Die Gastroszene im Bezirk Meilen ist im Umbruch
Immer weniger Restaurants können sich an der Goldküste dauerhaft etablieren. Als Grund sieht ein Branchenkenner die teure Lage und den Wandel in der Esskultur.
Wer in der Herrliberger Wirtschaft zur Kittenmühle essen will, muss sich bis April oder gar Mai gedulden. Seit Anfang Februar ist das Restaurant zu. Der Grund: Umbauarbeiten und ein Wirtewechsel. Das Beispiel in Herrliberg ist kein Einzelfall. Die Gastroszene der Region ist derzeit im Umbruch. «Seit einigen Jahren gibt es tatsächlich mehr Wirtewechsel als früher», bestätigt Fredy Bannwart, Präsident des Gastroverbandes des Bezirks Meilen.
Die Kittenmühle kommt nicht zur Ruhe. Zuletzt hatte Anfang 2016 das Wirtepaar Nicole und Andi Halder die Wirtschaft übernommen. Nach nur einem Jahr steht nun der nächste Wechsel an. «Das ist bereits der Vierte innerhalb von vier Jahren», sagt Pius Rüdisüli, Gemeindeschreiber von Herrliberg und Mitglied des Verwaltungsrates der Wirtschaft zur Kittenmühle AG. Die Gaststätte wird von der Aktiengesellschaft verpachtet.
Der Betrieb habe unter den Halders nicht rentiert, sagt Rüdisüli und fügt hinzu: «Das Essen war gut, aber der Personalaufwand war zu hoch.» Für Unstimmigkeiten hätten unter anderem die eingeschränkten Öffnungszeiten gesorgt, sagt Rüdisüli. «Das Restaurant blieb an zwei statt wie bisher an nur einem Tag zu.» Die Trennung sei einvernehmlich erfolgt. Die Suche nach einem neuen Pächter laufe noch. Bevor die Kittenmühle ihre Türen wieder öffnet, wird die Küche für rund 300 000 Franken umgebaut.
Der Fall der Kittenmühle ist bezeichnend für die Situation in der Meilemer Gastrolandschaft. «Ein Problem im Bezirk Meilen ist sicherlich die teure Lage», sagt Bannwart. Der Präsident des Gastroverbandes sieht aber noch weitere Gründe für die hohe Fluktuation: «Es hapert auch am Nachwuchs.»
Lange Tage schrecken ab
Als Pächter müsse man sich an ein hohes Arbeitspensum gewöhnen. «Die Tage sind lang, man hat nur selten frei», sagt er. «Dazu sind junge Paare immer seltener bereit.» Auch der Wandel in der Esskultur ziehe Probleme für die herkömmliche Gastronomie nach sich, ist Bannwart überzeugt. «Weil viele Bäcker und Metzger seit neustem auch Mittagsmenüs anbieten, geraten die Restaurants zunehmend unter Druck.»
Einer, der vom Take-away-Trend profitiert, ist Elbey Sari. Bereits seit 16 Jahren ist er mit dem Kebabstand Seeperle in Stäfa erfolgreich. Nun hat Sari mit seiner Frau Kamila die Pacht der ehemaligen Brückenwaage übernommen. In gediegener Atmosphäre will das Paar orientalische und türkische Spezialitäten anbieten. «Grill, Mezze und Pizza stehen auf der Karte», sagt Sari.
Wie die Kittenmühle hat auch die Brückenwaage eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Davon lässt sich Sari nicht abschrecken: «Wir sind schon lange in Stäfa, viele kennen uns.» Das schaffe Vertrauen. Neben der Stammkundschaft will er aber auch neue Gäste ansprechen. Die Eröffnung soll am 4. März stattfinden. «Dann kann man gratis Drinks und kleinere Häppchen aus der Küche probieren.»
«Zu viele Restaurants»
In unmittelbarer Nähe gibt es demnächst einen weiteren Wirtewechsel. Mitte März wird das traditionsreiche Restaurant Schützenhaus seine Türen unter neuer Leitung wieder öffnen. Mit Gastgeberin Simona Beetz bleibt der Betrieb weiterhin in Familienhand. Auch das Klublokal des Küsnachter Tennisclubs Itschnach hat neue Pächter. Seit kurzem befindet sich dort ein argentinisches Restaurant. Damit folgen die Küsnachter einem weiteren Trend: «Inzwischen hat jeder Sportklub ein eigenes Restaurant», sagt Fredy Bannwart. Damit nimmt die Konkurrenz weiter zu. «Wir haben in der Region zu viele Restaurants», ist er überzeugt.
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