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Corona bei «Star Wars»-Dreh
«Die ganze Situation ist aus dem Ruder gelaufen»

Diego Luna (r.) spielt in der neuen «Star Wars»-Reihe «Andor» die Hauptrolle. Ob Felicity Jones einen Auftritt haben wird, wie in dieser Szene aus dem Kinofilm «Rogue One» von 2016, ist noch unklar.
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Am Set von «Andor» im englischen Dorset wurden zwei Corona-Fälle gemeldet. Die britische Zeitung «The Sun» schreibt über den Ausbruch, als berichte sie von der Front: «Ganze Abteilungen sind vollständig von der Arbeit abgezogen und befinden sich in Isolation», soll ein Setmitarbeiter dem Boulevard-Blatt gesteckt haben. «Die ganze Corona-Situation ist aus dem Ruder gelaufen, es verbreitet sich weiter und sie kriegen es nicht unter Kontrolle, wollen aber trotzdem nicht zumachen.»

Klar, der Starttermin im nächsten Jahr bei Disney+ ist natürlich nichts, was man einfach so verschiebt, denn die «Star Wars»-Serien wie «The Mandalorian» sind eines der Alleinstellungsmerkmale des Streamingdienstes im Kampf um Abonnenten. Nur, rechtfertigt das, trotz mehrerer Corona-Infektionen am Set einfach weiterzumachen? Oder während einer Pandemie überhaupt zu drehen?

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Nicht zu drehen ist schmerzhaft in einer Branche, die monatelang unter geschlossenen Kinos litt. Nur sind Filmsets eben gerade nicht der Arbeitsplatz, an dem Corona-Regeln wie Abstandhalten und Maskentragen einfach umzusetzen wären.

Filme, die mit einem winzigen Team unter freiem Himmel gedreht werden, sind die Ausnahme, bei den meisten Kinofilmen und Serienproduktionen tummeln sich am Set Dutzende, wenn nicht Hunderte Mitarbeiter, vom Caterer bis zur Set-Runnerin. Maskenbildner, Requisiteure, Schauspielerinnen, Regisseurinnen, Kameramänner. Ihre Arbeit ist, wie viele andere Jobs, unter Corona-Bedingungen ein Risikofaktor.

Die Kulisse für die neuste «Star Wars»-Reihe: Das «Andor»-Filmset in der Grafschaft Dorset im Südwesten Englands.


Was also tun, wenn nicht nur «Star Wars»-Fans, sondern alle Serienzuschauerinnen und Kinogänger nicht sehr bald auf Entzug gesetzt und eine Branche in den Ruin getrieben werden soll?

Michael Polle ist Produzent der deutschen Hit-Serie «Babylon Berlin», wo sich am Set zwar einzelne Schauspieler per Attest von der Maskenpflicht befreit haben sollen, ansonsten aber strikte Sicherheitsvorkehrungen herrschen, wie er betont: «Wir haben wie sonst auch überall umfassende Massnahmen: Abstand, Masken, zudem umfangreiche Tests und Eingangskontrollen», sagt er.

«Bei einem Corona-Fall am Set wird nicht automatisch alles gestoppt.»

Michael Polle, Filmproduzent

«Wenn sich, wie zum Beispiel in der Maske, kein Abstand einhalten lässt, gibt es zusätzliche Massnahmen, neben der Schutzmaske, die ebenfalls durch die Berufsgenossenschaft geregelt sind», so Polle. Diese Regeln entsprechen im Wesentlichen den Massnahmen, die überall gelten. Es gibt am Set ausserdem zusätzlich eigene Covid-Units, die nur dazu da sind, die Massnahmen zu überprüfen und durchzusetzen.

«Bei einem Corona-Fall am Set wird nicht automatisch alles gestoppt», sagt Polle. «Es wird mit Unterstützung des Betriebsarztes und in Rücksprache mit dem Gesundheitsamt verfolgt, welche Kontakte wie lange am Set bestanden und ob Schutzmassnahmen befolgt wurden. Danach richtet sich, wie bei jedem anderen auch, wer in Quarantäne muss und wer nicht.» Alles dichtmachen sei übertrieben.

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Dreharbeiten sind im Vergleich zum vergangenen Jahr komplizierter, aber immerhin wieder möglich geworden. Und die zusätzlichen Kosten für die Umsetzung der Massnahmen sind laut Polle ein lösbares Problem. «Das sind sehr hohe Beträge, die in den Finanzierungen anerkannt werden, aber dennoch von allen Partnern gemeinsam aufgebracht werden müssen.

Und was passiert, wenn doch einmal wegen des Virus die Arbeiten unterbrochen werden müssen? Ein grosses Problem für Dreharbeiten mit Corona waren bisher die Versicherungen von Filmproduktionen.

In der Schweiz gibt es bisher keine Versicherung, die den Ausfall bei Filmproduktionen erfasst.

In diesem Bereich hat sich aber viel getan. Weil Drehen unter pandemischen Bedingungen ein offenbar nur schwer kalkulierbares Risiko darstellte, haben Versicherer sich geweigert, Filmproduktionen abzudecken. Viele internationale Filmemacher wollten bis Ende vergangenen Jahres gar nicht erst anfangen zu drehen, wenn ein Corona-Ausbruch ihnen potenziell Kosten in Millionenhöhe bescheren könnte.

Auch in der Schweiz gibt es bisher keine Versicherung, die den Ausfall bei Filmproduktionen erfasst. Aber der Bund hat mit dem Covid-Gesetz die Grundlagen für Ausfallentschädigungen geschaffen. Das habe – nach anfänglichen Zögern – bereits letztes Jahr funktioniert, sagt Thomas Tribolet, Sekretär des Schweizerischen Verbandes der FilmproduzentInnen. Zudem hätten das Bundesamt für Kultur, regionale Förderer und die SRG signalisiert, sie seien wegen Covid bereit für Nachfinanzierungen von Projekten, die sie bereits unterstützt haben.

Es sollten also wieder Film- und Fernsehproduktionen ohne unkalkulierbares Risiko möglich sein. Zumindest in finanzieller Hinsicht.