Grosser ZapfenstreichDiese Lieder wünscht sich Angela Merkel zum Abschied
Am Donnerstag wird die abtretende Kanzlerin musikalisch gewürdigt. Sie hat sich dafür Songs von Nina Hagen und Hildegard Knef gewünscht – und einen Choral.
Man hätte ja auf Richard Wagner gewettet bei Angela Merkels finalem Wunschkonzert, schliesslich gehört die abtretende Bundeskanzlerin zu den Stammgästen bei den Bayreuther Festspielen. Aber beim Grossen Zapfenstreich der Bundeswehr, mit dem sie morgen Donnerstag auf dem Hof des Verteidigungsministeriums in Berlin verabschiedet wird, gibts kein «Hojotoho», auch kein «Vollendet das ewige Werk», kein «Was du bist, bist du nur durch Verträge».
Auch «Angie» von den Rolling Stones hätte gepasst. «Aint’ it time we said goodbye? Yeah!»: Es wäre die Hymne des Moments gewesen. Stattdessen hat Merkel den Choral «Grosser Gott, wir loben dich» gewählt, weil es eben doch ein bisschen Feierlichkeit braucht. Und dazu zwei starke Songs von deutschen Frauen, die nun gar nicht feierlich sind. Sondern optimistisch, nostalgisch – und bemerkenswert selbstironisch.
Wenn es rote Rosen regnet
Die eine Sängerin ist Nina Hagen, auf die man nun eher weniger gewettet hätte. Merkel und die grosse Punk-Lady sind zwar fast gleich alt und beide in der DDR aufgewachsen. Und wer weiss, vielleicht hat auch die scheidende Kanzlerin ein paar Schwarzweissfotos in ihren Alben, die der Farbigkeit der Erlebnisse nicht entsprechen.
Aber Hagens 1974er-Hit «Du hast den Farbfilm vergessen» überrascht dennoch in dieser privaten Hitparade: «Ich im Bikini und ich am FKK / Ich frech im Mini, Landschaft ist auch da, ja» – so viel Frivolität hätte man Merkel kaum zugetraut.
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Autobiografisch eher naheliegend scheint da Hildegard Knefs «Für mich soll’s rote Rosen regnen» von 1968 zu sein. «Mit 16 sagte ich still / ich will, will gross sein, will siegen» – das dürfte passen. Auch die Zeilen «Die Welt sollte sich umgestalten» und «Ich möcht’ verstehen, viel sehen, erfahren, bewahren» kann man als Regierungsprogramm lesen.
Beim Finale dagegen kann man sich fragen, ob das nun Trotz sei, die Andeutung einer weiteren Karriere oder Merkels Art, sich selbst auf die Schippe zu nehmen: Da will sich die Sängerin fügen und begnügen, kann aber nicht – es bleibt ein letztes «ich will, ich will».
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Auch Merkels Vorgänger haben sich übrigens einst mit einer überaus aussagekräftigen Musikauswahl verabschiedet. Gerhard Schröder gab sich jazzig-locker, mit «Summertime» und «My Way» – und brachte mit der «Moritat von Mackie Messer» die Gepflogenheiten in der Welt der Politik auf den Punkt (wobei man sich fragen kann, ob er sich selbst als Mackie Messer outete oder eher seinen Feinden ein letztes Mal mitteilte, was er von ihnen hielt).
Helmut Kohl dagegen liebte es nicht nur kulinarisch gewichtig: Er wünschte sich neben Beethovens «Ode an die Freude» und dem Choral «Nun danket alle Gott» auch noch «Des Grossen Kurfürsten Reitermarsch». Und nein, das war nicht selbstironisch gemeint.
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