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Bundesrat setzt auf Digisanté
392 Millionen für die Digitalisierung im Gesundheitswesen

Nurse talking to patient in hospital bed
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Die Schweiz hat eines der qualitativ besten Gesundheitssysteme der Welt. Doch bei der Digitalisierung hinkt sie stark hinterher. Fachleute weisen schon lange darauf hin. Und während der Pandemie wurde es für alle offensichtlich. Schickten doch etliche Ärzte ihre Meldungen zu Corona-Erkrankungen immer noch per Fax nach Bern. Mit der Folge, dass der Bund zu langsam und zu wenig zuverlässig erfuhr, was an der Front abging.

Für Gesundheitsminister Alain Berset war die Pandemie ein «Gamechanger». Ein Weckruf sozusagen. Nun soll der Rückstand bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens bis 2034 aufgeholt werden – mit einem umfassenden Programm namens Digisanté, das heute den Medien vorgestellt wurde.

«Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren», sagt Anne Lévy, Direktorin des Bundesamts für Gesundheit (BAG). Die Frage sei nicht, ob das Gesundheitswesen einen Digitalisierungsschub brauche, «sondern wie schnell wir damit vorwärtskommen und wie gut es uns gelingt, dass alle am gleichen Strick ziehen».

Daten nur noch einmal erfassen

Künftig soll es nicht mehr geschehen, dass einmal erfasste Daten immer wieder neu eingegeben werden müssen, weil die IT-Systeme nicht miteinander kommunizieren können. Auch soll vermieden werden, dass Patienten falsche Medikamente verschrieben erhalten, weil der Arzt nicht weiss, welche Mittel die Patientin anderswo schon erhalten hat.

Mit Digisanté soll die Qualität der Behandlungen erhöht und die Effizienz gesteigert werden. Dank einer Standardisierung der Daten sollen diese nur noch einmal erfasst werden müssen und dann für alle Zwecke zur Verfügung stehen. Sie sollen für die Behandlung, Abrechnung, Forschung und Verwaltung nahtlos übernommen werden können. Gleichzeitig will der Bund den Datenschutz und die Cybersicherheit gewährleisten.

Faxgeräte sind dabei nicht mehr vorgesehen. Stattdessen will der Bund ein elektronisches Meldeportal für Arztpraxen, Spitäler und Labore aufbauen. Wie beim Corona-Dashboard sollen die gewonnenen Daten betreffend Grippe und andere übertragbare Krankheiten übersichtlich und interaktiv präsentiert werden.

Problem für die Forschung

Entscheidend wird sein, dass alle Akteure des Gesundheitswesens eine gemeinsame Sprache sprechen. Nur mit einer solchen Standardisierung wird die Koordination der Daten klappen. Heute ist dies nicht der Fall. Stattdessen lautet zum Beispiel der Code für weiblich mal «w», mal «f», mal «2», mal wird er gar nicht erfasst. Dies soll nun vereinheitlicht werden, wobei man bestehende internationale Standards übernehmen will.

Wichtig ist die Digitalisierung im Gesundheitswesen auch für die Forschung und den Pharmastandort Schweiz. Diese brauchen nicht zu wissen, woran Herr Müller oder Frau Meier erkrankt sind. Ihnen reichen anonymisierte Daten, die Zusammenhänge aufzeigen können. Momentan mangelt es in der Schweiz aber an solchen Daten, was sich zunehmend als Standortnachteil für die hiesige Forschung und Pharma erweist.

Alle Akteure dazu zu bringen, ihre IT-Systeme anzupassen, wird wohl eine grössere Herausforderung.

Das vom Bundesrat am Mittwoch beschlossene Programm dauert von 2025 bis 2034 und umfasst rund 50 Vorhaben. Dazu gehört auch ein Verpflichtungskredit von 392 Millionen Franken, den die Landesregierung ans Parlament verabschiedet hat. Für ein Programm, das bis 2034 dauert, ist dies schon ein bemerkenswert genauer Betrag.

Der Bund selbst will vor allem die rechtlichen Grundlagen schaffen und die Projekte koordinieren. Die Umsetzung obliegt aber den verschiedenen Akteuren des Gesundheitswesens. Sie alle dazu zu bringen, eine gemeinsame Sprache zu sprechen und ihre IT-Systeme anzupassen, wird wohl eine grössere Herausforderung – und dürfte noch für manche Auseinandersetzung sorgen.