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FCZ erzwingt neue Abstimmung
Die Revolution gegen die Playoffs beginnt – und sie hat Chancen

Die Schweizer Fankurven stellen sich gegen die Einführung von Playoffs – hier die Anhänger der Young Boys am 11. September.
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Im Mai erst sind sie mit Blick auf die neue Saison beschlossen worden. Aber vielleicht werden sie nie gespielt: Playoffs in der höchsten Schweizer Fussball-Liga. Kurz vor der kommenden Generalversammlung der Swiss Football League haben sich die organisierten Fans aller Schweizer Kurven vereint. Sie fordern gemeinsam mit Prominenten wie Breel Embolo und anderen Erstunterzeichnern, dass die Playoffs am 11. November von jenen Clubs gekippt werden, die noch am 20. Mai dafür gestimmt haben.

Am Donnerstag hat eine Unterschriftensammlung gegen die Playoffs begonnen. Das inoffizielle Ziel der Initianten ist, bis zur Generalversammlung der Liga ein paar zehntausend Namen zu sammeln, um den Druck auf die Clubs zu erhöhen. Stand am Freitag nach etwas mehr als 24 Stunden Sammelzeit: Über 18’000 Fans haben sich eingetragen.

Ihre Aktion bringt aber jetzt schon Bewegung in die Sache. Allein der angekündigte Widerstand hat bei der Liga Eindruck hinterlassen. Und jene Vereine, die bereits im Mai gegen Playoffs waren, verspüren durch den organisierten Fanprotest unverhofften Rückenwind.

Wie viele Vereine kippen wegen der Fanproteste?

Zuallererst gilt das für den FC Zürich. Dessen Präsident Ancillo Canepa war immer schon ein vehementer Gegner von Playoffs. Nun hat Canepa am Donnerstag im Namen des FCZ fristgerecht einen Antrag bei der Liga eingereicht. Im November wird deswegen noch einmal über die Playoffs abgestimmt.

Der FCZ ist mit seiner Forderung nicht alleine. Am Donnerstagabend schliessen sich die Young Boys dem FCZ an. Sie sind wie der FC Thun und der FC Luzern bekannte Gegner von Playoffs. Der Druck des eigenen Anhangs hat aber auch auf andere Clubs Einfluss. So gilt der FC St. Gallen als möglicher Kipp-Kandidat. Die Ostschweizer haben für Playoffs gestimmt, könnten sich aber von den Fans umstimmen lassen.

Der FC Basel lässt ausrichten, dass er sich «derzeit nicht öffentlich äussern» möchte. Vermutet werden könnte, dass die Meinung von Präsident David Degen nicht in Stein gemeisselt sein muss. Mehrere andere Clubpräsidenten schildern, wie er sich vor der Abstimmung im Mai ihnen gegenüber als Playoff-Gegner präsentierte. Um dann in der Abstimmung doch für deren Einführung zu sein. Degen widerspricht dieser Darstellung.

Bern schwenkt auf die Zürcher Linie um

Wie gross die Chance ist, dass die Clubs im November die Playoffs wieder kippen, zeigt sich an YB. Die Berner glaubten lange, höchstens die Finalspiele um den Meistertitel verhindern zu können. Noch am Montag sprach sich CEO Wanja Greuel bei einer Podiumsdiskussion darum gegen genau jenen Modus aus, der jetzt von Ancillo Canepa gefordert wird.

Am Donnerstagabend aber schwenkt YB um – und befürwortet nun offiziell wie der FCZ das «schottische Modell». Bei diesem wird die Zwölferliga nach 33 Runden in eine Final- und eine Abstiegsrunde geteilt, in der jeder der jeweils sechs Clubs noch einmal fünf Matches bestreitet. Ergibt 38 Runden – zwei mehr als aktuell gespielt werden.

Idealerweise steht irgend ein Modus fest, bevor im kommenden Sommer die neue Saison startet. Der Fernsehsender Blue muss schliesslich auch noch seinen Segen geben. Ihm hat die Liga seinerzeit einen Vertrag für die Übertragung zweier Zehnerligen verkauft. Derzeit laufen die Verhandlungen, wie der noch laufende Vertrag auf den Playoff-Modus angepasst werden soll.

Dieser Modus wurde im Mai eingeführt: Erst 22 Spiele unter allen 12 Teams, dann eine Teilung in zweimal sechs, wo noch einmal zehn Runden gespielt werden. Danach Playoffs um Meistertitel, Europacup-Plätze und gegen den Abstieg.

Wenn die Clubs jetzt schon wieder ein neues Modell beschliessen, dürfte das auf ihre Verhandlungsposition für künftige TV-Deals zumindest keinen positiven Einfluss haben. Niemand unterschreibt gern Verträge, bei denen davon ausgegangen werden muss, dass sie später ständig einseitig angepasst werden.

Bei allem Protest: Von niemandem bekämpft wird die ebenfalls im Mai beschlossene Aufstockung der Super League auf zwölf Teams. «Wir können nachvollziehen, dass eine Zwölferliga aus Clubperspektive Sinn macht», sagt Mike Jucker, der Sprecher des Protestbündnisses «Playoff Nein»: «Aber der Playoff-Modus ist nicht gut, weil er sportlich nicht fair ist. Und weil er dafür sorgt, dass gewisse Spiele weniger wert sind als andere.»

Am 20. Mai wurden die Ligavergrösserung und die Playoffs mit einem Stimmenverhältnis von 16 zu 4 angenommen. Um die Playoffs nun wieder zu kippen, bräuchte es also sieben Vereine, die ihre Meinung ändern.

SBB und Polizei haben auch einen Einfluss

Möglich, dass bei einem Meinungsumschwung auch andere Faktoren eine Rolle spielen. Zum Beispiel, dass die SBB hinter den Kulissen klar zum Ausdruck gebracht haben, dass sie wenig Lust darauf haben, während der Playoffs Fanzüge zu stellen.

Und dann sind da noch die Behörden, die Playoffspiele in den jeweiligen Städten bewilligen müssen, sowie die kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen. Zwar hat von ihnen noch niemand öffentlich gesagt, dass Playoff-Partien grundsätzlich nicht bewilligt würden.

Aber wie gross die Lust auf solche Risikospiele ist, kann etwa aus den Worten von Stephanie Eymann gelesen werden. Die Vorsteherin des baselstädtischen Justiz- und Sicherheitsdepartements spricht von «noch mehr Aufwand» und erhöhter «Belastung der Mitarbeitenden». Und sie stellt fest: «Ich hätte erwartet, dass die Swiss Football League die kantonalen und städtischen Sicherheitsdirektorinnen und -direktoren zumindest vorgängig kontaktiert, bevor sie über die Einführung von Playoffs mit zusätzlichen Spielen entscheidet.»

Der Druck von SBB und Polizeibehörden auf die Clubs könnte also ebenfalls einen Einfluss auf die Abstimmung am 11. November haben. Darum ist es denkbar, dass Playoffs im Schweizer Fussball noch vor ihrer ersten Austragung schon wieder gekippt werden. Es wäre eine noch kürzere Ära als jene von Liz Truss als Premierministerin von Grossbritannien.

Am 21. Oktober wurde nachgetragen, dass David Degen der Darstellung widerspricht, er sei vor der Abstimmung über Playoffs ein Playoff-Gegner gewesen.

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