Kolumne «Heute vor»Die Polizei per Leserbrief benachrichtigt
Vor 90 Jahren wurde in Wädenswil ein neuer Hafen gebaut. Ausserdem stritten ein Horgner und der Polizeivorstand wegen Lärmbelästigung.
In Wädenswil wurde im April 1931 an einem neuen Hafen gebaut. Die «Zürichsee-Zeitung» meldete am 25. April 1931, dass die Arbeiten gut vorankämen. So war die neue Ufermauer des Engelhafens bis auf ein kurzes Teilstück ausbetoniert. Zudem hätten die Arbeiter begonnen, Land hinter der neuen Ufermauer aufzuschütten. Um die Bauarbeiten schneller voranzutreiben, hat das zuständige Bauunternehmen damals provisorische Gleise bis an die Baustelle gelegt. So konnte das Baumaterial direkt von Eisenbahnwagen aus ausgeschüttet werden. Das Material kam von anderen Baustellen, unter anderem vom Zürcher Hauptbahnhof, aus Oerlikon und Pfäffikon.
Polizei greift härter durch
Was macht man, wenn man nachts nicht schlafen kann, weil auf der Strasse gefeiert wird? Die meisten würden sich wahrscheinlich bei den Feierwütigen beschweren, einige vielleicht auch direkt zum Hörer greifen, um die Polizei zu rufen. Das kam für einen Horgner nicht infrage. Stattdessen schrieb er vor 90 Jahren einen Leserbrief, den der «Anzeiger des Bezirkes Horgen» veröffentlichte.
In dem Brief beklagt sich der anonyme Horgner, der sein Schreiben mit «W» unterschreibt, über die verschiedenen Feste, die ihm den Schlaf rauben würden. So habe er bereits vor einigen Wochen ein Protestschreiben verfasst, das ebenfalls in der Zeitung erschienen sei. Die zuständigen Behörden würden Feste allzu einfach bewilligen. Sein Protest sei aber «nicht der Beachtung Wert gefunden» worden, denn am vorherigen Wochenende sei er wiederum durch Lärm von «mehr oder weniger alkoholisierten Elementen» gestört worden.
Die Vorwürfe des «W» liess der Polizeivorstand F. Biber aber nicht auf sich sitzen. Dieser antwortete dem Schlaflosen – ebenfalls per Leserbrief. Der Polizei sei bekannt gewesen, dass es an der Seestrasse und der Löwengasse «besonders laut herging». Die zwei Unruhestifter konnte man allerdings schon kurze Zeit später ausfindig machen. Zudem bekräftigte der Vorstand, dass die Polizei vermehrt gegen Ruhestörungen vorgehe. Und zu guter Letzt gab er «W» noch einen Rat: Dieser «hätte aber der Öffentlichkeit jedenfalls einen grösseren Dienst geleistet, wenn er, statt sich der Presse zu bedienen, mich telephonisch avisiert».
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