Debatte zur Energiekrise«Die Energiestrategie war falsch» – «Putin nutzt Energie als Waffe»
Ein hochkarätig besetztes Podium, unter anderem mit Albert Rösti und Simonetta Sommaruga, hat sich in Zürich mit den drohenden Engpässen in der Energieversorgung befasst.
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Er sei etwas angespannt, räumte Albert Rösti gestern Abend am Podium des «Tages-Anzeigers» im Zürcher Kaufleuten ein. «Als Kandidat nimmt man Tag für Tag», sagte der SVP-Nationalrat, der am 7. Dezember in den Bundesrat gewählt werden will und gestern mit Hans-Ueli Vogt einen weiteren Konkurrenten erhalten hat. «Es ist alles offen.» In der Regierung erlebe man sicher nicht die angenehmste Zeit seines Lebens, sagte Simonetta Sommaruga. Wichtig sei es, sich selbst treu zu bleiben, so die SP-Bundesrätin.
Nach diesem der Aktualität geschuldeten Einstieg hatte die Runde den Kopf frei, um auf das Thema des Abends zu sprechen zu kommen: auf die Energiekrise. Die Schweiz sei gut aufgestellt, sagte Sommaruga. Der Bundesrat habe früh auf die Verwerfungen an den Energiemärkten reagiert und massgeschneiderte Massnahmen getroffen, um Engpässe zu vermeiden. Durch den Krieg sei die Ausgangslage schwierig und mit Unsicherheiten verbunden. Alles in allem könne man jedoch zuversichtlich auf die kältere Jahreszeit blicken.
Alpiq-Chefin: «Es braucht ein Umdenken»
Weil die Schweiz viel Energie importiere, sei sie einem grossen Risiko ausgesetzt, meinte Antje Kanngiesser, CEO des schweizerischen Energiekonzerns Alpiq. Sie verwies darauf, dass in den letzten Jahren zahlreiche Ausbauprojekte im Inland nicht umgesetzt werden konnten. «Viele sind in Genehmigungsverfahren blockiert.» Bisher habe es am Bewusstsein gefehlt, wie bedeutend die Energieversorgung für das Zusammenleben sei. «Da braucht es ein generelles Umdenken.»
SVP-Nationalrat Albert Rösti machte für die jetzige Situation insbesondere die Energiestrategie 2050 verantwortlich. «Die Fehler haben sich in den letzten Jahren kumuliert», sagte er. «Der aktuelle Krieg ist ein Tropfen auf den heissen Stein.» Rösti stellte sich hinter die Kritik seiner Partei, dass es einen Stromgeneral gebraucht hätte, um für den Winter vorzusorgen. Er attestierte Sommaruga zwar, dass ihr Departement in verschiedenen Arbeitsgruppen viel gearbeitet habe. In einer Krise brauche es jedoch eine Persönlichkeit, die den Lead habe.
Die Schweiz sei kein Land, in dem Generäle agierten, erwiderte Sommaruga. «Wir sind es gewohnt, zusammenzuarbeiten.» Die aktuelle Situation sei vor allem auf den Krieg zurückzuführen. «Putin setzt die Energie als Waffe gegen Europa ein.» Der Ausbau der Erneuerbaren sei politisch jahrelang gebremst worden, so Sommaruga. Daher sei der Anteil von Öl und Gas derart gross. «Davon müssen wir jetzt wegkommen.»
Wenn man bedenke, was in der Ukraine geschehe, sei es nicht dramatisch, diesen Winter etwas weniger zu heizen, meinte Rösti. Langfristig müsse man aus den fossilen Energieformen aussteigen – zumal diese endlich seien. Zuerst müsse jedoch die Versorgung sichergestellt werden. «Wir werden nie ganz autark sein, aber wir müssen unabhängig sein», sagte er.
Alpiq-Chefin Kanngiesser sprach sich dafür aus, die Abhängigkeit von Importen zu reduzieren. «Wir müssen unabhängiger werden – wir werden aber immer in Europa eingebunden sein.» Anders sei es nicht möglich, auf kurzfristige Schwankungen, etwa wenn ein Kraftwerk gewartet werde, zu reagieren.
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