ZoomDiese Fälschungen sind wirklicher als die Wirklichkeit
Alison Jackson inszeniert in ihren Bildern höchst witzige Szenen mit Prominenten, die so nie stattgefunden haben, aber hätten stattfinden können.
«Wie wirklich ist die Wirklichkeit?» lautet der Titel eines Klassikers der Kommunikationsforschung. Bekannterweise ist sie ja selten das, was sie scheint. Mit Blick auf das Werk der britischen Fotografin Alison Jackson könnte man deshalb umgekehrt fragen: Wie falsch sind Fälschungen?
«Fake Truth» lautet der Titel ihrer neuen Ausstellung im Haus der Fotografie in Olten. Die auf zwei Etagen gezeigten Bilder spielen mit der Grenze zwischen Original und Fälschung, Natürlichkeit und Inszenierung – und obschon Jacksons Szenen mit Prominenten gestellt sind, benennen sie den Zeitgeist vielleicht präziser, als «echte» Bilder das können.
Wir sehen etwa Donald Trump beim Teekränzchen mit der Queen, Bill Gates vor seinem neuen Apple-Computer oder dann Marilyn Monroe, die sich für Präsident Kennedy aus dem berühmten Kleid schält, in dem sie ihm das Geburtstagsständchen hielt.
Alle Fotos wirken auf den ersten Blick wie echte Fotos, Insta- oder Paparazzi-Schnappschüsse. Bei genauerem Betrachten der Szenen stellt sich plötzlich Verunsicherung ein – sind das nun die echten Stars, ist das wirklich passiert?
Jackson arbeitet für ihre Inszenierungen mit Doubles von Prominenten, die sie zu sorgfältigen und sehr witzigen Kompositionen arrangiert.
Begonnen hatte sie die Serie nach dem Tod von Prinzessin Diana im Jahr 1997. Wie kaum eine Figur vor ihr sei Diana zu einem «Konstrukt der Celebrity-Kultur» geworden, wie Jackson an der Vernissage selbst erläuterte. Zuerst hätten die Medien sie niedergeschrieben, um sie nach ihrem Tod als Heilige zu verehren.
Im Phänomen Donald Trump habe der mediale Wahnsinn seinen vorläufigen Höhepunkt gefunden. Wie kaum einer vor ihm nutze er die Medien zum eigenen Vorteil und habe die Welt damit in eine Wahrheitskrise gestürzt.
Jacksons Bilder sind auch ein Kommentar auf unsere Celebrity-süchtige Kultur, in der die Grenzen zwischen wahr und falsch verschwimmen, und die sich in ihrer eigenen digitalen Oberfläche zu spiegeln scheint wie eine Seifenblase.
Ausstellung: «Alison Jackson: Fake Truth»
IPFO, Haus der Fotografie Olten, bis zum 19. Februar 2023
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