Kommentar zu SüdafrikaDie Seuche der Korruption
Politiker in Südafrika haben die Corona-Krise schamlos als Gelegenheit zur Bereicherung genutzt.
Als Corona ins Land kam, hofften viele Südafrikaner, die Seuche könne trotz all dem bevorstehenden Leid auch dabei helfen, die andere grosse Seuche zu bekämpfen: die Korruption des ANC, der seit Jahren das Land bestiehlt. Und anfangs sah es danach aus. Präsident Cyril Ramaphosa handelte schnell und kompetent, diejenigen in der Partei, die nur in der Politik sind, um ihren Schnitt zu machen, schienen an den Rand gedrängt. Ein paar Monate später ist alles beim Alten.
Es ist im ANC üblich, Geschäftsmann und Politiker zu sein, nicht zu trennen zwischen Staat und privat.
Fast täglich kommen neue Fälle ans Licht, in denen Familienangehörige führender ANC-Politiker lukrative Staatsaufträge an Land gezogen haben, um Krankenhäusern Schutzkleidung zu liefern, obwohl viele der Firmen gerade erst gegründet wurden. Auch die Sprecherin von Ramaphosa musste ihr Amt ruhen lassen, weil ihr Mann über Beziehungen einen solchen Auftrag erhalten haben soll. Kaum einer der Beteiligten sieht irgendein Problem in den Enthüllungen. Es ist im ANC üblich, Geschäftsmann und Politiker zu sein, nicht zu trennen zwischen Staat und privat. «Jetzt sind wir an der Reihe», das ist die Mentalität vieler ANC-Politiker.
Der Rest schweigt, meist betreten, weil es sich ja nicht gehört, die eigenen Leute zu verraten – falsche Loyalität, die letztlich aber dazu führt, dass so viele trotz allem Groll ANC wählen. So wird sich nie etwas ändern.
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