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Meinung

Kolumne Nadine Jürgensen
Die Jungen vertrauen der Altersvorsorge nicht mehr

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Junge Menschen erzählen mir alle das Gleiche: Sie rechnen nicht damit, dass sie eine Rente bekommen werden. Das Vertrauen jüngerer Generationen in unsere Altersvorsorge ist weg. Und das sollte uns zu denken geben.

Nächstes Jahr werden wir voraussichtlich über die Revision des BVG abstimmen. Also darüber, wie es mit den Pensionskassen weitergehen soll. Es ist das zweite Reformpaket, nachdem die AHV 21 nur sehr knapp angenommen wurde (hätten damals nur die Stimmen der Frauen gezählt, wäre das Vorhaben abgelehnt worden).

In der BVG-Revision geht es um Folgendes: Da die Gesellschaft immer älter wird, ist das Rentensystem überlastet. Daher soll erstens der Mindestumwandlungssatz gesenkt werden, von 6,8 auf 6 Prozent. Das bedeutet, dass die jährliche BVG-Rente aus dem Altersguthaben für alle um 0,8 Prozentpunkte kleiner würde (entspricht einer Senkung von knapp 12 Prozent). So soll gewährleistet werden, dass die Rechnung in Zukunft aufgeht. Gleichzeitig sind für die ersten fünfzehn Jahrgänge nach Inkrafttreten der Revision Kompensationszahlungen geplant.

Zweitens werden verschiedene Bestimmungen zugunsten von Teilzeitpensen und tiefen Einkommen eingeführt. Dies kommt vor allem Frauen entgegen, weil sie mehr in Teilzeit erwerbstätig sind und im Schnitt weniger verdienen. Bisher war es so, dass Personen mit einem Monatslohn von unter 1838 Franken nicht bei einer Pensionskasse versichert werden mussten. Neu soll diese Schwelle bei 1654 Franken angesetzt werden.

Drittens wird der Koordinationsabzug flexibilisiert. Der Koordinationsabzug ist aktuell ein fixer Betrag von 25’725 Franken, der vom Lohn abgezogen wird, um die Pensionskassenbeiträge zu berechnen (dieser Betrag ist durch die AHV versichert). Für tiefe Löhne bedeutet das, dass nur ein kleiner Teil des Lohns – nämlich Lohn minus Koordinationsabzug – versichert werden kann. Das trägt dazu bei, dass die Rentenansprüche aus der PK für Frauen immer noch gut 60 Prozent tiefer sind als die von Männern. Neu soll der Koordinationsabzug für alle 20 Prozent des Lohns betragen.

Gegen das Paket haben SP und Gewerkschaften das Referendum ergriffen. Die Befürchtung ist, es würde auf den Rücken der Frauen gespart, da sie in Zukunft mehr in die PK einzahlen müssen, als sie zurückbekommen. Diese Angst mag berechtigt sein, in der Argumentation werden allerdings zwei Dinge vermischt: Die Senkung des Umwandlungssatzes gilt für alle – und hat nichts mit den Anpassungen zugunsten von tiefen Löhnen zu tun.

Für mich ist die Revision stimmig: Sie passt die Eintrittsschwelle für die PK an, macht den Koordinationsabzug fairer und rechnet die demografischen Veränderungen mit. Klar wäre mir ein grosser Wurf noch lieber: ein System, das alles mitdenkt, von der Care-Arbeit über Lohnungleichheit bis zur Perspektivlosigkeit der Jungen. Doch das geht nur, wenn wir, statt zu blockieren, gemeinsame Lösungen suchen.

Nadine Jürgensen ist Juristin, Unternehmerin und FDP-Kandidatin für den Nationalrat.

Korrigendum: Die im Text erwähnte Senkung der Renten um 0,8 Prozentpunkte entspricht tatsächlich einer effektiven Senkung von 12 Prozent. Wir bedauern die entstandene Verwirrung und haben das im Text klärend ergänzt.