Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Solidarität statt Bitcoins
Die Schweizer «Crypto Queen» kämpft für die Ukraine

Kryptounternehmerin Olga Feldmeier in einer traditionellen ukrainischen Tracht auf dem Zürcher Münsterhof.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Sie fühle sich durch den Krieg zerrissen, sagt Olga Feldmeier. Die in der Schweiz tätige Unternehmerin ist in der Ukraine aufgewachsen. Es sei tragisch, zu sehen, was dort passiere. «Ich bin oft sehr traurig, dann höre ich Musik aus der Ukraine und muss weinen», sagt Feldmeier. Man spürt, der Angriff Russlands auf die Ukraine bricht ihr das Herz.

«Wir im Westen müssen uns trauen, uns gegen Putin zu wehren und ihn Kriegsverbrecher zu nennen.»

Olga Feldmeier

Gegen den Schmerz will sie persönlich etwas tun. 20’000 Menschen demonstrierten am Montag auf dem Zürcher Münsterhof gegen die Invasion in der Ukraine. Feldmeier hat den Protest mitorganisiert und trat selbst als Rednerin auf. Sie sei aus der Heimat gewarnt worden, dass sie sich lieber raushalten solle. Aber Feldmeier hält dagegen: «Wir im Westen müssen uns trauen, uns gegen Putin zu wehren und ihn Kriegsverbrecher zu nennen, das ist unsere Pflicht.» Es gehe auch darum, den Russen, die gegen den Krieg sind, Mut zu machen.

Die Solidaritätskundgebung für die Ukraine auf dem Münsterhof. 

Eigentlich ist Feldmeier sonst in einer anderen Rolle in den Medien: Sie gehört zu den Pionieren der Schweizer Kryptoszene. Früh erkannte sie das Potenzial der Kryptowährung Bitcoin und der Blockchain-Technologie, auf der die digitalen Währungen basieren.

Aufbau einer Bitcoin-Börse

Bald schon zählte sie daher zu den Aushängeschildern des sogenannten Crypto-Valley in Zug. Vom US-Wirtschaftsmagazin «Forbes» wurde sie deshalb zur «Crypto Queen» (sie findet den Titel lustig) gekrönt. Wie so viele aus der Branche war sie davor in der Finanzindustrie tätig, so etwa bei der UBS oder Barclays Capital. 2017 gründete sie dann ihre in Zug angesiedelte Firma Smart Valor.

Die Firma betreibt einen Handelsplatz für digitale Vermögenswerte. Dort lassen sich Kryptowährungen, wie zum Beispiel Bitcoin und Ether, oder andere digitale Wertgegenstände halten. Zudem bietet Smart Valor eine Art digitale Vermögensverwaltung an.

Olga Feldmeiers Engagement wird geschätzt. «Ich bewundere ihre Beharrlichkeit», sagt ein Wegbegleiter. Viele Schweizer Gründer hätten nicht diesen Biss und würden schneller aufgeben.

Schwacher Börsenstart

Wer sich in der Kryptoszene umhört, hört aber auch Kritik an Smart Valor. Die ausländischen Handelsplätze für Bitcoin und Co. seien wesentlich grösser, heisst es oft, dagegen habe es eine Schweizer Plattform schwer. Feldmeier glaubt an ihre Chance auf dem Heimmarkt: «In der Schweiz sind wir die einzige Kryptobörse, auch in Europa gibt es nur wenige regulierte Handelsplätze.»

Immerhin hat Smart Valor in diesem Jahr als erstes Schweizer Kryptounternehmen den Sprung an die Börse geschafft. Wenn auch nicht an einen bedeutenden Marktplatz – sondern an den kleineren Handelsplatz mit dem Namen Nasdaq First North, ein Experimentierfeld der US-Technologiebörse Nasdaq für Jungfirmen.

Ein Erfolg ist der Börsengang bislang nicht. Das Wertpapier hat seit dem Handelsstart im Februar mehr als 30 Prozent seines Werts verloren. «Es war klar, dass es derzeit ein schwieriges Umfeld ist», sagt Feldmeier. Die Kapitalmärkte laufen bereits seit einigen Wochen schlecht. Lohnenswert sei der Börsengang aber dennoch: Die Gründer möchten die strengen Börsenregeln erfüllen, um das Vertrauen der Investoren und der Banken in die Firma zu stärken, mit denen Smart Valor zusammenarbeiten will.

Olga Feldmeier lässt sich jedenfalls nicht unterkriegen. Sie wird sich weiter engagieren, ob für ihre Firma oder die Ukraine – die Vorbereitung für die nächste Demonstration läuft bereits.