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Dominic Stricker in Nöten
Tief gefallen, wagt das Schweizer Tennistalent die Ablösung vom Vater

Dominic Stricker aus der Schweiz zeigt Enttäuschung während der Tennis Davis Cup-Qualifikation gegen Spanien in Biel am 01.02.2025.
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Die Tage, als Dominic Stricker mit seinem erfrischenden Spiel und seiner bodenständigen Art die Schweizer Tennisfans entzückte und am US Open 2023 in den Achtelfinal stürmte, sind weit weg. Der Berner kassierte Anfang Woche am Challenger-Turnier in Lugano gegen den Letten Vilius Gaubas (ATP 184) die sechste Niederlage im sechsten Saisonspiel. Sein Ranking als Nummer 288 der Welt widerspiegelt aktuell wohl etwa die Spielstärke des Linkshänders. Im Tessin durfte er letztmals mit seinem geschützten Ranking von 94 antreten. Nun gilt es für ihn, sich auf die harte Tour wieder nach vorne zu spielen.

Nicht mehr begleiten wird ihn dabei Dieter Kindlmann. Der Deutsche, mit dem er seit April 2023 zusammenarbeitete, hat wegen mangelnder Perspektiven seines Schützlings die Kündigung eingereicht und ist aktuell nur noch wegen der dreimonatigen Kündigungsfrist dabei.

Am Donnerstag trainierten sie bei Swiss Tennis in Biel weiter zusammen, im Hinblick auf das mit 25’000 Dollar dotierte Turnier in Trimbach von nächster Woche. Anfang Jahr hatte Stricker mit seinem geschützten Ranking noch am Australian Open antreten können, nun geht er von der Weltbühne auf die Lokalbühne, um im Einzel endlich wieder einmal einen Sieg zu feiern.

Stricker stellt sich die Sinnfrage

Inzwischen 22-jährig, stellt sich für den Juniorenchampion von Roland Garros (2020) die Sinnfrage. Gemäss einem Bericht der «Neuen Zürcher Zeitung» habe er vor einigen Wochen offen darüber geredet, seine Karriere zu beenden. Spätestens Ende Jahr sei Schluss. Auf Anfrage dieser Zeitung sagte Stricker, er gebe momentan keine Einzelinterviews. Doch die kritische NZZ-Story über ihn machte auch im nationalen Leistungszentrum die Runde. Sodass sich Stricker am Abend in einer Instagram-Story äusserte.

Darin versuchte der Berner, Zuversicht auszustrahlen. Er bedanke sich für die vielen Nachrichten, die er erhalten habe. Das schätze er sehr. «Ich war extrem überrascht, was ich in den letzten Stunden und Tagen in den Medien gelesen habe. Es stimmt, dass ich einen extrem schwierigen Saisonstart hatte. Aber als Team sind wir daran, Lösungen und einen neuen Weg zu suchen.» Nach Trimbach plane er einen mehrwöchigen Aufbaublock, um sich für die nächsten Entscheidungen genügend Zeit zu nehmen.

Der Vater soll ihn nicht mehr managen

Stricker bestätigte, dass Kindlmann gekündigt habe. «Aber wir haben ein super Verhältnis und sind noch nicht ganz sicher, wie es weitergeht. Da stehen noch alle Türen offen.» Dann sagte er noch: «Und das mit meinem Vater: Dass ich jemand Neues suche fürs Management, ist wahr. Wir haben da schon jemanden gefunden. Ich bin Swiss Tennis extrem dankbar, dass sie mich in den nächsten Monaten unterstützen. Wir schaffen das zusammen.» 

Die letzte Botschaft gibt leisen Anlass zu Optimismus. Stricker scheint offenbar gewillt, sich von seinem dominanten Vater Stefan zu lösen. Dieser reduzierte sein Pensum als Polizist, um ihm als Manager beizustehen, reiste jeweils an die grösseren Turniere mit und sprach auch bei sportlichen Entscheidungen mit.

Diese waren zuweilen zu kurzfristig ausgerichtet: Etwa, als Stricker Ende 2023 trotz Rückenproblemen an den lukrativen Next-Gen-Finals in Saudiarabien antrat und danach ein halbes Jahr ausfiel. Seitdem hat er nie mehr zu seiner Bestform gefunden.

Vielleicht war der miserable Saisonstart für Stricker der Weckruf, den er gebraucht hatte, um seine Karriere selbst in die Hände zu nehmen. Von einem möglichen Karriereende sprach er in seinem Video jedenfalls nicht. In den nächsten Monaten sind kluge Entscheidungen gefragt und harte Arbeit abseits der grossen Tennisbühnen.