Netflix-Serie «Tinder Swindler»Diese Frau legte den «Tinder- Schwindler» rein
Als der Liebesbetrüger Shimon Yehuda Hayut 2019 medial geoutet wurde, war Ayleen Koeleman seine ahnungslose Freundin. Dann beschloss sie, es ihm heimzuzahlen – und wird dafür nun gefeiert.
Ayleen Koeleman sass im Flugzeug und war kurz davor, von Prag zurück nach Amsterdam zu fliegen. Sie hatte ihren Liebsten besucht und wollte nur kurz durch Instagram scrollen, bevor sie ihr Handy in den Flugmodus setzten musste.
Und dann entdeckte sie plötzlich das Gesicht ihres Freundes Simon Leviev. Dieses gut aussehenden, schwerreichen Geschäftsmanns und Sohns eines israelischen Diamantenmoguls, mit dem sie seit vierzehn Monaten liiert war. Sie wollten zusammenziehen, eine Familie gründen, ihr Leben miteinander verbringen.
Sie klickte auf das Bild und landete auf der grandios erzählten Story «Tinder Swindler» der norwegischen Zeitung «Verdens Gang». Diese handelte vom polizeilich gesuchten Betrüger Shimon Yehuda Hayut alias Simon Leviev, der zig Frauen um Millionen von Dollar betrogen hatte – darunter die Norwegerin Cecilie Fjellhoy. Diese hatte dem Israeli insgesamt 250’000 Dollar überwiesen, weil er ihr glaubhaft versichern konnte, er würde von Feinden aus dem Diamantenmilieu bedroht.
Er liess Frauen für sein Luxusleben bezahlen
Was die Holländerin am meisten schockierte, war die Tatsache, dass die Geschichte, die sie dort las, exakt ihre eigene war. Auch sie hatte Simon bei Tinder kennen gelernt. Auch sie war fürs erste Date in ein Fünfsternhotel eingeladen worden, später zu teuren Restaurantbesuchen, Trips mit Privatjets und zu exklusiven Partys. Sie hatte die identischen Whatsapp-Liebesschwüre erhalten, die gleichen Videobotschaften aus dem Privatjet. Und dieselben «Beweisfotos» dafür, dass er in Lebensgefahr war und dringend Bargeld benötigte.
Dieses benutzte er aber nicht, um sich und seine Entourage zu schützen, sondern für Designerklamotten, Restaurantbesuche, Hotelübernachtungen in Fünfsternhotels und Trips mit anderen Frauen, seinen nächsten Opfern. Auch in der Schweiz war der Tinder-Schwindler unterwegs.
Von der Geliebten zum Opfer
Ayleen Koeleman realisierte sofort, dass sie nicht die Liebe seines Lebens, sondern ebenfalls ein Opfer war. «Ich wollte nicht, dass das Flugzeug landet, weil ich wusste, dass ich mich der Realität würde stellen müssen. Und diese war furchterregend», erzählt sie in der sehenswerten Netflix-Doku «Der Tinder-Schwindler».
Der Film erzählt die perfide Masche von Shimon Yehuda Hayut aus Sicht von drei Opfern und stellt dabei die Norwegerin Cecilie Fjellhoy und die Schwedin Pernilla Sjoholm ins Zentrum. Also die zwei Frauen, die mit ihrer schmerzhaften Geschichte an die Medien gegangen waren, um andere zu schützen. Trotzdem wurden sie unter anderem als naiv verspottet und mit Aussagen wie «Selber schuld» eingedeckt.
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Koeleman hingegen wird gefeiert. Denn nach der Landung in Amsterdam kontaktierte sie die Polizei und heckte einen Plan aus. Sie wusste, dass Simon wegen des medialen Interesses untertauchen musste und keine Möglichkeit hatte, an neue Tinder-Opfer und damit an Geld zu kommen. Sie gaukelte ihm vor, ihm zu glauben, dass alles nur Lügen sind, orchestriert von seinen Feinden.
Entscheidender Hinweis an die Polizei
Sie versprach, ihm zu helfen, an Geld zu kommen, indem sie seine Luxusklamotten verkaufen würde. Sie holte drei Koffer voller Kleider in seinem Versteck in Prag ab und begann daheim, sie zu verkaufen, um zumindest einen Teil der rund 140’000 Dollar reinzuholen, die er ihr abgeknöpft hatte.
Als ihm dämmerte, dass er hereingelegt worden war, bombardierte er sie mit wütenden Sprachnachrichten. Beteuerte seine Liebe. Flehte sie an, ihm zu helfen. Bedrohte sie und ihre Familie. Sie hielt den Kontakt, bis sie der Polizei den entscheidenden Hinweis auf seinen Aufenthaltsort geben konnte.
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Der heute 31-Jährige wurde verhaftet und musste für mehrere Monate ins Gefängnis. Inzwischen ist er mit einem israelischen Model liiert, droht Netflix mit einer Klage und scheint – den Luxusteilen auf seinem Instagram-Account nach zu urteilen – keine Liquiditätsprobleme zu haben.
Seine Opfer sitzen derweil auf einem Berg von Schulden und haben ein Crowdfunding für Spenden lanciert. Ayleen Koeleman vertickt weiter die Designerteile ihres Ex. Eine seiner Luxusbrillen hat sie behalten. Sie trägt sie auf einem neuen Instagram-Foto und streckt die Zunge dazu aus.
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