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Meinung

Analyse zum Amazonas-Regenwald
Die Welt braucht diesen Wald

Vom Arapaima über Papageien bis zum Zwergseidenäffchen: An keinem anderen Ort leben so viele verschiedene Arten wie im Amazonas-Regenwald.
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Die Bedeutung des Amazonas-Regenwaldes für den Planeten und seine Bewohner kann man gar nicht hoch genug einschätzen, da sind sich Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen einig. Biologen betonen die gigantische Artenvielfalt des Gebietes, das mit einer Fläche von etwa sechs Millionen Quadratkilometern grösser ist als die Europäische Union. Schätzungen zufolge leben dort 2,5 Millionen Insektenspezies, Tausende Vögel und Fische sowie Hunderte Säugetiere, Amphibien und Reptilien.

Zu den Waldbewohnern gehören das nur 15 Zentimeter kleine Zwergseidenäffchen und der zwei Meter lange Arapaima, einer der grössten Süsswasserfische der Erde. Anakondas gibt es hier, verschiedene Arten Baumsteigerfrösche und den Scharlach-Ara, einen der grössten Papageien der Welt. Botaniker vermuten zudem, dass auf einem Quadratkilometer mehr als tausend verschiedene Bäume und mehrere Tausend andere höhere Pflanzen wachsen. So viele verschiedene Spezies gibt es sonst an keinem Ort auf der Welt.

Die Rodung schadet dem Klima doppelt

Klimaforscher heben hervor, dass sich die Erde ohne den Regenwald schon längst viel stärker erwärmt hätte. Das Gebiet fungiert nämlich als riesige Kohlenstoffsenke: Die vielen Pflanzen fischen während der Fotosynthese das Treibhausgas Kohlendioxid (CO₂) aus der Luft und verwandeln es in verschiedene Kohlenstoffverbindungen, die sie beim Wachsen in Blätter, Äste und Zweige einbauen. Dadurch wird ein grosser Teil des vom Menschen produzierten CO₂ unschädlich gemacht, weil es fest in den Pflanzen gebunden ist. Geschätzte 45 Milliarden Tonnen Kohlenstoff sind auf diese Weise in den Pflanzen des Amazonas-Regenwaldes gebunden.

Das alles gerät durch die Zerstörung des Regenwaldes in Gefahr. Die Rodung schadet dem Klima sogar doppelt. Erst wird auf einen Schlag alles in den Pflanzen gebundene CO₂ frei; und danach sind weniger Pflanzen da, die das Treibhausgas aus der Atmosphäre holen könnten.

Die zweite grosse Bedrohung für den Wald ist der Klimawandel: Die Temperatur liegt im Durchschnitt schon jetzt bis zu 1,5 Grad über den Werten von vor der Industrialisierung. Starke Dürren gab es im Amazonas-Regenwald früher nur einmal alle hundert Jahre. Zwischen den Jahren 2005 und 2015 waren es plötzlich drei. Je schneller die Dürren aufeinanderfolgen, je weniger Zeit den Waldbewohnern also bleibt, sich davon zu erholen – desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Wald sich nicht mehr regenerieren kann und stirbt.

Kipppunkt vielleicht schon überschritten

Als Reaktion auf diese Belastungen entwickelt sich der Amazonas-Regenwald zunehmend von einer Kohlenstoffsenke zu einer Kohlenstoffquelle. Das heisst, durch Rodung und das Absterben von Pflanzen wird unterm Strich mehr Kohlendioxid frei, als die intakten Pflanzen binden können. Manche Experten befürchten sogar, dass der Regenwald kurz vor einem sogenannten Kipppunkt steht oder dass Teile – vor allem im Südosten Amazoniens – diesen Punkt vielleicht schon überschritten haben. Dann würde es der Wald nicht mehr schaffen, sich selbst zu erhalten, sondern würde sich nach und nach in eine Savanne verwandeln. Momentan sind etwa 20 Prozent des ursprünglichen Regenwaldes zerstört. War das schon zu viel, oder hält das System 40 Prozent aus? Man weiss es nicht. Was man weiss, ist, dass sich ein Kollaps dramatisch auf das weltweite Klima auswirken würde.