Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Die älteste Gamerin der Welt
Die 90-Jährige, die mit dem Raketenwerfer spielt

Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Deacon St. John knattert mit seinem Motorrad, Marke amerikanischer Chopper, querfeldein. Das Wetter ist schlecht, es ist Nacht. Als er bei einer verlassenen Baracke anhält, wird er von einigen Zombies angegriffen, die er mit seinem Baseballschläger erledigt. Er hat eine Mission zu erfüllen.

Natürlich spielt diese Szene nicht im echten Leben, sondern in einem Computerspiel. «Days Gone» heisst das Spiel, es ist vergangenes Jahr auf den Markt gekommen. Die Bilder stammen aus einem sogenannten Let’s-Play-Video auf Youtube; bei dieser Art von Clips filmen sich Gamer beim Zocken. Man sieht in der Regel das, was im Spiel passiert, sowie die Spielenden auf einem geteilten Bildschirm. Dass bei diesem «Let’s Play» etwas anders ist, verrät nur der Bildausschnitt der Gamerin. Ihre Hände haben gelebt.

Die Cassette Vision entfachte bei Mori die Gaming-Leidenschaft

Die Hände am Controller gehören Hamako Mori, sie ist laut «Guinness World Records» die älteste Youtube-Gamerin der Welt. Am 18. Februar 1930 kam sie im Tokioter Stadtteil Asakusa zur Welt. Ihre Fans kennen sie als Gamer Grandma, so lautet auch der Name ihres Youtube-Kanals. Etwas über 400’000 Abonnentinnen hat sie, ihre Videos werden bis zu vier Millionen Mal angesehen.

Auch wenn ihre Popularität relativ neu ist – sie lädt seit 2014 Videos zu Youtube hoch, erst seit zwei Jahren verzeichnet sie steigende Zuschauerzahlen –, ist Mori eine Gaming-Veteranin. Ihre Begeisterung für Videospiele begann bereits 1981, als sie sich die damals neue Cassette Vision zulegte. Auf der damals in Japan sehr populären Konsole gab es Versionen von «Pacman» oder «Donkey Kong» zu spielen.

Sie habe sich damals (immerhin schon 51-jährig) gedacht, es sei doch ungerecht, dass nur junge Leute spielen dürften. Und legte los, zuerst im stillen Kämmerchen, seither hat sie über 200 Spiele gespielt.

Knapp 40 Jahre später lebt sie das Leben einer Influencerin: In einem Unboxing-Video (auch so eine populäre Videokategorie) packt sie eine neue Spielekonsole aus, in einem anderen, als ein Computerhersteller ihr einen neuen Rechner schenkt, stellt sie ihn ausführlich vor. Dennoch sticht sie mit ihrer Art aus der Masse heraus: Ihre Videos beginnt sie mit einem Konnichiwa – «Guten Tag» auf Japanisch – und einer kurzen Verbeugung. Und Humor hat sie auch. In ihrem Video zu «Resident Evil 3 Remake» erklärt sie trocken: «Heute spiele ich mal etwas mit dem Raketenwerfer.»

Bei «Grand Theft Auto V» fühlt sie sich wie in einem Film

Die alten Geräte behält Mori, für sie sind sie mit Erinnerungen verbunden. Bei ihr daheim stapeln sich die Verpackungen alter Konsolen: Eine PC Engine liegt da rum, eine N64, eine alte Playstation. Bis vor kurzem habe sie sich nicht so recht an Actionspiele gewagt, weil sie den Eindruck hatte, sie wären schwer zu spielen. Doch irgendwann erlag auch sie den modernen Grafiken und den schier unendlichen Möglichkeiten, die diese Spiele bieten. Ihr Favorit: «Grand Theft Auto V». Da komme sie sich vor wie in einem Film, sagt sie.

Dass das Spielen sie jung halte, wie sie den Besuchern von «Guinness World Records» erzählt, glaubt man der Frau mit der grossen Brille und dem grauen Pferdeschwanz gerne. Ihre Finger bedienen den Konsolen-Controller mit der antrainierten Routine von mehreren Jahrzehnten, und im Umgang mit Zombies ist sie nicht gerade zimperlich.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Die Routine hat sie sich hart erarbeitet: Sie spiele sechs bis acht Stunden täglich, früher sei es noch mehr gewesen. Dass sie etwas Besonderes ist, weiss sie: Sie bezweifelt, dass es weltweit viele andere Gamerinnen in ihrem Alter gibt, und auch wenn sie es begrüssen würde, wenn weitere Senioren mit dem Zocken beginnen würden, hat sie wenig Hoffnung, dass ihre Landsleute auf den Trend aufspringen.

Aber sie selbst will weiterspielen, solange es geht. Auf die Playstation 5 sei sie besonders gespannt; sie soll noch in diesem Jahr auf den Markt kommen.

Und Deacon St. John? Der hat seine Mission erfüllt, natürlich.