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Meinung

Analyse zur Chip-Knappheit
Die Abhängigkeit von Asien und den USA ist fatal

Asien und die USA dominieren den Halbleitermarkt: Angestellte in einer Fabrik im chinesischen Nantong.
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Es sind ziemlich kleine Teilchen, manchmal nicht grösser als ein Reiskorn, die in der Weltwirtschaft gerade für grosse Turbulenzen sorgen. Halbleiter, kurz Chips, finden sich heute in fast allen Geräten – in Föns genauso wie in Waschmaschinen, in Spielekonsolen, Mobiltelefonen, Windkraftanlagen oder in Autos. Überall steckt Elektronik drin und damit auch die vielen kleinen Schaltkreise auf Siliziumchips. Ein Elektroauto zum Beispiel braucht deutlich mehr Halbleiter als herkömmliche Fahrzeuge, ohne Elektronik kann man heute nicht mal mehr das Autofenster öffnen.

Aber Halbleiter sind plötzlich zur Mangelware geworden. Die grosse Chipkrise ist zu einer grossen Gefahr für die Weltwirtschaft geworden. Denn durch die Engpässe könnte der wirtschaftliche Aufschwung beeinträchtigt oder sogar abgewürgt werden. Dabei setzen viele Volkswirtschaften so dringend auf eine Erholung nach dem starken Wirtschaftsrückgang in der Pandemie.

Viele Autohersteller müssen bereits ihre Produktion unterbrechen, die Bänder stehen in den Fabriken still, Tausende Mitarbeiter haben nichts zu tun. Das hat auch Folgen für die Schweiz: Im Juli wurden 14 Prozent weniger neue Autos zugelassen als im Vorjahresmonat.

Die Industrie – auch in der Schweiz – hat sich zu lange darauf verlassen, dass es schon irgendwie Nachschub geben wird. Die Abhängigkeit von Asien und den USA in dieser Schlüsseltechnologie ist dabei immer weiter gewachsen.

Aber wer ist schuld an der Flaute, die alle bedroht? In der Pandemie ist einerseits der Trend zur Digitalisierung deutlich gewachsen, und dafür braucht es überall mehr Chips jeder Art. Andererseits aber haben die grossen Halbleiterkonzerne weltweit Produktionsprobleme.

In den USA und in Japan standen Fabriken wegen Unwettern oder nach Bränden still, in Malaysia konnte in Werken wegen stark steigender Infektionszahlen nicht gearbeitet werden. So eine Halbleiterfabrik mit ihren teuren Maschinen und den Reinräumen, die sauberer als jeder OP-Saal sind, kann nicht von heute auf morgen aufgebaut werden. Das braucht vielmehr einige Jahre und erfordert Milliardeninvestitionen.

Politik muss aktiv werden

Schnelle Besserung ist also nicht in Sicht. Die Lage könnte sich womöglich noch verschärfen, denn ein Abflauen der hohen Nachfrage ist erst mal nicht zu erwarten. Taiwan ist einer der weltweit grössten Chiplieferanten. Neue Probleme könnten mittelfristig entstehen, wenn das Land politisch instabil werden sollte, etwa wenn China versuchen sollte, seinen Einfluss auszuweiten.

Die Industrie – auch in der Schweiz – hat sich zu lange darauf verlassen, dass es schon irgendwie Nachschub geben wird. Die Abhängigkeit von Asien und den USA in dieser Schlüsseltechnologie ist dabei immer weiter gewachsen. In Zeiten von Handelsstreitereien ist das fatal.

Heute werden nur noch etwa zehn Prozent aller Halbleiter weltweit in Europa hergestellt, die europäische Wirtschaft aber braucht viel mehr. Unter den zehn grössten Chipproduzenten der Welt ist heute nur noch eine europäische Firma. Hier muss die Politik aktiv werden: Die gesamte Mikroelektronikbranche muss unterstützt werden, auch durch Ausbildung, Forschung und Entwicklung. Denn die kleinen Chips sind die Zukunft.