Neuer US-Botschafter in der SchweizDie UBS brachte ihn zu seinem Mann – und Biden nach Bern
Die USA haben nach langer Zeit wieder einen Botschafter in Bern. Joe Biden entsandte Scott Miller, der bisher mit Millionen seines Partners für Minderheitenrechte lobbyierte.
Ein Jahr lang war der Blumenrain, was seinen Hauptbewohner betrifft, verwaist. Donald Trumps Unterstützer Edward McMullen war Anfang 2021 aus der Residenz des US-Botschafters in Bern ausgezogen. Doch die Republikaner in Washington blockierten monatelang aussenpolitische Ernennungen durch Präsident Joe Biden – darunter auch jene Scott Millers. Erst kurz vor Weihnachten wurde Miller vom Senat als neuer Vertreter der Vereinigten Staaten in der Schweiz bestätigt.
In die schmucke Berner Villa ist mit ihm dieser Tage ein «Aktivist für LGBTQ-Rechte und Philanthrop» eingezogen, wie es auf der Website der US-Vertretung heisst. Am Mittwoch hat Miller sein Beglaubigungsschreiben dem Schweizer Bundespräsidenten und Aussenminister Ignazio Cassis übergeben.
Für den 42-Jährigen bedeutet der Umzug an eine der besten Lagen in der Bundesstadt von den Platzverhältnissen her einen ziemlichen Abstieg. Bisher residierte Miller auf einem Anwesen in Denver im Bundesstaat Colorado. Die über siebzig Räume teilte er sich mit zwei Berner Sennenhunden und seinem Ehemann Tim Gill.
Die UBS brachte ihn zu seinem Mann
Scott Miller war bis vor kurzem als Co-Vorsitzender für die Gill Foundation tätig. Die Stiftung preist sich selbst als «grösste Spenderin für LGBTQ-Gleichheit in der Geschichte, die Hunderte Millionen Dollar für die Sache spendete». Gemäss US-Medien steckte sie über eine halbe Milliarde Dollar in den Kampf für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Queeren.
Mit dem 27 Jahre älteren Gill, einem Software-Selfmademan und Milliardär, war Scott Miller zusammengekommen, als er als junger Betriebswirt für eine Schweizer Firma arbeitete. In der Vermögensverwaltung der UBS in Denver war Miller ab Anfang der Nullerjahre für vermögende Familien und Stiftungen zuständig, zuletzt als Vizepräsident. Weil Colorado die gleichgeschlechtliche Ehe noch nicht zugelassen hatte, heirateten die beiden 2009 in Boston.
Ihr Vermögen setzten Gill und Miller nicht nur für LGBTQ-Rechte ein, sondern auch für die Demokraten, wobei ein Politiker besonders profitierte: Joe Biden. Gemäss Berechnungen von Associated Press flossen ab 2010 rund 3,6 Millionen Dollar vom Ehepaar an demokratische Kandidaturen und Initiativen. Als Biden Trump herausforderte, veranstalten Gill und Miller für den Kandidaten eine Spendengala in ihrem Anwesen.
Als Dank für das Engagement gibt es nun den Ambassadoren-Job. Den Posten in Bern haben bereits Barack Obama und Donald Trump nicht an Karrierediplomaten, sondern an treue Unterstützerinnen und Unterstützer vergeben.
Während Trump immerhin noch das Weltwirtschaftsforum in Davos besuchte und Ueli Mauer im Weissen Haus empfing, hat Biden in seinem ersten Amtsjahr, abgesehen vom Gipfel mit Wladimir Putin in Genf, kaum öffentliches Interesse an der Schweiz gezeigt. In seiner ersten präsidialen Rede vor dem Kongress hatte er «Switzerland» als «Steueroase» bezeichnet, worauf der Schweizer Finanzminister Ueli Maurer entgegnete, das stimme nicht. Seit der Bundesrat sich entschied, den US-Kampfjet F-35 zu kaufen, ist es ruhiger geworden.
Als Ex-UBS-Banker kennt sich Miller in der Steueroasen-Diskussion sicher aus. Äussern dazu und zu anderen Fragen will er sich noch nicht. In einem schriftlichen Statement hat er verlauten lassen, er wolle «die bereits soliden Beziehungen, die wir mit den Schweizern und Liechtensteinern haben, stärken, insbesondere die dynamischen Beziehungen beim Handel, bei den Investitionen und in der Verteidigung».
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