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Meinung

Kommentar zur Evakuierung aus Kabul
Die mächtige G-7 agiert wie sieben Zwerge

Bald ist Schluss: Eine US-Marineinfanteristin begleitet auf dem Kabuler Flughafen afghanische Flüchtlinge zu einer Transportmaschine der amerikanischen Streitkräfte.
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Ein paar Tage mehr, auch nur einen oder zwei, sie hätten schon etwas gebracht. Es wäre das Mindeste gewesen, um das Leid der Afghaninnen und Afghanen ein wenig zu lindern. Nun aber heben die grossen Transportflugzeuge am 31. August zum letzten Mal ab. Joe Biden liess sich von seinen G-7-Freunden beim panisch einberufenen Video-Gipfel nicht breitschlagen, die Evakuierung wird nicht verlängert. Der US-Präsident hält an seinem Termin fest.

Die angeblich so gottesfürchtigen Koranschüler führen bereits wieder Massenhinrichtungen durch.

Amerika und seine Verbündeten haben schon Zehntausende aus Kabul ausgeflogen, zunächst die eigenen Leute, dann ihre afghanischen Dolmetscherinnen, Fahrer und Küchenhilfen. Aber natürlich wollen noch mehr raus aus dem künftigen «Islamischen Emirat Afghanistan». Denn die Taliban werden ihrem Ruf gerecht: Die UNO berichtet aktuell, dass die angeblich so gottesfürchtigen Koranschüler bereits wieder Massenhinrichtungen durchführen, Frauen einsperren, Mädchenschulen schliessen oder Buben als Kindersoldaten verschleppen.

Biden begründete seinen Entscheid mit der Sicherheitslage am Kabuler Flughafen. Tatsächlich wird sie täglich prekärer. Trotzdem: Kann es sein, dass ein paar bärtige Steinzeit-Islamisten ungeachtet ihrer handstreichartigen Eroberung Afghanistans die G-7 vor sich hertreiben?

Panisch einberufener Video-Gipfel: Der französische Präsident Emmanuel Macron nimmt am G-7-Treffen zur Krise in Afghanistan teil. 

Die Gruppe der Sieben umfasst die wichtigsten, einflussreichsten und reichsten westlichen Industrienationen. Und abgesehen von Japan gehören alle der Nato an. Die militärische Afghanistan-Erfahrung wäre also vorhanden, um Kabuls Flughafen ein paar Tage länger als geplant zu sichern. Dennoch scheint sich die G-7 von den Taliban einschüchtern zu lassen. Ungeachtet ihrer Macht wirken die G-7-Staats- und Regierungschefs wie sieben Zwerge, die sich vor den islamistischen Siegern wegducken, um sich möglichst rasch zu verdünnisieren.

Die Taliban posieren als Supermachtbesieger.

Die Taliban posieren derweil als Supermachtbesieger. Sie haben sich sogar erdreistet, den Westen ultimativ aufzufordern, die Evakuierungsflüge Ende August zu stoppen. Sollten sich die USA, die G-7 und Europa tatsächlich devot daran halten, verlieren sie im Kabuler Debakel den letzten Rest an Würde und Achtung.

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