Contact TracingDie Suche nach Infizierten geht weiter
Der Bundesrat will, dass sich mehr Personen testen lassen. Dafür braucht es aber genügend Tests.
Der Bundesrat ändert im Hinblick auf die Lockerung des Lockdowns ab 27. April seine Strategie: Neu sollen sich alle Personen testen lassen, die Symptome aufweisen, wie sie mit Covid-19 einhergehen. Bisher wurde dies nur Personen nahegelegt, die auch einer besonders gefährdeten Gruppe angehören oder die im Spital liegen oder arbeiten.
In Alters- und Pflegeheimen sollen zudem auch Verstorbene getestet werden, und dies auch dann, wenn sie keinen Kontakt zu Erkrankten hatten. Falls der Test positiv ausfiele, würden für die Bewohner weitere Schutzmassnahmen ergriffen.
Indem nun mehr Personen getestet werden, weiss man genauer, wer tatsächlich an Covid-19 erkrankt ist. Diese Personen sollen sich weiterhin selbst zu Hause isolieren. Sobald die Zahl der Infizierten weiter sinkt, werden auch wieder alle Kantone das Contact Tracing aufnehmen und Personen ausfindig machen, die mit den positiv Getesteten Kontakt hatten.
Nach Ansicht des Berufsverbands der Schweizer Ärzteschaft (FMH) sollten möglichst viele Tests durchgeführt werden, damit man angemessen auf die Pandemie reagieren kann, wie eine Sprecherin auf Anfrage sagt. Kapazitäten, um Tests durchzuführen und auszuwerten, gäbe es genug. Es seien nicht alle Testzentren ausgelastet, die in den Kantonen eigens eingerichtet wurden.
Aber: Es müssten auch genügend Tests zur Verfügung stehen; es soll nach medizinischen Kriterien entschieden werden, wer getestet werde, und nicht nach der Verfügbarkeit von Tests, sagt die Sprecherin. Ob sie reichen, kann das BAG auf Anfrage nicht sagen. Dafür müsste man wissen, bei wie vielen Personen Symptome aufgetreten seien, und diese Zahl lasse sich nicht eruieren.
Umstrittene App
Ob wie angekündigt schon bald mithilfe einer Handy-App Personen ausfindig gemacht werden, die in Kontakt mit positiv getesteten Personen standen, ist noch offen. Das sagte Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit am Freitag vor den Medien. Wohl werde eine solche App helfen, sie sei aber nicht das entscheidende Instrument.
Der Einsatz einer solchen App wird kontrovers diskutiert, da die gesammelten Daten missbraucht werden könnten. CVP-Fraktionspräsidentin Andrea Gmür etwa schlug vor, dass es der Bund für obligatorisch erklärt, dass die Bevölkerung die App auf dem Handy installiert. Die Staatspolitische Kommission des Nationalrats hingegen beschloss auf Antrag der Grünen eine Kommissionsmotion, nach der niemand dazu gezwungen werden darf. Zudem soll der Bundesrat sie nicht alleine per Notverordnung einführen können, auch das Parlament muss mitreden können.
Der Ärzteverband zeigt sich gegenüber dieser App offen. Zusammen mit anderen Massnahmen sei sie ein wirksames Mittel. Auch er ist der Ansicht, dass es für diese App rechtsstaatliche Grundlagen braucht und dass sie freiwillig genutzt werden soll.
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