist gründlich gescheitert. Laut grönländischen Medien gingen Mitarbeiter des US-Konsulats in Nuuk von Tür zu Tür, um Interessierte zu finden für einen Besuch der Second Lady. Sie fanden keine. Stattdessen fordern rechte Politiker in Dänemark nun, die Vertretung schliessen zu lassen.
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