Coronavirus in EuropaDie Franzosen dürfen nur noch eine Stunde lang joggen
Grossbritannien verhängt eine Ausgangssperre, Frankreich und andere Länder verlängern oder verschärfen bestehende Einschränkungen. Eine Übersicht.
Grossbritannien
«You must stay home» – Premierminister Boris Johnson wandte sich gestern Abend mit einer klaren Ansage an die Bevölkerung. In Grossbritannien gilt ab sofort eine dreiwöchige Ausgangssperre. Die Menschen dürfen nur noch zum Einkaufen, zum Arbeiten, zur ärztlichen Behandlung und für sportliche Aktivitäten ausser Haus. Johnson präzisierte, dass von zu Hause aus arbeiten solle, wem dies möglich sei. Auch sind Versammlungen von mehr als zwei Menschen vorerst verboten. Alle nicht unbedingt benötigten Geschäfte werden geschlossen. Noch am Wochenende zeigten Bilder in den sozialen Medien, wie Briten bei strahlender Sonne massenhaft in die Parks geströmt sind – von Social Distancing konnte keine Rede sein.
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Anfangs hatte Johnson eine ganz andere Strategie: Er wollte auf Tests und Ausgehverbote verzichten und so zulassen, dass sich 60 Prozent der Bevölkerung mit dem Coronavirus anstecken. Dadurch sollen die Menschen nach und nach eine «Herdenimmunität» aufbauen können. Der darwinistische Ansatz stiess bei Wissenschaftlern auf breite Ablehnung. Die jetzt beschlossenen Massnahmen ähneln denjenigen in anderen europäischen Ländern. Grossbritannien ist bei der Bekämpfung des neuen Coronavirus kein Sonderfall mehr.
Frankreich
Auch der französische Ministerpräsident Edouard Philippe sprach gestern zu seiner Bevölkerung. Er kündigte eine Verschärfung der bereits bestehenden Ausgangssperre an. Ab heute dürfen die Bürger nur noch einmal am Tag allein oder in Begleitung ihrer Kinder für höchstens eine Stunde Sport treiben und das auch nur maximal einen Kilometer von ihrem Haus entfernt, sagte er. Bei Beerdigungen, bei denen Virustote beigesetzt werden, dürfe es maximal 20 Trauergäste geben. Märkte würden grundsätzlich geschlossen. Nur in Ausnahmefällen könnten lokale Behörden anders entscheiden. Edouard sprach dabei von Dörfern, in denen die Bevölkerung ihre Lebensmittel hauptsächlich auf Märkten kaufe. Weiter darf in Frankreich nur die Wohnung verlassen, wer ein Formular ausgefüllt hat.
Die Ausgangssperre, die in der vergangenen Woche von Emmanuel Macron verkündigt wurde, ist bis 30. März befristet. Ministerpräsident Edouard Philippe machte klar, dass die Situation «noch einige Wochen» andauern werde. Eine Verlängerung der Ausgangssperre scheint also unumgänglich. «Viele unserer Mitbürger möchten, dass die Dinge wieder so sind, wie sie vorher waren, in normalen Zeiten», sagte der Ministerpräsident, «aber das wird nicht morgen geschehen», sagte Philippe.
Spanien
Ministerpräsident Pedro Sanchez kündigte am Sonntag an, die geltende Ausgangssperre bis zum 11. April zu verlängern. Seit dem 14. März darf die spanische Bevölkerung das Zuhause nur verlassen, um zur Arbeit zu gehen, einzukaufen, Medikamente zu kaufen oder mit dem Hund spazieren zu gehen. Bereits am vergangenen Samstag sprach Sanchez von «sehr harten Tagen», auf die man sich gefasst machen müsse. «Das Schlimmste kommt noch», sagte er am Fernsehen. Das Land stehe vor der grössten Herausforderung seit dem Spanischen Bürgerkrieg von 1936 bis 1939. Spanien ist nach Italien das am stärksten von der Coronavirus-Pandemie betroffene Land Europas. Gemäss der Johns Hopkins University verzeichnet das Land über 35’000 Infizierte und mehr als 2300 Tote.
Niederlande
In den Niederlanden verlängerte die Regierung das Versammlungsverbot bis 1. Juni. Sollte das Verbot nicht eingehalten werden, werde eine Ausgangssperre verhängt, warnte Ministerpräsident Mark Rutte und fügte an: «Ich hoffe, das ist nicht notwendig.» Ursprünglich sollte das Versammlungsverbot am 6. April enden.
In den niederländischen Läden und im öffentlichen Nahverkehr müssen nun ausserdem Massnahmen ergriffen werden, um einen Mindestabstand von anderthalb Metern zwischen den Menschen zu gewährleisten. Anfang des Monats hatte die niederländische Regierung nur Versammlungen von mehr als 100 Menschen verboten, inzwischen sind sämtliche Versammlungen untersagt.
Griechenland
Seit dem vergangenen Montag um 6 Uhr morgens dürfen die Menschen in Griechenland nur noch das Haus verlassen, um Lebensmittel einzukaufen, zum Arzt, zur Apotheke oder zum Sport zu gehen sowie den Hund auszuführen. Das teilte Regierungschef Kyriakos Mitsotakis zuvor mit. Auch zur Arbeit, soweit sie nicht von zu Hause aus erledigt werden kann, dürfe das Haus verlassen werden. «Wer ausgeht, muss seinen Ausweis oder seinen Pass dabeihaben», sagte Mitsotakis bei einer Rede, die von allen Medien übertragen wurde.
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