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Trauerfeier für Prinz Philip
Die Königin musste allein trauern

Musste den Mann, der 73 Jahre lang an ihrer Seite stand, verabschieden: Königin Elizabeth. 
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Auf Schloss Windsor ist am Sonntag wieder Ruhe eingezogen. Die mehr als 700 Seeleute und Soldaten, die das Gelände tags zuvor mit zeremoniellen Aufmärschen und Musik füllten, sind in ihre Quartiere zurückgekehrt. Die Kameras sind abgebaut. Die Queen hat sich ins Palastinnere zurückgezogen. Die sterblichen Überreste von Prinz Philip liegen in der königlichen Gruft der Schlosskirche, dem Royal Vault, nicht weit von ihr entfernt. Geblieben sind die Bilder eines Begräbnisses, das derart meisterhaft nur das britische Königshaus hätte inszenieren können – und das doch zugleich, wegen der Pandemie, so ganz anders ablief, als es eigentlich geplant worden war.

Strikt hielten sich die Royals an die Obergrenze von 30 Trauergästen, an soziale Distanzierung, an das Tragen von Masken in der Kirche. Keine Politiker, keine Prominenz aus aller Welt, keine Würdenträger nahmen an der Trauerfeier teil. Selbst der Gottesdienst war, im Kontrast zu Pomp und Farbenpracht der vielen Uniformen draussen, geradezu spartanisch. Keine Grabrede, keine Predigt, keine persönlichen Lesungen waren vorgesehen. Nur vier Sänger waren postiert im weiten, leer geräumten Kirchenschiff in Windsor, vor dem Buntglasfenster des riesigen Portals. Recht einsam hatte sich schon die Ankunft des Sarges in St George’s Chapel ausgenommen.

Das Militär salutiert dem verstorbenen Prinz Philip. 

Eine kleine Prozession, angeführt von Prinz Charles, dem Thronfolger, und Prinzessin Anne, seiner Schwester, war dem nach Philips Vorgaben umgemodelten, militärgrünen Land Rover, der als Leichenwagen diente, vom Schloss her gefolgt. Im feierlichen Gleichschritt, zu dumpfen Paukenschlägen und dem fahlen Klang der Curfew Bell, der Totenglocke Windsors, war die neunköpfige Abordnung zur Kirche marschiert, um den eine Woche zuvor verstorbenen 99-jährigen Gemahl und langjährigen Gefährten der Königin zu Grabe zu tragen.

Die Königin traf im Bentley, in der königlichen Limousine, in der Kirche ein. Klein und gebeugt und ein bisschen unsicher betrat sie das ihr so vertraute Gebäude, um vorn im Chorgestühl ihren angestammten Platz einzunehmen. Völlig allein sass sie dort, hinter ihrer schwarzen Maske, und kaum sichtbar für die Welt, im Dunkel des Gestühls. Fast musste man ihre Präsenz, unter den mächtigen Bannern des Ehrwürdigen Hosenbandordens im Gebälk, erahnen. Nur gelegentlich schaute sie von der Gottesdienstordnung in ihren Händen auf und unter ihrer Hutkrempe hervor.

«Total allein in ihrem Schmerz»

Kein Bild prägte sich von der Begräbnisfeier für Philip so ein wie dieses, das Bild einer nun wahrhaft einsam wirkenden, selbst von ihrer Familie abgeschirmten Königin, die am kommenden Mittwoch immerhin 95 Jahre alt wird. Am Sonntag erschienen fast alle Zeitungen im Königreich mit diesem Bild auf ihrer Frontseite. Zum «einsamsten Goodbye» bei ihrem Abschied von Philip sei die Queen verurteilt gewesen, klagte der «Sunday Mirror». «Total allein in ihrem Schmerz» habe man Elizabeth II. erlebt, meinte die «Sunday People». Im linksliberalen «Observer», der eigentlich der Idee einer britischen Republik anhängt, war man ebenfalls angerührt von der so still wie standhaft ihre Rolle spielenden Monarchin: «Ganz so verlassen hat sie noch nie ausgesehen.»

Ausser auf die Queen richtete sich das Interesse der vielen Millionen Briten, die das Ganze am Bildschirm verfolgten, natürlich auf die jüngeren Royals – vor allem auf Elizabeths aus den USA angereisten Enkel Harry. Nach dem bitteren Zerwürfnis des «Aussteiger-Prinzen» und seiner Frau Meghan mit dem Rest der Familie hielten Royalisten hoffnungsvoll Ausschau nach Zeichen der Versöhnung, im Zuge der Zeremonie.

Harry und William versöhnt?

Im Anschluss an die Feier sah man freilich Harry stracks zu William und dessen Frau Kate aufschliessen und später an Williams Seite plaudernd zum Schloss zurückspazieren. Was auch immer unter der Oberfläche noch brodeln mag: Der weiteren Öffentlichkeit wurde es bei dieser Gelegenheit nicht präsentiert. Eilig war es Harry offenbar auch nicht, zurück über den Atlantik zu setzen.

Immerhin wird in Windsor, wie von der Königin verfügt, noch die ganze Woche über offiziell getrauert, während die Staatstrauerperiode am Sonntagmorgen zu Ende ging und die Flaggen auf den öffentlichen Gebäuden um acht Uhr morgens wieder voll aufgezogen wurden, nachdem sie acht Tage lang auf halbmast gesetzt worden waren.