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Abruptes Aus am Australian Open
Drama im Halbfinal: Djokovic gibt auf und wird ausgebuht

Novak Djokovic verlässt den Tennisplatz und winkt dem Publikum zu, nach seinem Rücktritt im Halbfinale der Australian Open 2025 gegen Alexander Zverev in Melbourne.
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Alles passierte ganz schnell. Novak Djokovic setzte im Tiebreak des ersten Durchgangs beim Satzball gegen ihn einen scheinbar leichten Volley ins Netz und bedeutete Alexander Zverev sofort: Es ist vorbei. Mit einem gequälten Lächeln schüttelte er dem Deutschen die Hand, dann packte er seine Tasche und lief vom Court. Einmal noch drehte er sich kurz um, winkte ins Publikum und verschwand. Die Zuschauer waren perplex, viele pfiffen, als er den Platz verliess. Sie hatten sich auf einen epischen Halbfinal eingestellt, nun war er nach 81 Minuten vorbei.

Im Viertelfinal gegen Carlos Alcaraz hatte sich Djokovic gegen Ende des ersten Satzes am linken Bein wehgetan, sich behandeln lassen, mit Schmerzmitteln weitergespielt und in vier Sätzen gewonnen. Und weil der Serbe schon oft mit Blessuren gespielt und sogar Turniere gewonnen hatte, dachten viele, das könne er wegstecken. Zumal er gegen Alcaraz in den letzten beiden Sätzen sein bestes Tennis gezeigt hatte. Doch offenbar erwies sich diese Verletzung als schwerwiegender als gedacht, als der Effekt der Schmerzmittel nachliess.

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Djokovic eilte nach seinem Aus sofort zur Pressekonferenz, um sie hinter sich zu bringen, und erklärte da: «Ich tat alles, was ich konnte, um den Muskelfaserriss in den Griff zu bekommen. Medikamente, die Bandage und die Arbeit des Physios halfen bis zu einem gewissen Grad. Aber gegen Ende des ersten Satzes spürte ich immer mehr Schmerzen. Es wurde für mich einfach zu viel. Es war ein unglückliches Ende, aber ich habe es versucht.»

Djokovic: «Es wurde schlimmer und schlimmer»

Hätte er weitergespielt, wenn er den ersten Satz gewonnen hätte? «Dann hätte ich wohl versucht, ein paar Games, einen halben Satz oder einen Satz weiterzuspielen», sagte Djokovic. «Aber es wurde schlimmer und schlimmer. Ich wusste: Selbst wenn ich den ersten Satz gewinnen würde, würde es ein harter Kampf für mich werden. Es wäre sehr schwierig gewesen, noch zwei, drei, vier Stunden diese Ballwechsel mitzugehen.»

Novak Djokovic und Alexander Zverev umarmen sich nach dem Rücktritt Djokovics im Halbfinale der Australian Open 2025.

Es sei eine ähnliche Verletzung wie vor zwei Jahren, als er damit das Australian Open gewonnen hatte, sagte Djokovic. «Damals konnte ich sie besser managen, damals störte sie mich auf dem Court nicht so sehr. Diesmal war es anders.»

War dies, mit 37 Jahren, sein Abschied vom Australian Open, seinem erfolgreichsten Turnier, das er zehnmal gewonnen hat? «Ich weiss es nicht, es ist möglich», sagte der Serbe. «Ich muss nun schauen, wie die Saison verläuft.» Er habe das Gefühl gehabt, zuletzt so gut gespielt zu haben wie in den letzten zwölf Monaten nie mehr. «Ich hätte mir gute Chancen gegeben, wenn ich körperlich fit gewesen wäre.»

Novak Djokovic bei einer Pressekonferenz während der Australian Open 2025, trägt eine dunkelblaue Kappe und Jacke mit Sponsorenlogos im Hintergrund.

