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Meinung

Kolumne «Fast verliebt»
Dir gehts doch zu gut!

Warnt ihre Freundin vor schwarzem Neid: Claudia Schumacher.
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BotTalk

«Ich habe ihn konfrontiert», sagt eine Freundin und meint ihren Neuen. «Und?», frage ich gespannt. «Er sagt, er finde mich natürlich hübsch, lustig — und meinen beruflichen Erfolg könne man mir ja nicht absprechen …» Ich bleibe an dem Wort hängen: «absprechen». Warum sollte jemand seiner Partnerin den Erfolg «absprechen» wollen? «Aber er meinte», fährt sie fort, «es sei nicht gut für das Gleichgewicht in unserer Beziehung, wenn er mich zu viel lobe.»

Noch ein unpassendes Verb: «loben». Wer ist er, ihr Entwicklungshelfer?


Als ich meine Freundin das letzte Mal sah, war sie unsicher, ob der neue Mann in ihrem Leben sie eigentlich gut findet. Sie schwärmt von ihm. Er hingegen macht ihr kaum Komplimente. Lacht in Gruppen am leisesten über ihre Witze. Und wenn sie mit Leidenschaft über ihren Job redet, fragt er nicht gross nach.

Er wirkt etwas blass neben ihr.

Ich habe eine Idee, woran das liegen könnte, denn sie hat ihn mir bereits vorgestellt. Er wirkt etwas blass neben ihr, scheint sich ein bisschen auf dem Schlauch zu stehen. Sie hat ein freimütiges und einnehmendes Wesen, jeder mag sie sofort. Vielleicht nimmt er zwischen ihr und sich ein Gefälle war, ist neidisch auf sie — und geizt deshalb mit Freundlichkeit und Anerkennung?

Weisser und schwarzer Neid

In der Psychologie wird zwischen weissem und schwarzem Neid unterschieden. Weisser Neid bedeutet: Jemand merkt, dass er neidisch ist, und verhandelt das Gefühl mit sich selbst, ohne sich gegen die andere Person zu wenden. Weisser Neid ist okay, kann sogar konstruktiv sein, weil er ein Wunschanzeiger ist: Ah, das will ich auch! Also strenge ich mich an, dass ich es bekomme. 

Weisser Neid ist leider selten. Der Neid, mit dem wir Menschen uns landauf, landab das Leben, die Liebe und die Freundschaften verkacken, ist die schwarze Version. Er ist das reine Gift: Man gönnt dem anderen nicht, was er hat — und will es ihm wegnehmen. Damit schadet man sich selbst. Oft aber auch dem anderen.

Schwarzer Neid kann andere tatsächlich um ihre Erfolge bringen.

Denn das Verrückte am schwarzen Neid ist, dass er andere tatsächlich um ihre Erfolge bringen kann. Weil der Beneidete oft gar nicht begreift, was los ist, unsicher wird und seine eigenen Vorzüge selbst nicht mehr sieht. Schwarzer Neid enteignet. Und so zweifelt meine Freundin durch das geizige, missgünstige Verhalten ihres neuen Freundes jetzt an sich selbst. Mieser Trick. Und natürlich hat sich der Typ damit auch nicht selbst geholfen. Denn ich habe seine Freundin darauf hingewiesen, was er da macht. Checkt man ja von aussen oft leichter.

Es wird immer Menschen geben, die schöner, klüger, reicher sind als wir. Und ist es nicht eigentlich ganz schön, mit so jemandem zusammen zu sein? Garstigkeit macht uns jedenfalls auch nicht schöner, klüger oder reicher. Die Befreiung ist, sich nicht zu vergleichen — schon gar nicht in der Liebe.