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Liverpool demütigt Man United
«Die Leute werden lange über das Spiel sprechen»

Der «ägyptische König» erobert das Old Trafford: Mohamed Salah brillierte auch gegen Manchester United. 
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Nach seinen drei Toren und dem Hype um Mohamed Salah könnte man gerade meinen, dass er in ein paar tausend Jahren bei seinen Nachfahren einmal ähnliche Faszination auslösen könnte wie Tutanchamun, jener altägyptische Pharao, dessen Grab im Tal der Könige einst gefunden und nicht von Grabräubern geplündert worden war. Als erstem Spieler der Premier League gelang dem ägyptischen Stürmerfilou des FC Liverpool eine Triplette beim Erzrivalen Manchester United im Old Trafford. Damit hat Salah nun mit 107 Toren (und 43 Vorlagen) in 167 Erstligaspielen den unvergessenen Didier Drogba (104/Elfenbeinküste) als afrikanischen Rekordtorschützen auf der Insel abgelöst.

Seine Fans glorifizieren ihn längst in einem Sprechgesang als «ägyptischen König» und halten ihn für ein Weltwunder wie die grosse Pyramide von Gizeh. Anders wäre es auch kaum zu erklären, dass Salah in zehn Wettbewerbsspielen hintereinander mit teils aussergewöhnlicher Raffinesse getroffen hat, darunter gegen Meister Manchester City und Champions-League-Sieger Chelsea. Einzig am zweiten Spieltag, beim Heimsieg über Burnley, blieb er in dieser Saison ohne Goal, aber das liegt gefühlt so ewig zurück wie das Schreiben von Rekorden auf Papyrus.

Mit seinem Hattrick, der ihm zugleich den Spielball als Erinnerungsstück einbrachte, bestätigte Salah am Sonntag seine Ausnahmestellung im Weltfussball. An ihn ran kommt schon gar kein Akteur aus dem Aufgebot von Manchester United, das momentan höchstens die meisten Spieler im Kader weiss, die jeweils von sich selbst glauben, der Oscar des Fussballs zu sein – und gegen Liverpool auch genauso aufgetreten sind.

Höchste Heimniederlage seit 1955 – Solskjaer unter Druck

In einer erschreckend armseligen Darbietung kassierte der Rekordmeister mit einem 0:5 die höchste Heimniederlage seit 1955, als das Team des Trainers Matt Busby damals mit demselben Resultat dem Stadtrivalen City unterlag. Ohne jedes der fünf Liverpool-Tore wirklich gesehen zu haben, dürfte sich das Ergebnis wie ein Schreibfehler lesen. Noch nie in der 126-jährigen Auseinandersetzung der beiden Vereine hatte United vor eigenem Publikum eine höhere Abreibung erfahren.

Die Offenbarung löste bei den Inselmedien einen Sturm der Entrüstung aus. Die «Times» erkannte eine «totale Demütigung» für United, die Boulevardpresse zielte scharf auf Trainer Ole Gunnar Solskjaer. Am gröbsten ging das Massenblatt «Sun» vor, das ihn auf dem Titel als «Wally» Gunnar Solskjaer verspottete. Eine böse Anspielung auf den ehemaligen englischen Nationalcoach Steve McClaren, der bei der verpassten Qualifikation für die EM 2008 nach seinem tatenlosen Zusehen im strömenden Regen als Trottel mit dem Schirm («The Wally with the Brolly») in die Historie einging.

Auf der nächsten Seite forderte die Zeitung die sofortige Abberufung des bei den Fans beliebten Norwegers, weil der nicht die Kompetenz hätte, um den «Eliteclub» zu führen: «Falls United ihn nicht entlässt, sollte er selbst zurücktreten!» Die Kritik fiel auch deswegen vernichtend aus, weil Solskjaer in seiner Verteidigungsrede zwar zugab, dass er sich «am Boden» fühle und die Niederlage der «dunkelste Tag» in seiner dreijährigen Tätigkeit in Manchester sei, sich jedoch gleichzeitig überzeugt zeigte, auf dem «richtigen Weg» zu sein.

Wie lange noch? Der Druck auf Ole Gunnar Solskjaer (r.) wächst, zumal er im Sommer erneut viel Geld in die Mannschaft investiert hat, um Cristiano Ronaldo und zu verpflichten. 

