EM-QualifikationDie Schweizer Fussballerinnen machen einen grossen Schritt Richtung EM
Hinten souverän, vorne harzig: Die Schweiz erfüllt mit dem 2:0 in Rumänien die Pflicht und schafft sich für die Finalissima eine hervorragende Ausgangslage.
Fast eine Stunde ist gespielt, da kommt von der Seitenlinie ein klares Zeichen: Alisha Lehmann wird eingewechselt, für sie muss Rachel Rinast vom Feld. Eine Stürmerin ersetzt also eine Aussenverteidigerin, die Offensive wird gestärkt – dabei führt die Schweiz schon lange 1:0. Doch so ein knapper Vorsprung ist immer gefährlich – im Gegensatz zu den Rumäninnen, die noch zu keiner Torchance gekommen sind. Klar also, dass Trainer Nils Nielsen seinen Spielerinnen signalisieren möchte, den zweiten, sicherlich entscheidenden Treffer zu suchen. «Wir wollten das 2:0 erzielen, um im Team etwas für Ruhe zu sorgen», erklärt Nielsen bei der anschliessenden Medienkonferenz.
Und die Massnahme zeigt Wirkung. Lehmann wirbelt aussen rechts, scheitert in der 69. Minute aus bester Position an Goalie Andrea Paraluta und holt fast zehn Minuten später einen Corner heraus. Diesen tritt Geraldine Reuteler, findet Ana-Maria Crnogorcevic, deren abgefälschter Schuss im Netz landet. Das erlösende 2:0 ist bereits der 60. Länderspieltreffer der Schweizer Rekordtorschützin, die nach Lehmanns Einwechslung auf die rechte Abwehrseite zurückbeordert wurde.
Ein gerechter Lohn für einen seriösen Auftritt
Ansonsten feiern die Schweizerinnen nicht unbedingt ein Fussballfest. Was auf dem tristen Platz in Mogosoaia, rund 20 Kilometer nördlich von Bukarest, aber auch äusserst schwierig ist. Sie haben viel Ballbesitz, werden hinten kaum gefordert, nur bleiben vorne die ganz zwingenden Torgelegenheiten aus. «Wir haben etwas unruhig gespielt, waren vorne etwas unpräzis», findet Nielsen.
Erst nach knapp 25 Minuten erhöht die Schweiz ihre offensive Schlagzahl, dafür belohnt sie sich rasch. Zuerst ist es Fabienne Humm, die ihren Kopfball aus kurzer Distanz von Paraluta pariert sieht, Sekunden später profitiert Coumba Sow von einer Balleroberung Reutelers und trifft zur Führung. Mit guten Trainingsleistungen überzeugte Sow ihren Coach, sie auf ihrer Lieblingsposition im zentralen Mittelfeld spielen zu lassen, nun belohnt sie sich selbst also auch noch.
Es ist ein gerechter Lohn für einen seriösen Auftritt, nicht nur von Sow, sondern auch von ihren Teamkolleginnen. Nie geraten sie in Gefahr, wie im September gegen Kroatien Punkte abgeben zu müssen – trotz zahlreicher Absenzen in der defensiven Viererkette. Captain Lia Wälti erledigt ihren Job auf ungewohnter Position im Abwehrzentrum wie schon gegen Belgien ausgezeichnet, und Ersatz-Linksverteidigerin Rinast versucht mit Läufen in die Tiefe, immer wieder für Unordnung bei den Rumäninnen zu sorgen. Nur vorne gelingt bis auf einzelne Nadelstiche wenig. Auch weil die Gegnerinnen offenbar damit zufrieden sind, nicht wie im Hinspiel in Schaffhausen mit 0:6 unterzugehen. Selbst nach Crnogorcevics Tor schienen sie darauf bedacht zu sein, den Schaden in Grenzen zu halten.
So erfüllt Nielsens Frauschaft mit dem 2:0-Sieg glanzlos die Pflicht und hat nun eine hervorragende Ausgangslage, sich direkt für die EM 2022 in England zu qualifizieren. Im Auswärtsspiel gegen das zweitplatzierte Belgien am 1. Dezember reicht dafür ein Unentschieden.
Telegramm:
Rumänien – Schweiz 0:2 (0:1)
Mogosoaia. – Keine Zuschauer. – SR Özcigdem (TUR). – Tore: 29. Sow (Reuteler) 0:1. 79. Crnogorcevic (Corner Reuteler) 0:2.
Schweiz: Thalmann; Aigbogun, Calo, Wälti, Rinast (57. Lehmann); Sow (85. Maendly), Gut (78. Zehnder); Crnogorcevic, Bachmann, Reuteler (85. Xhemaili); Humm (57. Fölmli).
Bemerkung: Schweiz ohne Bühler, Calligaris, Kiwic und Maritz (alle verletzt).
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