Kolumne «Miniatur des Alltags»Die Sache mit dem Treffen
Dass «sich treffen» seit Corona nicht mehr ganz einfach ist, musste Redaktorin Celia Eugster auf die harte Tour lernen.
Seit vielen Jahren bin ich Teil einer fünfköpfigen Band. Wir treffen uns jeweils wöchentlich und teilen alle die Liebe zur Musik. Seit dem Ausbruch der Pandemie jedoch mussten wir – wie so viele Künstler – sämtliche Auftritte absagen. Dies riss die Gruppe in ein ziemliches Motivationsloch. Neue Liederideen entstanden seltener, Jamsessions klangen holprig und monoton, und immer häufiger war jemand «krank».
So befand unser Schlagzeugspieler eines Abends nach einer weiteren nicht zufriedenstellenden Probe, man
sollte einmal zusammensitzen und die momentane Lage offen besprechen. Die Idee traf auf Konsens und wir einigten uns auf ein Datum.
Schliesslich kam der Tag und ich hatte sogar einen Kuchen gebacken. Was kann eine angespannte Stimmung schliesslich schon besser auflockern als ein selbst gebackener Kuchen? Dachte ich mir jedenfalls, als ich mit dem Gebäck unter meinen Arm geklemmt in unserem Probelokal eintraf.
Da ich ein wenig zu früh unterwegs war, setzte ich mich auf meinen Klavierstuhl und wartete. Und wartete. Fünf Minuten vergingen. Dann zehn. Mit jeder weiteren verstrichenen Minute wurde ich unruhiger. Wenigstens unsere Sängerin war sonst doch stets pünktlich.
Ich kramte mein Handy hervor und öffnete den Gruppenchat. «Ich komme ein wenig zu spät», schrieb der Gitarrist. Eine Minute später eine weitere Nachricht, diesmal von der Sängerin: «Celia, wo bleibst du?» Ich sei doch hier, antwortete ich. «Hier? Was meinst du?» – kam sofort zurück. Erst als ich die nächste Nachricht las, fiel bei mir der Groschen. Sie enthielt einen Vermerk auf einen Link. Einen Link, den ich übersehen hatte. Einen Link zu einem virtuellen Treffen.
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