Deutschland steht im EM-FinalWie Raubvögel nutzen sie die Chancen
Das Team von Trainerin Martina Voss-Tecklenburg schlägt die Französinnen 2:1. Nun kommt es zum Showdown im Wembley gegen die Engländerinnen.
Wenige Sekunden vorher hat sie noch die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Weil sie gemeint hatte, eine hervorragende Möglichkeit der DFB-Auswahl sei ungenützt verstrichen. Doch als der Ball noch einmal in deutschen Besitz kommt, macht sich Alexandra Popp wieder bereit. Sie nähert sich der Flanke einem Raubvogel gleich und verwertet per Kopf zum 2:1.
Ihr sechstes Turniertor, damit hat die 31-Jährige vom VfL Wolfsburg gleich viele Treffer erzielt wie Englands Beth Mead, das zweite des Abends – und das Entscheidende. Frankreich hatte vorher mehr vom Spiel gehabt, nun konnten die «Bleues» aber Merle Frohms nicht mehr bezwingen.
Der gegenseitige Respekt war den Teams anzumerken gewesen. Solidität hiess anfänglich das Zauberwort, man wollte den Gegnerinnen nicht unbedacht eine Angriffsfläche bieten. Und so dauerte es knapp 20 Minuten bis zu den ersten Abschlüssen und die Deutschen hatten ein leichtes Plus. Kurz vor der Pause war es dann Captain Popp, die eine Flanke volley so entschlossen einschoss wie einst Rudi Völler. Es war das 100. EM-Endrundentor für die DFB-Auswahl. Eine Rekordmarke.
Deutschland will den neunten EM-Titel
Auf dem Weg ins Endspiel schien damit mehr als die halbe Miete beglichen – Deutschland hatte als einziges Team noch kein Gegentor erhalten. Mit «die Lust am Verteidigen» umschrieb die ZDF-Kommentatorin die vorbildliche Abwehrmoral von Martina Voss-Tecklenburgs Frauen, doch kaum hatte die Reporterin dieses Bonmot geprägt, wurde sie Lügen gestraft. Für einmal, es fehlte nur noch wenig bis zum Pausenpfiff, mangelte es der Defensivformation an Entschlossenheit, was Kadidiatou Diani zu einem schnellen Abschluss nutzte. Der Ball landete am Pfosten und von da via Rücken von Merle Frohms im Tor.
Deutschland strebt am Sonntag den neunten EM-Titel an, wird dies aber für einmal aus der Aussenseiterposition tun. Im ausverkauften Londoner Fussballtempel scheint nach drei Halbfinalniederlagen aber zuletzt 19 Matcherfolgen die Zeit reif für den Triumph der «Lionesses.» Die frühere Schweizer Nationaltrainerin Voss-Tecklenburg wird ihre Spielerinnen aber gewiss heiss zu machen wissen. Und: Deutschland hat mit England im Wembley noch eine Rechnung offen. Seit 56 Jahren und der knappen WM-Finalniederlage der Männer.
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