Fall PelicotCaroline Darian geht gerichtlich gegen ihren Vater vor
Die Tochter des verurteilten Serienvergewaltigers Dominique Pelicot ist überzeugt, dass auch sie von ihrem Vater sediert und missbraucht wurde. Sie möchte, dass nun weiter ermittelt wird.

Caroline Darian hat sich entschieden. Die Tochter von Gisèle und Dominique Pelicot geht gerichtlich gegen ihren Vater vor. Wie der französische Sender BFM-TV auf seiner Webseite berichtet, hat die 46-Jährige über ihre neue Anwältin Florence Rault am Mittwoch beim Gericht in Versailles einen Strafantrag eingereicht: wegen „Vergewaltigung und versuchter Vergewaltigung, sexueller Übergriffe und Verabreichung einer Substanz, die die Urteilsfähigkeit beeinträchtigt, um Vergewaltigungen zu begehen“. Darian sei überzeugt davon, dass sie über einen Zeitraum von zehn Jahren, von 2010 bis 2020, Opfer des sexuellen Missbrauchs ihres Vaters geworden sei, während sie sediert war.
Im Dezember 2024 war Dominique Pelicot nach einem weltweit beachteten Prozess zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Er hatte fast zehn Jahre lang seine damalige Frau Gisèle Pelicot vergewaltigt und sie fremden Personen übers Internet zum Missbrauch angeboten. Die Handlungen hatte er zum Teil gefilmt und fotografiert. In dem Prozess hatte Gisèle Pelicot erklärt: «Die Scham muss die Seite wechseln.»

Während der Ermittlungen waren auf dem Computer von Dominique Pelicot auch zwei Fotos von seiner Tochter gefunden worden, auf denen sie offensichtlich bewusstlos ist. Sie kann sich daran ebenso wenig erinnern wie ihre Mutter an die Vergewaltigungen. Darian war bekleidet mit einem Slip, der ihr nicht gehörte. Die Analyse ergab ausserdem, dass die Aufnahmen an verschiedenen Orten aufgenommen wurden, unter anderem im Haus ihrer Eltern in der Nähe von Paris. Die Anwältin stellt fest, dass sie zudem in der gleichen Position wie ihre Mutter Gisele Pelicot fotografiert wurde, bevor diese von Unbekannten vergewaltigt worden war.
Bei Durchsuchungen wurden ausserdem Vergleichsmontagen von beiden Frauen gefunden. Die Dateien tragen Titel wie «ma fille à poil le 9 juillet 2020» (Meine nackte Tochter am 9. Juli 2020) oder «montage mère/fille comparatif de face» (Montage Mutter/Tochter vergleichsweise von vorn). Schliesslich enthüllte das beschlagnahmte Computermaterial Skype-Konversationen mit einem anonymen Internetnutzer, in denen Dominique Pelicot ihm Nacktbilder und -videos seiner Tochter schickte.
Dem Bericht des TV-Senders zufolge bedauert Darians Anwältin Florence Rault, dass der anonyme Internetnutzer nicht ermittelt worden sei. Ebenso sei der Slip, den ihre Mandantin auf den Fotos trägt, nicht auffindbar. Sie betont, dass ihre Mandantin ein «Nebenopfer» sei und dass sich die Ermittlungen bisher ausschliesslich auf den Missbrauch von Gisèle Pelicot konzentriert hätten. «Es wurde nicht nach der Wahrheit für ihre Tochter gesucht», schreibt sie in ihrer Klageschrift.
Im Zeugenstand hatte Caroline Darian gesagt, sie sei «die grosse Vergessene» in diesem Prozess, sie werde «ausgegrenzt und unsichtbar gemacht», und sie sei fest davon überzeugt, dass sie unter Drogen gesetzt worden sei. Nun würde man eine neue gerichtliche Etappe eröffnen und dafür sorgen, dass «diese Straftaten ernsthaft und gründlich verfolgt und untersucht werden». Caroline Darian hoffe deshalb, dass ihr Vater erneut befragt werde, ob er sie betäubt und missbraucht habe.
Dominique Pelicot hatte während des Prozesses beides vehement bestritten. Auf die Frage, ob er seine Tochter berührt habe, hatte der Angeklagte geschrien: «Niemals! Ich habe dich nie berührt!» Caroline Darian hatte daraufhin geantwortet «Du lügst!» und weinend den Gerichtssaal verlassen.
SZ
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