Nach vier sieglosen Ligaspielen (mit drei Niederlagen) ist Manchester ins Tabellenmittelfeld durchgereicht worden und liegt am neunten Spieltag schon acht Punkte hinter Leader Chelsea. Auf der Tribüne schüttelte Uniteds Ewigkeitstrainer Alex Ferguson entsetzt den Kopf. Vermutlich wäre Solskjaer bei anderen Topvereinen nach einem derartigen Resultat direkt seines Amtes enthoben worden, aber als ehemaliger Ferguson-Zögling steht er offenbar weiter in der Gunst seines einflussreichen Mentors – und profitiert davon, dass der Verein um den zum Jahresende ausscheidenden Geschäftsführer Ed Woodward sich selten zu vorschnellen Entscheidungen hinreissen lässt.

Dieses Vorgehen zeichnete sich bei Solskjaers prominenten Vorgängern José Mourinho und Louis van Gaal ab, die trotz offenkundiger Differenzen mit einigen Spielern erstaunlich lange durch die amerikanische Clubinvestorenfamilie Glazer gestützt wurden. Die «Times» fragte deshalb: «Können sich die Glazers einen weiteren sich ziehenden Abschied leisten?»

Grosse Namen, dürftige Taktik

Mit Platz 2 in der Meisterschaft der Vorsaison schloss Solskjaer den Stimmungsumschwung im Verein erfolgreich ab, nachdem ihm sein streitbarer Vorgänger Mourinho damals eine von Zerwürfnissen geprägte Mannschaft übergab. Doch mit den im Sommer für 140 Millionen Euro geholten Cristiano Ronaldo, Raphaël Varane und Jadon Sancho – wodurch die Transferausgaben unter Solskjaer auf knapp eine halbe Milliarde Euro anstiegen – war die Erwartung verbunden, nach acht Saisons endlich wieder um die Meisterschaft zu spielen.

Allerdings scheitert Solskjaer daran, aus dem Potpourri aus klangvollen Einzelspielern ein Team zu entwickeln, dessen Idee auf mehr gründet als einem abwartenden Konterspiel. Entsprechend verhängnisvoll war daher seine Fehleinschätzung, das Team gegen Liverpool plötzlich früh attackieren zu lassen, obwohl die für ein laufintensives Angriffsspiel notwendigen Typen nicht vorhanden sind. Erst recht nicht seit der Rückkehr des 36-jährigen Ronaldo, dessen Habitus als Mittelstürmer eher nicht darauf ausgelegt ist, seine Mitspieler in der Defensive zu unterstützen. Prompt fehlte jegliche Abstimmung im Forechecking, die Mannschaftsteile gerieten auseinander und die Abwehr fortan in Panik.

Spielend leicht erzielten Naby Keïta (5.), Diogo Jota (13.) und Salah (38., 45.+5, 50.) ihre Tore. Wohl aus Frust über den Spielstand und sein erst zur zweiten Halbzeit erfolgtes Mitwirken auf dem Platz holte sich der französische Weltmeister Paul Pogba dazu die Rote Karte ab (60.) – nach einem üblen Tritt ans Schienbein von Keïta, der verletzt ausgewechselt werden musste. Die Unzulänglichkeiten des Branchenriesen fallen wohl umso deutlicher ins Gewicht, wenn auf der anderen Seite das von Jürgen Klopp trainierte Liverpool steht. Der bejubelte ein «wahnsinniges Ergebnis» und einen «grossen Tag» für seinen Club: «Die Leute werden lange über das Spiel sprechen, weil sowas auf absehbare Zeit, wenn überhaupt, nicht mehr passieren wird.»

Will seine Karriere in Anfield beenden: Mohamed Salah, hier auf dem Weg zum 5:0. 

Als krönenden Abschluss gab Mohamed Salah rund um die Partie bekannt, seine Karriere am River Mersey beenden zu wollen. Sein Vertrag läuft im Juni 2023 aus, eine Einigkeit über sein zukünftiges Salär mit dem Verein gibt es jedoch noch nicht. Natürlich habe er von diesem Vorhaben gehört, freute sich Klopp. Er finde, dass Salah seinen Fussball geniesse und hoffe, dass das noch «lange, lange, lange» so weitergehe.

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