Zoom: Martin ParrDie feinen englischen Unarten
Der britische Fotograf Martin Parr kitzelt das Absurde aus dem Alltäglichen. In der Schau
«Parrathon» sind Werke aus allen Schaffensphasen zu sehen.
Martin Parr hat vieles fotografiert in seiner langen Laufbahn: gelangweilte Paare, Briten bei schlechtem Wetter, Luxus, Armut – oder Leute, die gerade ein Selfie von sich machen.
Die Sujets des 1952 geborenen englischen Fotografen sind enorm vielfältig, seine Bilder haben jedoch eines gemein: Sie transformieren das Offensichtliche. Und machen dabei das Überraschende sichtbar. Oder wie Parr selber es formuliert: «Mit der Fotografie versuche ich aus der Realität Fiktion zu machen.» Er tut das, indem er gängigen Vorurteilen einen gewissen Dreh gibt.
Etwa wenn er in der Serie «Establishment» auf die britische Upperclass blickt und deren Kostümierung und steifes Gehabe wie ein altmodisches Theater erscheinen lässt. Oder wenn er im Buch «Small World» (1995) das Paradox des weltweiten Tourismus offenbart, bei dem das Fremde immer mehr zum einförmigen, globalen Konsumgut wird: Egal ob in Machu Picchu oder bei den Pyramiden – überall sind Menschen in Funktionskleidung zu sehen, die durch Fotoapparate blicken.
Das Haus der Fotografie in Olten zeigt in der passend betitelten Schau «Parrathon» zahlreiche Werke aus allen Schaffensphasen Parrs, der seit den 1970er-Jahren tätig ist. Seit 1994 arbeitet er für die renommierte Fotoagentur Magnum.
Fehlen dürfen dabei natürlich nicht die Arbeiten, in denen der Engländer sein eigenes Land vor die Linse nimmt. Parr kitzelt dabei das Absurde aus den bekannten Klischees, zeigt Sonnenhungrige in Seebädern, Menschen auf Campingstühlen, Union Jacks, Gurkensandwiches, Teetassen oder trockene Kekse. Parrs englische Impressionen wirken hintersinnig und amüsiert, sein Humor ist aber nicht beissend, sondern liebevoll und gelassen.
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