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Nie vergessen
Diana, die untote Prinzessin

Lady Diana trägt die Farben Kanadas während eines Besuchs in Edmonton in der kanadischen Provinz Alberta.
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Das Ende war brutal. Nach nur 33 Aufführungen war am Sonntag Schluss mit «Diana: The Musical» am New Yorker Broadway. Die Produktion war als «open run» angekündigt worden, «läuft bis auf weiteres» – kein Wunder, bei diesem Thema.

Doch das Musical wurde verrissen, der von Netflix ausgestrahlten Filmversion der Aufführung erging es ähnlich. So realsatirisch dürfe man das Drama der Lady Di nicht aufführen, schrieben die Zeitungen; die Kritiker bebten.

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Ihre Heftigkeit bestätigt den Befund, dass Diana Spencer bald 25 Jahre nach ihrem Unfalltod weiter als Fee durch die Welt schwebt. Sie ist eine untote Heilige geworden, und wehe denen, die diesen Eindruck mit einem vulgären Musical profanieren. Immer neue Bücher erscheinen über die tote Prinzessin, auf mehreren Kanälen werden Dokumentarfilme über sie gezeigt, ihr berühmtes Rächerinnen-Interview mit dem Journalisten Martin Bashir von 1995 ging auf Youtube viral. Und löste eine weitere Kontroverse aus, als im Mai bekannt wurde, dass Bashir ein Dokument gefälscht und Diana damit getäuscht hatte. Die BBC, die das jahrelang vertuscht hatte, musste sich von ihm distanzieren.

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Parallel zum gescheiterten Broadway-Musical ist in den USA das Biopic «Spencer» angelaufen, Kirsten Stewart bekommt gute Kritiken für ihre Hauptrolle. Zudem dominiert Diana auch die vierte Netflix-Staffel von «The Crown», der exzellent besetzten, opulent gedrehten Erfolgsserie. Peter Morgan, der sich schon in anderen Produktionen als Bauchredner der Royals profiliert hatte, schrieb das Drehbuch.

Die Kälte der Royals

Ausgerechnet die Darstellerin von Diana aber, die Schauspielerin Emma Corrin, wird ihrem Vorbild nicht gerecht, weil sie zu sehr auf Diana als Opfer fokussiert. Umso glaubwürdiger stellt «The Crown» dar, was schon «The Queen» von Stephen Frears 2006 über die Woche nach Dianas Tod aufgezeigt hatte: mit welcher Kälte die Royals auf die junge Prinzessin reagierten. Zu Lebzeiten und über ihren Tod hinaus. Womit sie einen Grossteil der britischen Bevölkerung gegen sich aufbrachten.

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Was machte Diana aus, dass die Erinnerung an sie weiterleuchtet? Sie sei «the people’s princess» gewesen, sagte der eben gewählte Labour-Premier Tony Blair nach ihrem Tod. Die Hochzeit von Diana und Prince Charles hatten 7,5 Millionen Menschen am Fernsehen gesehen. Bei ihrem Begräbnis waren es über 2,5 Milliarden.

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So vieles sprach für sie

Wie wäre die Prinzessin in diesen deprimierenden Zeiten von Brexit und Corona in der Öffentlichkeit aufgetreten? Man kann sich vorstellen, wie telegen sie kranke Menschen umarmen und dem Land einen einigenden Trost vermitteln würde. Denn Diana erreichte zu Lebzeiten selbst jene, die sich bei den Royals nie einig werden konnten: Als junge Frau verkörperte sie das moderne Britannien, ohne dass sie als Prinzessin dessen Tradition verleugnete.

So vieles sprach märchenhaft für sie. Sie arbeitete als Kindergärtnerin und lebte mit Freundinnen in einer WG, also eine Adlige weit weg von den eisigen Palästen der Königsfamilie. Sie war eine Schönheit, sie vereinte Glamour mit Bescheidenheit, Charme und Humor. Sie war eine gute Mutter, sie setzte sich ein. Dass sie gegen Landminen protestierte und sich auf den Sohn eines Waffenhändlers einliess, ging vergessen. Dass die Royals sie verachteten, dass ihr mürrischer Gatte sie nicht liebte und sie mit psychischen Problemen zu kämpfen hatte, machte sie in der Bevölkerung noch beliebter.

«Wie werden wir ohne sie weiterleben?», fragt die libertäre Kolumnistin Julie Burchill zu Beginn ihrer Diana-Biografie mit dem ihr eigenen Übertreibungsvokabular. Und antwortet gleich selber: «We won’t.» Das Zeitalter von Diana habe eben erst angefangen, schreibt sie. «Für immer gefroren auf der Höhe ihrer Schönheit, Empathie und Macht, wird sie die Trauernde sein an jeder königlichen Hochzeit und die errötende Braut bei jeder Krönung.» Wir, das Volk, würden sie nie vergessen – und sie, die Royals, auch nicht.