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Rassismus in der NFL
Doch dann bekam er das verdächtige SMS

Brian Flores galt als grosses Trainertalent, nun will er Gerechtigkeit in der NFL.
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Am «Black Monday» erhielt Brian Flores die düstere Nachricht: entlassen. Der 40-Jährige war seit 2019 Trainer der Miami Dolphins, er galt als grosses Talent an der Seitenlinie, das den kriselnden Club wieder auf Vordermann bringen kann. Doch die Bilanz von 24 Siegen und 25 Niederlagen sowie ein zuletzt erkennbarer Aufwärtstrend mit acht Erfolgen in den letzten zehn Partien waren Dolphins-Besitzer Stephen Ross nicht genug. Coach Flores musste am 10. Januar seinen Posten räumen, am Montag nach dem Ende der Regular Season, dem «Black Monday», an dem es Jahr für Jahr mehrere Trainer erwischt. 

Drei Wochen später meldete sich Brian Flores nun zu Wort – und wie! Dem Federal Court in New York legte er eine 58-seitige Klageschrift auf den Tisch. Der Vorwurf gegen die NFL: Diskriminierung. Flores wirft der Liga und drei Clubs Rassismus vor, dass unter anderem Afroamerikaner bei der Besetzung von Trainerposten benachteiligt würden. Nebst der NFL richtet sich seine Klage gegen die Dolphins, die New York Giants und die Denver Broncos. 

In der Klageschrift heisst es: «In gewisser Hinsicht ist die NFL rassisch getrennt und wird wie eine Plantage geführt. Die 32 Eigentümer – von denen keiner schwarz ist – profitieren im Wesentlichen von der Arbeit der NFL-Spieler, von denen 70 Prozent schwarz sind. Die Eigentümer sehen sich die Spiele von ihren Luxuslogen in den Stadien aus an, während ihre mehrheitlich schwarzen Mitarbeiter jeden Sonntag ihren Körper aufs Spiel setzen, böse Schläge einstecken und schwere Verletzungen an Körper und Hirn erleiden, während die Liga und ihre Eigentümer Milliarden von Dollar einnehmen.»

Fake-Interviews und eine verheerende SMS

Was war passiert? Flores schildert in seinem Statement erschreckende Vorkommnisse. Seit der 2003 ins Leben gerufenen «Rooney Rule» sind NFL-Clubs dazu verpflichtet, bei der Trainersuche mindestens zwei Kandidaten aus gesellschaftlichen Minderheiten zu berücksichtigen. 

Nach seinem Engagement bei den Miami Dolphins bewarb sich Flores bei den New York Giants. Er erhielt einen Interviewtermin, doch laut seiner Klage war die Stelle bereits vor dem Gespräch an Brian Daboll vergeben worden. Davon erfuhr Flores durch eine SMS von Bill Belichick, dem Coach der New England Patriots. Belichick gratulierte versehentlich Flores zum neuen Job anstatt Daboll – Flores’ Bewerbungsgespräch hatte zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht stattgefunden. 

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Eine ähnliche Situation soll sich 2019 bei einem Interview von Flores bei den Denver Broncos zugetragen haben. Die Clubbosse John Elway und Joel Ellis seien damals «verkatert und völlig zerzaust» zum Bewerbungsgespräch erschienen. Flores mutmasst, dass es sich beim Gespräch lediglich um ein Scheininterview gehandelt habe, um die «Rooney Rule» nicht zu verletzen. 

Als Drittes beschuldigt Flores seinen ehemaligen Arbeitgeber, die Miami Dolphins. In der Saison 2019 soll Dolphins-Besitzer Stephen Ross dem Trainer zusätzlich 100’000 Dollar pro Niederlage geboten haben, damit das Team in der Tabelle nach unten rutscht und so in der darauffolgenden Saison das Anrecht auf den Nummer-1-Pick im Draft hat. Flores gibt an, sich geweigert zu haben. Offenbar soll nun auch das einer der Gründe für seine Entlassung gewesen sein. 

NFL weist Vorwürfe zurück

In einer ersten Reaktion wiesen die Clubs die Vorwürfe von sich, auch die NFL wehrte sich vehement: «Die NFL und ihre Clubs engagieren sich sehr für die Gewährleistung gerechter Arbeitsverhältnisse und machen weiterhin Fortschritte bei der Schaffung von Chancengleichheit innerhalb unserer Organisationen. Vielfalt ist ein zentraler Bestandteil unserer Arbeit, und es gibt nur wenige Themen, mit denen sich unsere Clubs und unser internes Führungsteam intensiver befassen. Wir werden uns gegen diese unbegründeten Anschuldigungen wehren.»

Nach der Entlassung von Flores in Miami ist Mike Tomlin bei den Pittsburgh Steelers der einzige afroamerikanische Cheftrainer in der NFL, bei insgesamt 32 Teams. Flores hofft, dass nach seinem Schritt vors Gericht die Problematik angegangen wird und eine Bewegung entsteht, auch wenn ihm bewusst ist, dass er damit seine Karriere aufs Spiel setzt. Er sagt: «Ich hoffe aufrichtig, dass andere sich mir anschliessen werden, wenn ich gegen den systematischen Rassismus in der NFL aufstehe, um sicherzustellen, dass sich für die kommenden Generationen etwas zum Positiven verändert.»

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