Fernsehansprache des britischen KönigshausesDie Queen ruft zu Selbstdisziplin auf
Königin Elizabeth II. hat sich wegen der dramatischen Lage ans Volk gewendet. Es war erst die fünfte derartige Ansprache in ihrer langen Amtszeit.
Noch vor zwei Wochen, als die Queen vom Buckingham Palace nach Windsor aufgebrochen war, um sich in das zu begeben, was der Palast «Teil-Isolation» nennt, waren Gerüchte nach draussen gedrungen: Ja, die Monarchin plane eine Rede an die Nation. Aber sie werde diese Ansprache erst halten, wenn die Lage wirklich dramatisch sei und das Volk Trost und Zuspruch besonders dringend brauche.
Nun war es soweit: Am Sonntagabend sprach Elisabeth II. um Punkt 20 Uhr britischer Zeit zur Nation; die Rede war vorher in Windsor aufgezeichnet worden. Es war erst die fünfte derartige Ansprache in ihrer langen Amtszeit. Normalerweise wendet sich die Monarchin jeweils mit einer Weihnachtsansprache an das Volk, ausserdem mit einer – von der Regierung geschriebenen – Rede zur Parlamentseröffnung, der Queen’s Speech. In der Vergangenheit waren es, abgesehen vom diamantenen Thronjubiläum 2012, auch immer traurige Anlässe für die besonderen Botschaften gewesen: so etwa 2002, als ihre Mutter, die beliebte Queen Mom, gestorben war. Nach dem Tod von Prinzessin Diana, 1997, hatte die Queen gezögert, zu lange, wie ihre unglücklichen Untertanen fanden. Schliesslich gab sie nach und drückte ihr höchstes Bedauern über den tragischen Unfall aus. Und noch einmal sprach sie zum Volk: nach dem ersten Golfkrieg 1991.
Finanzielle Schwierigkeiten
Diesmal hatte sie die Corona-Krise und ihre dramatischen Folgen zum Anlass genommen, zu ihren Bürgern zu sprechen. In das Grün der Hoffnung gekleidet, rief sie die Nation dazu auf, Selbstdisziplin, Gelassenheit und Mitmenschlichkeit zu bewahren. Dies seien «besonders» herausfordernde Zeiten, die Trauer, finanzielle Schwierigkeiten und Alltagsprobleme mit sich brächten. Unterbrochen von Schnittbildern aus dem Alltag von Krankenschwestern, Kassierinnen und Lieferanten, die derzeit besonders wichtige Arbeit leisteten, drückte sie die Hoffnung aus, dass es in den kommenden Jahren viel Anlass geben werde, stolz zu sein. «Die, die nach uns kommen, werden sagen, diese Generation Briten war so stark wie alle zuvor.»
Prinz Charles ist genesen
Sie erinnerte an eine Rundfunkrede, die sie während des Krieges gemeinsam mit ihrer Schwester gehalten und in der sie Kinder getröstet habe, die etwa in den Kindertransporten und durch den Krieg von ihren Eltern getrennt wurden. Auch jetzt gelte es, die Trennung von den Lieben geduldig zu ertragen.
Elisabeth II., die demnächst 94 Jahre alt wird, dankte all jenen, die in der Krise so grossen Einsatz zeigten. Das hatte zuvor auch ihr Sohn Charles, frisch vom Corona-Infekt genesen, getan, als er zur Eröffnung eines Notfall-Krankenhauses sprach.
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