Im serbischen Teil der Medienkonferenz äusserte sich Djokovic zu den Buhrufen beim Verlassen des Courts: «Die Leute haben für die Tickets bezahlt und einen grossen Kampf erwartet, den sie nicht bekommen haben. Aus dieser Perspektive kann ich sie verstehen. Ich tue mein Bestes, um sie zu verstehen, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie mich verstehen oder ob sie mich überhaupt verstehen wollen.»

Er fuhr fort: «Ich weiss, wie mein Körper funktioniert, was ich fühle, und ich weiss, wie viel ich diesem Turnier in den letzten mehr als 20 Jahren gegeben habe. Mehr möchte ich dazu nicht sagen, damit ich nicht in die falsche Richtung abdrifte», fügte er mit einem Lächeln hinzu.

Er habe lange nicht gemerkt, dass Djokovic eingeschränkt gewesen sei, sagte Zverev im Platzinterview mit Jim Courier. «Ich fand, es war ein hohes Niveau. Er hat sich vielleicht zwischen den Ballwechseln ein bisschen langsamer bewegt. Aber wenn der Ball im Spiel war, schien bei ihm alles okay. Erst im Tiebreak gab es leichte Anzeichen, dass er Mühe hatte.»

Beide liessen im ersten Satz kein Break zu, weshalb das Tiebreak entscheiden musste. Auch da blieben beide beim Aufschlag souverän, bis Djokovic mit einem leichten Volleyfehler bei 5:6 patzte und aufgab.

Zverevs Appell: «Bitte buht ihn nicht aus»

Auch Zverev war geschockt über das plötzliche Ende. Als Djokovic hinkend in die Katakomben verschwunden war, sass er perplex auf seinem Stuhl und starrte ins Leere. So richtig freuen konnte er sich im ersten Moment nicht: «Ich bin happy, im Final zu sein. Aber ich respektiere auf der Tour niemanden mehr als Djokovic. Er ist einer meiner engsten Freunde. Bitte buht nicht einen Spieler aus, wenn er mit einer Verletzung aufgeben muss. Wenn Djokovic nicht weiterspielen kann, dann ist es etwas Ernstes. Er hat dem Sport in den letzten 20 Jahren alles gegeben.»

Alexander Zverev jubelt während des Halbfinals der Australian Open 2025 gegen Novak Djokovic in Melbourne.

Für seine Rede erntete Zverev Applaus. Der 27-Jährige zog zum dritten Mal in einen Grand-Slam-Final ein. Die ersten beiden hat er verloren: 2020 am US Open gegen Dominic Thiem, vergangenes Jahr in Roland Garros gegen Carlos Alcaraz. Beide Male in fünf Sätzen. Beide Male hatte er Chancen auf den Sieg und verspielte sie.

Im Endspiel gegen Jannik Sinner ist Zverev am Sonntag (ab 9.30 Uhr bei uns im Ticker) der Aussenseiter. Der Vorjahressieger schlug Ben Shelton im zweiten Halbfinal 7:6 (7:2), 6:2, 6:2. Nachdem Sinner im ersten Durchgang zwei Satzbälle abgewehrt hatte, dominierte er den Amerikaner mit seinem druckvollen Spiel von der Grundlinie. Der Italiener ist in der Form seines Lebens, hat seine letzten 20 Matches gewonnen und spielt auf Hartplatz sein bestes Tennis.

Jannik Sinner jubelt nach seinem Sieg gegen Ben Shelton im Halbfinale der Australian Open 2025 in Melbourne.

Zverev ist der dritte männliche Deutsche nach Boris Becker (1991, 1996) und Rainer Schüttler (2003), der in den Final des Australian Open einziehen konnte. Becker, der das Turnier heute als Eurosport-Kommentator verfolgt, gewann seine beiden Endspiele. Zverev sagt: «Ich hatte meine harten Niederlagen in Grand-Slam-Finals. Vielleicht ist das Glück jetzt einmal auf meiner Seite.» Er werde dem Deutschen die Daumen drücken, sagte Djokovic. «Er hat sich seinen ersten Grand-Slam-Titel verdient.»