Kolumne «Miniatur des Alltags»«Die Grossen mit Aluhut beim Kebabstand»
Laut telefonierende Menschen im Zug sind mal Fluch, mal Segen – und manchmal kann man selber sogar noch etwas dazu beitragen.
Mit dem Telefonieren in öffentlichen Verkehrsmitteln ist es so eine Sache. Ich persönlich bin kein grosser Fan davon und vertröste Anrufer stets auf «später». Was ich allerdings zuweilen ganz zauberhaft finde, ist, anderen bei ihren Gesprächen zuzuhören – in der Regel hat man eh keine andere Wahl, denn obwohl man ja übers Handy kommuniziert und Zimmerlautstärke bestens reicht, scheinen viele Leute zu meinen, sie müssten der Person am anderen Ende der Leitung direkt zurufen.
Kürzlich sass ich also im Zug, als ein paar Abteile von mir entfernt ein Mann Platz nahm, der so laut sprach, als wäre er nicht mit einem Telefon, sondern mit Büchse und Schnur ausgestattet. Seine Seite des Gesprächs war zunächst nicht wahnsinnig spannend – er bestellte allerlei Werkzeug –, und ich wünschte mir schon fast ein Funkloch herbei.
Doch dann hörte ich einen Halbsatz, der mein Herz höher- und meine Fantasie Purzelbäume schlagen liess: «Und dann brauche ich noch ein Paar von den grossen Dingern mit Aluhut, weisst du, was ich meine? Diese grossen … die hats an Kebabständen … Doch du weisst schon, was ich meine, die grossen mit Aluhut beim Kebabstand … Wie bei Pilzen …»
Wer auch immer am anderen Ende des Gesprächs sass, verstand offenbar nicht genau, was gemeint war, denn die wortreiche Wortsuche ging weiter und weiter. Ich für meinen Teil konnte nicht anders, als mich zu fragen, ob mein Mitpassagier tatsächlich zwei grosse Verschwörungstheoretiker mit pilzförmigen Aluhüten zu bestellen versuchte, die vor allem für ihre Schwäche für Fast Food bekannt sind.
Wohl nicht. Doch irgendwann fiel es mir wie Schuppen von den Augen und mir entfuhr ein lautes: «Ahaaa, Heizpilz!» Das muss bis ins übernächste Abteil hörbar gewesen sein, denn kaum gesagt, tönte es zurück: «Werner, ich habs! Ich meine Heizpilze! Ich brauche zwei Heizpilze!»
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